Telefonieren während einer Schachpartie?

Alexander
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Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Alexander » 06.02.2012, 18:58

Ist Telefonieren während einer laufenden Schachpartie erlaubt? Habe vor kurzem einen Schachspieler bei einem Mannschaftskampf gesehen, der mit seiner Frau telefoniert hat. Nur um ihr mitzuteilen, wie lange es noch dauert.

Meiner Meinung nach verliert man sofort die Schachpartie. Aber darf man als Außenstehender (bzw. als Mannschaftsführer) eingreifen?

Gruß
Alexander

dfuchs
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von dfuchs » 06.02.2012, 22:52

Also,

wenn es neutrale Schiedsrichter gibt, dann greift höchsten der ein.
Bei den Mannschaftsführern ohne neutralen Schiedsrichter schaue man bitte in die zuständige TO wer da eingreifen darf.

Zum Fall selbst. Es darf kein Spieler ein elektronisches Kommunikationsmittel verwenden. Außer der Schiedsrichter erlaubt es, was er aber in der Regel nicht tun wird.

Wer es ohne Erlaubnis benutzt verliert direkt.

Grüße Daniel

thomas.soergel
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Frage des SR

Beitrag von thomas.soergel » 07.02.2012, 10:11

Die meisten Turnierordnungen bestimmen immer einen SR, auch wenn die Liga nicht mit neutralen SR beschickt wird. Ob dieser vor dem Kampf benannt werden muss, ob dies die Mannschaftsführer gemeinsam machen und im Zweifel der Heimmannschaftsführer entscheidet oder wie dieser auch immer gefunden ist, sei dahingestellt.
Aber auch dieser SR ist SR mit allen Rechten und Pflichten. Und wenn er die Pflicht hat, die Zeitkontrollen durchzuführen, dann sicher auch die Überwachung des Verbots elektronischer Kommunikationsmittel. Insofern hat er auch das Recht, bei unerlaubtem Telefonieren den Partieverlust zu erklären.
Allerdings kommt es öfter vor, dass einer der MF das fehlende Mitglied seiner Mannschaft anrufen will. Hier wird dann ja auch in der Regel kulanter Weise gestattet, zu telefonieren. Aber man muss sich die Erlaubnis vorher beim SR holen.
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Alexander
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Alexander » 07.02.2012, 21:51

Ich habe es mir schon fast gedacht. Ich durfte nicht eingreifen, der Mannschaftsführer wollte nicht eingreifen. Somit bleibt es leider beim 3-3. :(

Warum ist Schach so schwierig? :lol: :mrgreen:

Gruß Alexander

realpatzer
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von realpatzer » 07.02.2012, 23:21

Hallo lieber Alexander,

wahrscheinlich handelte es sich um einen Punktkampf auf Kreis oder Bezirksebene. Da sollte man doch die Kirche im Dorf bzw. den Springer auf dem Brett lassen. Wir haben das schönste Hobby auf der Welt und das Problem, dass uns langsam die Gegner wegsterben. Hätte ein eventueller Protest den Regeln nach Erfolg gehabt, hättet ihr in eurer Region evtl. einen Spieler weniger.

Gruß Burkhard
Im Schach geht es nicht um Leben oder Tod -
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Georg Heinze
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Georg Heinze » 08.02.2012, 09:51

Alexander fragte:
Ist Telefonieren während einer laufenden Schachpartie erlaubt?
Nach den FIDE-Regeln gibt es nur eine Antwort - nein.
Natürlich gibt es Situationen und Ausnahmen, die aber in jedem Fall vom SR vorher zu genehmigen sind.
Andererseits kann ich realpatzer gut verstehen.
Die meisten Schachspieler spielen Schach mit Spaß an der Freude. Allerdings kommt Schach als Sport nicht ohne Regeln aus und das sind nun mal die FIDE-Regeln und die Turnierordnungen.
Ich habe es aber schon mehrfach erlebt, wie viele Schachspieler über das sogen. Handyverbot denken: da wird die Partie trotzdem weiter gespielt, obwohl das Handy ein verdächtiges Geräusch von sich gegeben hat. Da wird remis vereinbart, obwohl beim besser Stehenden die Weckfunktion anschlug usw. usf.
Da steht bei diesen Spielern der Spielgedanke im Vordergrund und nicht ein evtl. zum Punktgewinn führendes Handygeräusch.
Ich persönöich finde den Handyparagraphen in seiner jetzigen Form im bezahlten Schach noch für angemessen, aber im Amateurbereich eher dem Schachsport abträglich.
Ändert allerdings nichts daran, wie ich im Falle eines Falles entscheiden muss.

