Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

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Stingray
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Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Stingray » 21.03.2010, 21:21

Keine Regel-, eher eine Verhaltensfrage:

Am 1. Brett des von mir heute betreuten Oberligakampfs bemerkte ich bei meinem ersten Rundgang nach Uhrenstart (schätze mal so nach einer guten Viertelstunde) bei Weiß folgende Notation der ersten drei Züge (waren schon ein paar mehr geschehen): 1. d4 Sf6; 2. Sf3 g6; 3. g3 g6.

Jeder sieht: Dütt kann nich sein. Ein Blick aufs Brett verriet mir, dass eines der beiden g6 tatsächlich ein d6 gewesen sein musste. Ein weiterer Blick auf die schwarze Notation verriet mir auch, welches.

Nun war der Anziehende gerade am dransten und in tiefer Denkerpose versunken. Natürlich muss gemäß 8.1 die Mitschrift korrigiert werden, worauf ich nach 13.1 zu achten habe.

Um die Sache etwas "spannend" zu halten, werde ich vorerst nicht darlegen, wie ich die Situation behandelt habe, sondern die Frage mal einfach an die Schirikollegen weitergeben und ein paar Antworten abwarten. Also: Wie wärt Ihr damit umgegangen?

Werner
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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Werner » 21.03.2010, 21:44

Wenn der wahre Partieverlauf nach Lektüre der Notation des Gegners klar ist, würde ich überhaupt nicht eingreifen. Das ist doch nun ein wirklich zu vernachlässigender Regelverstoß, der niemand einen Vorteil oder Nachteil erbracht hat.

Wenn es denn unbedingt korrigiert werden soll, würde ich das nächste Zugpaar abwarten und den Spieler in dem Moment, wo der Gegner seinen nächsten Zug vollständig abgeschlossen hat, zur Korrektur anhalten.

Daniel Hendrich
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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Daniel Hendrich » 22.03.2010, 09:43

Ich würde da überhaupt nicht eingreifen. Wenn überhaupt, dann nach der Partie.

Natürlich sind hier 8.1 und 13.1 einschlägig, aber hier greift sicherlich zuerst das allseits beliebte Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters, welches ihm erlauben muss, bei derartigen Kleinigkeiten nicht einzugreifen.

Weiteres Beispiel dazu aus der OLSW:
Spieler A steht klar auf Gewinn, es sind - für jedermann erkennbar - noch 5-6 Züge bis zum Matt. Spieler A hat noch ca. anderthalb Minuten auf der Uhr, was allemal ausreichend ist. Spieler B hat noch 10 Minuten und sieht auch ,dass seine Stellung verloren ist.
Jedenfalls war es am Ende dann so, dass Spieler B nur noch schleppend und die letzten drei Züge - trotz Notationspflicht - garnicht mehr mitgeschrieben hat. Natürlich hätte ich gem. FIDE-Regeln hier eingreifen und Spieler B zur korrekten Notation ermahnen müssen. Aber wozu? Beide Spieler haben unmittelbar nach Partieende ihre Notation kommentarlos vervollständigt und bei mir abgeliefert. Dazu bedurfte es keines Wortes von meiner Seite.
Daniel Hendrich

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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von dfuchs » 22.03.2010, 09:54

Spätestens, bei einer Rekonstruktion bekommt man Probleme schon alleine wegen dem Gegner.
Ich habe in einem solchen Fall einfach erstmal abgewartet, bis der Gegner am Zug und idealerweise der betreffende Spieler aufgestanden ist und ihn dann drauf angesprochen. Der Weg der geringsten Störung ist hier mit Sicherheit angebracht.

Gruß Daniel

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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von hoppepit » 22.03.2010, 13:45

Ich muß ehrlich gestehen, so genau habe ich bisher die Partieformulare der Spieler noch nie betrachtet.
Ich schaue regelmäßig nach, ob die Anzahl der Züge übereinstimmt.

Diesen Fall sollte man meiner Meinung nach zwar nicht ignorieren, aber es besteht kein dringender Handlungsbedarf.
Ich würde den Spieler bei nächster Gelegenheit (soweit es nicht stört) darauf hinweisen.
Gruß, Peter
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Stingray
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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Stingray » 22.03.2010, 17:00

Ich weiß selbst nicht genau, warum mir das auffiel. Vielleicht habe ich nur etwas genauer hingesehen, weil ich selbst Königsindisch spiele. Wie auch immer, im Prinzip habe ich genau das gemacht, was auch Daniel schon vorgeschlagen hat: Kurzer Hinweis, als der Spieler selbst aufgestanden war und sich einen Überblick an den anderen Brettern verschafft hatte.

Georg Heinze
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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Georg Heinze » 22.03.2010, 17:38

Ich denke schon, dass ein Hinweis bei der nächsten passenden Gelegenheit angebracht ist. Bis dahin passiert ja nichts weiter, so dass jede unnötige Störung unangebracht ist.

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Re: Fehlerhafte Notation bereits in Frühphase

Beitrag von Stern » 24.03.2010, 22:48

Ich kann nur allen Vorrednern zustimmen. Der Notationsfehler ist nicht wirklich tragisch und kann im Laufe der Partie korrigiert werden.

Also einfach warten bis der Spieler sich einen Kaffee holt oder sich die Beine vertritt. Am Brett selbst würde ich ihn deswegen nicht ansprechen.
Stefan Stern
FIDE Arbiter
Badischer Schachverband

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