"Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

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JoergWeisbrod
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"Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

Beitrag von JoergWeisbrod » 23.12.2011, 15:28

Was bedeutet "Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren ?
Schnell- und Blitzschach:
FIDE A4a):Sobald jeder Spieler drei Züge vollständig abgeschlossen hat, kann eine falsche
Figurenaufstellung, Brettausrichtung oder Uhrzeigerstellung nicht mehr
beanstandet werden. Im Falle einer vertauschten Aufstellung von König und
Dame ist die Rochade mit diesem König nicht erlaubt.


Eine Digitaluhr kann noch viel fälscher eingestellt sein, als eine Analoguhr (letztere nur max. eine Stunde zuviel).

Fall A: Die Digitaluhr könnte versehentlich 2h pro Spieler anzeigen. Die beiden Spieler könnten sich insgeheim sogar darauf einigen, vorher die Uhr auf 2h (oder mehr) einzustellen.
Ich vermute, dass nur die Spieler es nicht beanstanden können und das der SR immer noch die Zeit korrigieren wird.
Ansonsten würde der Turnierplan etwas durcheinander geraten.

Fall B: Wenn bei Fall A aus irgendeinem Grund der SR nicht korrigiert hat, was passiert, wenn die Uhr aufgrund von Defekt ausgetauscht werden muss, oder die Stellung aufgrund von FIDE 7.5 zurückgesetzt werden muss.
Wird die einzustellende Bedenkzeit nun ermittelt unter der Annahme, dass zu Beginn die Einstellung richtig gewesen wäre, oder indem die falschen Einstellungen zugrundegelegt werden ?

Fall C: Die Digitaluhr ist nach der vorigen Partie noch nicht wieder eingestellt worden. Eine Seite ist abgelaufen.
Kann der andere nach drei Zügen auf ZÜ reklamieren ?

Fall D: Die Digitaluhr ist nach der vorigen Partie noch nicht wieder eingestellt worden. Beide Seiten sind abgelaufen.
Ist die Partie nach drei Zügen remis, wenn einer der Spieler reklamiert oder der SR es sieht ?
Jörg

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Georg Heinze
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Re: "Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

Beitrag von Georg Heinze » 23.12.2011, 17:03

Ohne auf die Fragen im Detail einzugehen, gibt es den FIDE-Art. 6.10, der ja grundsätzlich auch im Schnell- und Blitzschach gilt:
6.10 a) Jede Anzeige auf den Uhren ist bindend, sofern kein offensichtlicher Mangel vorliegt. Eine Schachuhr mit einem offensichtlichen Mangel muss ersetzt werden. Der Schiedsrichter ersetzt die Uhr und bestimmt nach bestem Ermessen, auf welche Zeiten die Ersatzuhr zu stellen ist.
b) Wenn während einer Partie festgestellt wird, dass die Einstellung einer oder beider Uhren unrichtig war, muss einer der Spieler oder der Schiedsrichter sofort die Uhren anhalten. Der Schiedsrichter muss die richtige Einstellung vornehmen und die Zeiten und den Zugzähler anpassen. Er bestimmt nach bestem Ermessen die richtigen Einstellungen.
Allerdings bleibt ein Teil der Fragen danach noch offen.
Da ich nicht der Experte für Schnell- und Blitzschach bin, kann diese Fragen vielleicht jemand anderes besser beantworten.

Stingray
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Re: "Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

Beitrag von Stingray » 23.12.2011, 21:38

Georg Heinze hat geschrieben:Da ich nicht der Experte für Schnell- und Blitzschach bin, kann diese Fragen vielleicht jemand anderes besser beantworten.
Oder Experte für überhaupt irgendetwas... - aber lassen wir das mal.

Abhilfe schafft hier mal wieder der Blick in die Originalfassung:
Once each player has completed three moves, no claim can be made regarding incorrect piece placement, orientation of the chessboard or clock setting.
  1. "Claim" bezeichnet einen Antrag, das schließt also nur Spieleranträge aus. Ein Schiedsrichter beantragt nichts, er entscheidet.
  2. Hier steht nur etwas von "clock setting", also Uhreinstellung. Kein Wort von Zeigern, demnach schließt dieser Paragraph Digitaluhren ein.
Kommen wir nun zu den doch teilweise absurden Fallbeispielen:

Fall A: Natürlich kann der Schiedsrichter in einem solchen Fall auch noch nach dem dritten Zug eingreifen. Im allgemeinen wird er die Spieler bei einer solchen Nummer auch zur Rede stellen und ggf. Strafen verhängen. So etwas passiert nicht aus Versehen.

Fall B: Das ist doch wohl nicht ernst gemeint, oder? Sobald der Schiri die Uhr in die Hand kriegt, stellt er selbstverständlich die zum Turnier passende Zeit ein!

Fall C: Reklamieren kann man immer etwas, aber die Frage ist, ob die Reklamation durchkommt. So unfair es erscheinen mag, das sehe ich in diesem Fall als gegeben an (sofern beide Seiten ihre drei Züge vollständig abgeschlossen haben). Wäre bei der Analoguhr ja genauso, wenn die nicht zurückgestellt wurde.

Fall D: Aus der Antwort zu C ergibt sich hier ein klares "Ja".

Georg Heinze
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Re: "Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

Beitrag von Georg Heinze » 23.12.2011, 22:13

Stingray schrieb:
Oder Experte für überhaupt irgendetwas... - aber lassen wir das mal.
Was sollen solche Sätze?
Ich denke, hier im Forum geht es weniger um die Einschätzung der hier Schreibenden, sondern um Fragen und deren Beantwortung. Jedenfalls sehe ich das so.

JoergWeisbrod
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Re: "Uhrzeigerstellung" bei Digitaluhren

Beitrag von JoergWeisbrod » 29.12.2011, 23:05

Stingray hat geschrieben:Fall A: Natürlich kann der Schiedsrichter in einem solchen Fall auch noch nach dem dritten Zug eingreifen. Im allgemeinen wird er die Spieler bei einer solchen Nummer auch zur Rede stellen und ggf. Strafen verhängen. So etwas passiert nicht aus Versehen.
Ich glaube, wenn der SR es nicht gesehen hat und keine Zeugen zur Verfügung stehen, wird eine Bestrafung schwerfallen.
Ansonsten neige ich Deiner Meinung zu, der SR könne von sich aus auch nach den drei Zügen eingreifen. Jedoch frage ich mich dann, ob der SR nicht auch wegen der falschen Figurenaufstellung später noch eingreifen könnte/müsste. Immerhin wird beides in einem Atemzug in A4a) genannt.
Stingray hat geschrieben:Fall C: Reklamieren kann man immer etwas, aber die Frage ist, ob die Reklamation durchkommt. So unfair es erscheinen mag, das sehe ich in diesem Fall als gegeben an (sofern beide Seiten ihre drei Züge vollständig abgeschlossen haben). Wäre bei der Analoguhr ja genauso, wenn die nicht zurückgestellt wurde.
Die falsche Einstellung (Zeigerstellung) einer Analoguhr wird man kaum sofort (nach drei Zügen) als "abgelaufen" interpretieren können. Nur Digitaluhren können schon bei Spielbeginn abgelaufen sein, auf einer oder gar beiden Seiten. Vielleicht kann der SR nach der Reklamation eines Spielers auf ZÜ des Gegners oder wenigstens Remis wegen zwei gefallenen Blättchen immer noch den 6.10 b) heranziehen und die Uhren neu einstellen, da die Partie ja auch nach einer solchen Reklamation für die Überprüfung der Korrektheit der Reklamation noch läuft.
Jörg

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