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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Chlodwig » 16.02.2012, 01:09

Georg Heinze hat geschrieben: Ich persönöich finde den Handyparagraphen in seiner jetzigen Form im bezahlten Schach noch für angemessen, aber im Amateurbereich eher dem Schachsport abträglich.
Ändert allerdings nichts daran, wie ich im Falle eines Falles entscheiden muss.
Georg Heinze hat geschrieben: Ich persönöich finde den Handyparagraphen in seiner jetzigen Form im bezahlten Schach noch für angemessen, aber im Amateurbereich eher dem Schachsport abträglich.
Ändert allerdings nichts daran, wie ich im Falle eines Falles entscheiden muss.
Ich meinerseits halte den Artikel sowohl für das bezahlte als auch für das Amateurschach gleichermaßen für angemessen und gerade bei den Amateuren für sehr zuträglich! Gäbe es diesen Artikel nicht - und diese Zeiten hatten wir ja durchaus - wäre das Klingeln besonders bei Amatueren mehr oder weniger an der Tagesordnung. Da gibt es durchaus Fälle, die ich aus eigener Anschauung kenne, als es den Artikel 12.3 in seiner jetzigen Form noch nicht gab.

Und was das mit dem "im Falle eines Falles entscheiden MUSS" angeht, so ist das sicher richtig, aber nur theoretischer Wunschgedanke. Denn auch hier gibt es Gegenbeispiele. Nicht jeder Schiri bringt jene Neutralität mit, die von ihm gefordert und erwartet werden kann.
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Georg Heinze
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Georg Heinze » 16.02.2012, 11:01

Chlodwig hat geschrieben:
Ich meinerseits halte den Artikel sowohl für das bezahlte als auch für das Amateurschach gleichermaßen für angemessen und gerade bei den Amateuren für sehr zuträglich!
Es kann ja jeder seine Meinung haben!
Vor Jahren, als der DSB vorpreschte und der Handyparagraph noch nicht von der FIDE beschlossen war, hatte ich in meinem Zuständigungsbereich eine Formulierung in der Ausschreibung, dass bei Handyklingeln eine Verwarnung ausgesprochen wird und im Wiederholungsfall mit Partieverlust zu ahnden ist. Ergebnis: es gab in 2 Jahren weder eine Verwarnung und demzufolge auch keinen Partieverlust wegen Handyklingeln.
Man sollte also -zumindest im Amateurbereich- die Kirche im Dorf lassen.
Ich denke mal, der Mitgliederschwund hat mit dem Handyparagraphen so gut wie nichts zu tun, aber falls doch, dann eher nicht wegen der Handygeräusche, sonder eher damit, wenn jemand dadurch einen Partieverlust hinnehmen muss.
Und was das mit dem "im Falle eines Falles entscheiden MUSS" angeht, so ist das sicher richtig, aber nur theoretischer Wunschgedanke. Denn auch hier gibt es Gegenbeispiele. Nicht jeder Schiri bringt jene Neutralität mit, die von ihm gefordert und erwartet werden kann.
Soll das etwa heißen, dass Du SR kennst, die bei Handyklingeln nicht auf Partieverlust entscheiden? Höre ich das erste Mal.
Wenn es aber doch so sein sollte, dann heißt das für mich, dass es der betreffende SR eben nicht so eng handhabt und vordergründig das Schachspielen sieht und nicht die Bestrafung.

