Zeugen?
Verfasst: 05.04.2010, 11:22
Welche Rolle spielen eigentlich Zeugen bzw. dürfen sie überhaupt eine spielen? Im FIDE-Regelwerk sind sie nicht erwähnt. Was bedeutet dies nun für einen Schiri? Darf er Zeugenaussagen für die Beurteilung eines Falles heranziehen oder nicht? Falls ja, auf welcher Grundlage handelt er dann?
Konstruierter Beispielfall:
Mannschaftskampf bei einer unteren Spielklasse (unterhalb Oberliga). Spieler A (Weiß) und B (Schwarz) kommen in Zeitnot, schreiben aber beide zunächst noch mit. Der Schiri ist auf Toilette.
Die Zeitnotschlacht beginnt erst so richtig bei etwa einer Minute jeweils für beide Seiten (keiner hat einen Zeitvorsprung von mehr als fünf Sekunden).
Davor schreiben beide Spieler jeweils bis zum 36. Zug mit. Dann fällt das Blättchen bei Spieler B. Spieler A reklamiert "Zeit". Der Schiri kommt jetzt ans Brett. Es wird rekonstruiert und die daraufhin vervollständigte Notation ergibt 40 Züge für Weiß und 39 Züge für Schwarz. Damit ein Zug zu wenig für Schwarz.
Die Schlussphase haben Mannschaftsspieler gesehen, einer aus der Mannschaft des Weiß-Spielers und fünf Mannschaftsspieler des Schwarz-Spielers (alle waren mit ihren Partien fertig und haben durchgehend die Schlussphase der ersten Zeitkontrolle beobachtet).
Alle Zeugen sagen ausnahmslos, dass über die auf der vervollständigten Notation ausgewiesenen Züge hinaus noch mindestens zwei weitere Züge geschehen sind und damit Schwarz die 40 Züge ebenso geschafft, ja sogar um einen Zug überschritten habe.
Weiß beansprucht beim Schiri den vollen Punkt wg. Zeitüberschreitung durch Schwarz. Schwarz beruft sich auf die Zeugen und beansprucht Fortsetzung der Partie.
Der Schiri hat nun drei Fakten vor sich:
a) Die nach der Rekonstruktion vervollständigte Notation, die 40 Züge für Weiß, aber nur 39 Züge für Schwarz aufweist.
b) 6 Zuschauer bzw. Zeugen, die aussagen, dass auch Schwarz die Zeitnotkontrolle geschafft habe, weil noch definitiv noch weitere Züge erfolgt seien, als auf der vervollständigten Notation aufgezeichnet.
c) Die beiden genannten Forderungen der Spieler.
Frage: Darf nun der Schiri in diesem Fall die übereinstimmenden Zeugenaussagen heranziehen, um den Fall zu bewerten oder darf er es nicht?
Chlodwig
http://www.chlodwig.com
Konstruierter Beispielfall:
Mannschaftskampf bei einer unteren Spielklasse (unterhalb Oberliga). Spieler A (Weiß) und B (Schwarz) kommen in Zeitnot, schreiben aber beide zunächst noch mit. Der Schiri ist auf Toilette.
Die Zeitnotschlacht beginnt erst so richtig bei etwa einer Minute jeweils für beide Seiten (keiner hat einen Zeitvorsprung von mehr als fünf Sekunden).
Davor schreiben beide Spieler jeweils bis zum 36. Zug mit. Dann fällt das Blättchen bei Spieler B. Spieler A reklamiert "Zeit". Der Schiri kommt jetzt ans Brett. Es wird rekonstruiert und die daraufhin vervollständigte Notation ergibt 40 Züge für Weiß und 39 Züge für Schwarz. Damit ein Zug zu wenig für Schwarz.
Die Schlussphase haben Mannschaftsspieler gesehen, einer aus der Mannschaft des Weiß-Spielers und fünf Mannschaftsspieler des Schwarz-Spielers (alle waren mit ihren Partien fertig und haben durchgehend die Schlussphase der ersten Zeitkontrolle beobachtet).
Alle Zeugen sagen ausnahmslos, dass über die auf der vervollständigten Notation ausgewiesenen Züge hinaus noch mindestens zwei weitere Züge geschehen sind und damit Schwarz die 40 Züge ebenso geschafft, ja sogar um einen Zug überschritten habe.
Weiß beansprucht beim Schiri den vollen Punkt wg. Zeitüberschreitung durch Schwarz. Schwarz beruft sich auf die Zeugen und beansprucht Fortsetzung der Partie.
Der Schiri hat nun drei Fakten vor sich:
a) Die nach der Rekonstruktion vervollständigte Notation, die 40 Züge für Weiß, aber nur 39 Züge für Schwarz aufweist.
b) 6 Zuschauer bzw. Zeugen, die aussagen, dass auch Schwarz die Zeitnotkontrolle geschafft habe, weil noch definitiv noch weitere Züge erfolgt seien, als auf der vervollständigten Notation aufgezeichnet.
c) Die beiden genannten Forderungen der Spieler.
Frage: Darf nun der Schiri in diesem Fall die übereinstimmenden Zeugenaussagen heranziehen, um den Fall zu bewerten oder darf er es nicht?
Chlodwig
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