Seite 3 von 3

Re: Bei Spielbeginn am Brett 6.6 a)

Verfasst: 10.06.2010, 21:14
von Georg Heinze
thomas.soergel schrieb:
In meiner Bezirksliga konnte bis vor fünf Jahren aufgestellt werden, wie die Vereine es für richtig hielten. Bis ein Verein einen Strohmann am Spitzenbrett meldete und diesen immer dann auf den Spielberichtsbogen schrieb, wenn sie nur zu dritt waren.
Wenn der "Strohmann" aufgestellt wurde und nicht spielte, waren sie doch nur zu dritt?
Bei uns in Sachsen würde diese Mannschaft dann als nicht angetreten gelten.

hoppepit schrieb.
Ich kann mich gut an einen Verein erinnern, der mehrere Jahre einen TOP-Spieler am Spitzenbrett hatte.
Dieser hätte normalerweise locker eine Klasse höher spielen müssen.
So hat der im Laufe der Saison meist 3 - 4 kampflose Siege eingefahren, weil die Gegner dieses Brett "freigelassen" haben!!
Dieses Beispiel hat ja an sich nichts mit dem Thema hier zu tun.
Wenn der hier genannte Verein das so macht, ist mir unklar, ob er sich damit etwas Gutes tut.
Schließlich fehlt dieser Spieler ja in einer oberen Mannschaft. Wenn der Spieler aber so übermächtig ist, hätte er die Partien sicher auch gewonnen, wenn der Gegner die Bretter besetzt hätte. Trotz allem verschenkt doch der Gegner einen möglichen Punkt, wenn er das Brett unbesetzt lässt oder hat der jeweilige Spieler in Anbetracht des Gegners "die Hosen voll"? Etwas anderes ist es, wenn das 1.Brett tatsächlich fehlt.

Man könnte noch viel über TO und kampflose Partien schreiben, aber ich bleibe dabei: man sollte immer das rechte Maß finden und eine gutgemeinte Absicht auch mit adäquaten Mitteln realisieren.

Re: Bei Spielbeginn am Brett 6.6 a)

Verfasst: 10.06.2010, 21:38
von Stingray
Georg Heinze hat geschrieben:thomas.soergel schrieb:
In meiner Bezirksliga konnte bis vor fünf Jahren aufgestellt werden, wie die Vereine es für richtig hielten. Bis ein Verein einen Strohmann am Spitzenbrett meldete und diesen immer dann auf den Spielberichtsbogen schrieb, wenn sie nur zu dritt waren.
Wenn der "Strohmann" aufgestellt wurde und nicht spielte, waren sie doch nur zu dritt?
Bei uns in Sachsen würde diese Mannschaft dann als nicht angetreten gelten.
Ich vermute mal ins Blaue hinein, in dieser Bezirksliga besteht ein Team eben nur aus vier Spielern.
hoppepit schrieb.
Ich kann mich gut an einen Verein erinnern, der mehrere Jahre einen TOP-Spieler am Spitzenbrett hatte.
Dieser hätte normalerweise locker eine Klasse höher spielen müssen.
So hat der im Laufe der Saison meist 3 - 4 kampflose Siege eingefahren, weil die Gegner dieses Brett "freigelassen" haben!!
Dieses Beispiel hat ja an sich nichts mit dem Thema hier zu tun.
Wenn der hier genannte Verein das so macht, ist mir unklar, ob er sich damit etwas Gutes tut.
Schließlich fehlt dieser Spieler ja in einer oberen Mannschaft. Wenn der Spieler aber so übermächtig ist, hätte er die Partien sicher auch gewonnen, wenn der Gegner die Bretter besetzt hätte. Trotz allem verschenkt doch der Gegner einen möglichen Punkt, wenn er das Brett unbesetzt lässt oder hat der jeweilige Spieler in Anbetracht des Gegners "die Hosen voll"? Etwas anderes ist es, wenn das 1.Brett tatsächlich fehlt.

Man könnte noch viel über TO und kampflose Partien schreiben, aber ich bleibe dabei: man sollte immer das rechte Maß finden und eine gutgemeinte Absicht auch mit adäquaten Mitteln realisieren.
Genau! Die gut gemeinte Absicht solcher Regeln ist die Umsetzung der sportlichen Realität: Wenn einer Mannschaft an einem Spieltag nur sieben Leute zur Verfügung stehen, sind dies logischerweise die sieben stärksten. Dann haben die dementsprechend auch die Bretter 1-7 zu besetzen. Das Argument, manchmal wisse man ja nicht, ob der fehlende Spieler noch auftaucht, lasse ich einfach nicht gelten - schon gar nicht mehr heutzutage, wo Handys und deren Artverwandte dermaßen um sich gegriffen haben. In gefühlten 97,46%+x aller mir untergekommenen Fälle, in denen ein Spieler zu Spielbeginn nicht anwesend war, wusste die entsprechende Mannschaft sehr genau, ob derjenige noch auftaucht. Und ein Verein, der das tatsächlich nicht hinbekommt, hat meines Erachtens nach ernsthafte Probleme. Schließlich sprechen wir hier immer noch von einem System des sportlichen Wettkampfs, nicht von einer Kneipenrunde. Sind Schachspieler denn wirklich so viel undisziplinierter als Fußballer/Handballer/Tischtennisspieler/...? Da kenne ich doch die gute alte Regel "Zu spät kommen kostet einen Kasten". Beim Schach wird ein solches Verhalten aber aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen viel zu oft einfach hingenommen.