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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Chlodwig » 17.02.2012, 12:01

Georg Heinze hat geschrieben: Es kann ja jeder seine Meinung haben!
Danke für die deinige!
Georg Heinze hat geschrieben: Ich denke mal, der Mitgliederschwund hat mit dem Handyparagraphen so gut wie nichts zu tun, aber falls doch, dann eher nicht wegen der Handygeräusche, sonder eher damit, wenn jemand dadurch einen Partieverlust hinnehmen muss.
Von Mitgliederschwund habe ich gar nicht gesprochen. Sollte aber jemand wegen des mobilen Telefonverbots der FIDE aus einem Klub oder gar Verband austreten wollen - dann bitteschön! Auf solche "Schachfreunde" können wir gut und gerne verzichten! Denn wo kämen wir hin, wenn wir solche Leute dulden müssten, die bestimmte Regeln - und sei es nur eine wie diese - einfach nicht akzeptieren?
Georg Heinze hat geschrieben: Soll das etwa heißen, dass Du SR kennst, die bei Handyklingeln nicht auf Partieverlust entscheiden?
Genau das!
Georg Heinze hat geschrieben:Höre ich das erste Mal.
Wie heißt es so schön - irgendwann ist immer das erste Mal! :)
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Georg Heinze » 17.02.2012, 13:19

Lieber chlodwig, ich finde es gut, dass man sich in einem Forum austauschen kann, ohne sich zu beleidigen, wie es mitunter leider vorkommt.
Du hast den Zusammenhang mit dem Mitgliederschwund nicht hergestellt, das war ich.
Mir ging es bei der Aussage darum, dass der Mitgliederschwund ja Ursachen hat, die vielfältig sind. Eine der Ursachen sehe ich aber darin, dass überspitzte Forderungen manch Ärgernis bringen und auch zu einem Austritt führen
können
.
In meinem Verein wurde z.B. auch das Einhalten des Handyverbots durchzusetzen. Das ging soweit, dass die Schachfreunde ansonsten das Turnier nicht mitspielen oder gar aus dem Verein austreten. Natürlich ist ein Handyklingeln immer störend, aber es gibt nun mal Schachfreunde, die z.B. Bereitschaftsdienst haben. Im übrigen habe ich schon Ausschreibungen gelesen, dass das Handyverbot bei disem Turnier nicht gilt, meines Wissens sogar bei der offiziellen Senioren-Meisterschaft.
Es sind also nicht nur Spieler, sondern auch mancher Funktionär oder eben auch SR, die das offensichtlich etwas diffiziler sehen.
Der Fragesteller wollte allerdings eine Antwort, wie es nach den Regeln zu handhaben ist, wobei nicht zu erkennen ist, ob er ein Handy meint oder aber z.B. ein Festnetztelefon. Spielt aber m.E. auch keine Rolle.
Im übrigen:
Denn wo kämen wir hin, wenn wir solche Leute dulden müssten, die bestimmte Regeln - und sei es nur eine wie diese - einfach nicht akzeptieren?
Ich lese aber hier im Forum immer mal, dass es gewisse Leute gibt, die die Regeln nicht akzeptieren, weil sie es anders (falsch?) lesen. Wollen wir die wirklich alle einbüßen?

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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Chlodwig » 17.02.2012, 15:07

Georg Heinze hat geschrieben:Lieber chlodwig, ich finde es gut, dass man sich in einem Forum austauschen kann, ohne sich zu beleidigen, wie es mitunter leider vorkommt.
Lieber Georg, ganz Deiner Meinung!
Georg Heinze hat geschrieben: Du hast den Zusammenhang mit dem Mitgliederschwund nicht hergestellt, das war ich.
Ok.
Georg Heinze hat geschrieben:
Mir ging es bei der Aussage darum, dass der Mitgliederschwund ja Ursachen hat, die vielfältig sind. Eine der Ursachen sehe ich aber darin, dass überspitzte Forderungen manch Ärgernis bringen und auch zu einem Austritt führen können.
Ebenso hier meine Zustimmung. Natürlich sollte man differenzieren. Wenn es um ein kleines Vereinsturnier in Hinterdingskärschel geht, bei dem es ohnehin niemanden stört, wenn in der fröhlichen Spielabendeintracht (es geht ja dann in aller Regel nicht um Auf- oder Abstieg, DWZ und Sach- oder Geldpreise) ein Handy klingelt, macht es keinen Sinn und ist kontraproduktiv, so etwas zu ahnden.
Im Übrigen wird es keinen Schiri mit halbwegs Verstand geben, der einem Schachfreund mit Bereitschaftsdienst das Handy verbietet – auch bei größeren Turnieren als das so bezeichnete in Hinterdingskärschel.
Georg Heinze hat geschrieben: Ich lese aber hier im Forum immer mal, dass es gewisse Leute gibt, die die Regeln nicht akzeptieren, weil sie es anders (falsch?) lesen. Wollen wir die wirklich alle einbüßen?
Sicher gibt es gewisse Leute, die die Regeln falsch lesen. Diese sollte man aufklären. Denn gerade was die Regeln anlangt, ist es sicher sinnvoll dazu zu lernen. Das hat noch niemanden geschadet.
Dann gibt es aber auf der anderen Seite gewisse Leute, die die Regeln nicht akzeptieren, weil sie sie BEWUSST falsch lesen, beispielsweise mit der berühmt-berüchtigten Vereinsbrille. Sie erweisen unserem Schachsport damit alles andere als einen guten Dienst. Das Phänomen gibt es leider, und es ist alles andere als leicht ihm beizukommen.
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Georg Heinze » 17.02.2012, 17:59

Danke, Chlodwig, da liegen wir ja eng beieinander!
Aber noxch eins:
Wenn es um ein kleines Vereinsturnier in Hinterdingskärschel geht, bei dem es ohnehin niemanden stört, wenn in der fröhlichen Spielabendeintracht (es geht ja dann in aller Regel nicht um Auf- oder Abstieg, DWZ und Sach- oder Geldpreise) ein Handy klingelt, macht es keinen Sinn und ist kontraproduktiv, so etwas zu ahnden.
Soweit ok. Nun gibt es aber welche, die auch gern für das Vereinsturnier in Hinterdingskärschel das Handy-Klingel-Verbot einführen und durchsetzen möchten.
Es ist eben einfach die Frage, für wen manche FIDE-Regel gemacht ist. Natürlich für FIDE-Veranstaltungen und sicher auch für nationale Meisterschaften. Ich habe aber ernsthafte Zweifel, ob man z.B. beim Handy-Verbot (aber auch bei anderen Regeln) wirklich auch an Hinterdingskärschel oder an die unterste Staffel einer Kreisklasse gedacht hat. Und genau da ist eben manche Regel eher kontraproduktiv. Vielleicht sollte man ernsthaft darüber nachdenken, welche Regel auch in den untersten Ebenen gelten muss und welche nicht oder nur bedingt.

gervan
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von gervan » 19.02.2012, 22:41

Also ich persönlich fände es schön wenn der Schiedsrichter zumindest anders entscheiden dürfte.

Georg Heinze
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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Georg Heinze » 20.02.2012, 14:23

Gerade in diesem Punkt lassen die FIDE-Regeln keinen Spielraum zu.
Die Nationalen Verbände können eigentlich nur dann etwas regeln, wenn es nicht der FIDE-Regel an sich widerspricht.
Wenn es sich um unterklassige Turniere handelt, die weder das Erringen einer Norm zulassen, noch ELO-gewertet werden, wird sich die FIDE aber kaum drum kümmern.
Wenn dann noch in der Ausschreibung ein entsprechender Hinweis steht, wird das sicher auch allseits akzeptiert.

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Re: Telefonieren während einer Schachpartie?

Beitrag von Steffan Uhlenbrock » 17.07.2012, 23:42

Es darf dann jedoch abschließend angeführt werden, dass nicht FIDE-konforme Partien auch nicht einer DWZ-Auswertung zugeführt werden dürfen. Da dies im allgemeinen jedoch in der Ausschreibung fixiert ist, muss somit auch strikt nach FIDE-Schachregeln ohne Zuwiderhandlung entschieden werden.

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