Re: Bei Spielbeginn am Brett 6.6 a)

Verfasst: 11.06.2010, 08:13
von Georg Heinze
Im großen und ganzen könnte ich die Meinung von stingray teilen, wenn, ja wenn alle Schachspieler seine oder meine Einstellung zur Sportart Schach hätten.
Stingray schrieb:
Wenn einer Mannschaft an einem Spieltag nur sieben Leute zur Verfügung stehen, sind dies logischerweise die sieben stärksten. Dann haben die dementsprechend auch die Bretter 1-7 zu besetzen.
Wenn es sich bspw. um die Bretter 2 - 6 und 2 Ersatzspieler handelt, sind das eben nicht die 7 stärksten Spieler.
In Analogie dessen werden demzufolge die Bretter 2 - 8 besetzt, es sei denn, die TO schreibt etwas anderes vor.
Warum? Die einzige sinnvolle Begründung lautet: Brett 1 ist mehr wert als Brett 8!
Wie gesagt, ich halte dieses "Zwangsaufrücken" für nicht besonders sinnvoll, zumal mit der hier bereits mehrfach genannten Konsequenz.
Noch ein anderes Beispiel: Beide Mannschaften haben nur 7 Spieler zur Verfügung, es fehlt in der einen Mannschaft Brett 1 und in der anderen Mannschaft Brett 2. Im Normalfall bleiben diese Bretter unbesetzt und es können 8 Punkte erspielt/verteilt werden. Muss aufgerückt werden, bleibt das 8.Brett frei und es gibt insgesamt nur 7 Punkte. Nun kenne ich die TO nicht genau, aber in vielen LV gibt es die Regelung, dass mindestens 4 Punkte für einen Mannschaftspunkt und mindestens 4.5 Punkte für einen Mannschaftssieg nötig sind. Geht der Kampf nun 3,5 : 3,5 aus, gucken beide Mannschaften in die Röhre. Gewollter Nebeneffekt?
Wie gesagt - man kann das "Zwangsaufrücken" gut heißen oder nicht-, wenn es aber dazu führt, dass u.U. unangemessen hohe "Nebenwirkungen" entstehen, dann halte ich sie nicht mehr für sinnvoll.

stingray schreibt:
Das Argument, manchmal wisse man ja nicht, ob der fehlende Spieler noch auftaucht, lasse ich einfach nicht gelten - schon gar nicht mehr heutzutage, wo Handys und deren Artverwandte dermaßen um sich gegriffen haben. In gefühlten 97,46%+x aller mir untergekommenen Fälle, in denen ein Spieler zu Spielbeginn nicht anwesend war, wusste die entsprechende Mannschaft sehr genau, ob derjenige noch auftaucht.
In aller Regel gehen die Kämpfe nicht zum festgelegten Spielbeginn los, sondern 2, 3 oder noch mehr Minuten später. Meistens ist es sogar die Heimmannschaft, die noch mit dem Aufbau der Bretter zu tun hat oder eben einfach noch auf Spieler wartet. So sollte es nicht sein, aber es ist gängige Praxis.
Wenn nun wirklich noch ein Spieler fehlt -so wie hier geschildert und ohne Handy- so wird er aufgestellt, weil man ja weiß, er kommt mit Sicherheit. Da muss man aber seine Spieler kennen und da kennt man auch die "Pappenheimer".
Im Übrigen haben m.E. immer noch 10% aller Leute kein Handy (gefühlt) oder nehmen es zum Schach wegen des Handyverbots erst gar nicht mit (wie auch ich).

Re: Bei Spielbeginn am Brett 6.6 a)

Verfasst: 11.06.2010, 08:53
von thomas.soergel
hoppepit hat geschrieben:
thomas.soergel hat geschrieben:Kein Verein wird normalerweise absichtlich zu einem Kampf zu siebt antreten.
Da habe ich durchaus andere Erfahrungen.
Ich kann mich gut an einen Verein erinnern, der mehrere Jahre einen TOP-Spieler am Spitzenbrett hatte.
Dieser hätte normalerweise locker eine Klasse höher spielen müssen.
So hat der im Laufe der Saison meist 3 - 4 kampflose Siege eingefahren, weil die Gegner dieses Brett "freigelassen" haben!!
Es kommt wahrscheinlich auf die Liga an. Auf der Ebene der bayerischen Schachjugend nahm ein solches Ausbremsen der Spitzenbretter überhand, dass man die Aufrückregelung einführte. Bei den Erwachsenen und in meinem Bezirk konnte ich das nicht beobachten, so dass hier kein Handlungsbedarf besteht.
Im Übrigen, es ist auch gegen Topspieler unsinnig, den Punkt kampflos wegzuwerfen. Mir gelang es z.B. mit unserer Zweiten Mannschaft, einem GM auf Kreisebene ein Remis abzunehmen, eine Überraschung ist also immer mal drinnen.