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Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 23.01.2014, 04:13
von Alexander
In meinem Bezirk (Bezirksliga, Kreisliga, ...) steht in der TO drin:
Im Turnierbereich haben Telekommunikationsmittel wie z.B. Handys ausgeschaltet zu sein. Zuwiderhandlungen haben einen sofortigen Partieverlust zur Folge. Ausnahmen sind vor der Partie festzulegen.
Da kann man gar nicht anders, als auf Verlust zu entscheiden!

Wenn in der TO drin steht, dass die Handys ausgeschaltet sein sollen, würde ich als Schiedsrichter wahrscheinlich auf Verlust entscheiden. Egal welche Liga das ist. Es könnte ja sein, dass dieser Spieler ein Schachprogramm zu Rate gezogen hat? Aber das wissen wir ja leider nicht, was der betreffende Spieler auf dem Handy gemacht hat oder macht.

Es soll ja bald auch in den neuen Fideregeln drin stehen, dass Handys im Spielsaal nichts zu suchen haben, wenn ich mich nicht irre. Dann bleibt sowieso nur noch der Partieverlust! Egal welche Liga das ist.

Ein langersehnter Wunsch von mir, ist bis heute nicht in Erfüllung gegangen, obwohl ich beim Schach schon so einiges erlebt habe. Ich möchte nämlich mal eine Schachpartie durch Handyklingeln gewinnen.

Gruß
Alexander

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 27.01.2014, 09:20
von Georg Heinze
jesre hat geschrieben:Es gibt immer die Möglichkeit die Regeln buchstabengetreu oder
sinngemäß auszulegen. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt und
für mich entschieden das man bei gewissen Fällen/Regelverstößen
die Kirche im Dorf lassen sollte.
Es gibt FIDE-Regeln, die lassen sich buchstabengetreu oder sinngemäß nicht anders interpretieren, als sie gemeint sind.
Es gibt FIDE-Regeln, die lassen sich interpretieren.
Das bekanntete Beispiel ist das, was die Handyregel anbelangt.
So steht bei der FIDE:
12.3.b) Ohne Genehmigung des Schiedsrichters ist es dem Spieler untersagt, in das Turnierareal ein Mobiltelefon oder andere elektronische Kommunikationsmittel mitzubringen, sofern diese nicht vollkommen ausgeschaltet sind.
In der Turnierordnung der 1.Bundesliga e.V. heißt es dagegen:
5.3.4 Der Schiedsrichter ist verpflichtet, den Gebrauch von Computern im Turnierareal zum Zwecke der Berichterstattung (Live-Übertragung, etc .) zu gestatten. Die Spieler dürfen während ihrer laufenden Partie keinen Zugriff auf Mobiltelefone, Computer und sonstige elektronische Geräte ohne Zustimmung des Schiedsrichters haben oder sich diesen verschaffen; das gleiche gilt für Mannschaftsführer während des Wettkampfsihrer Mannschaft.
D.h., lt. FIDE darf ich ein ausgeschaltetes Handy ohne Genehmigung des SR mitbringen, bei der 1.Bundesliga nicht, weil ich ja damit einen Zugriff hätte.

Ich will das hier nicht weiter kommentieren, weil es mir an dieser Stelle nur darum ging, dass sich FIDE-Regeln durchaus so oder so interptretieren lassen.

Vor Jahren, als es noch nicht FIDE-Regel war, aber der DSB bereits vorpreschte, hatte ich für meinen Spielbezirk festgelegt, dass das erstmalige Handyklingeln mit einer Verwarnung bestraft wird und erst im Wiederholungsfall zum Verlust führt.
Mir ging es um den Sinn dieses "Paragraphen" und nicht um das Erhaschen kampfloser Punkte.
Es gab nicht einen einzigen Vorfall und damit weder eine Verwarnung, noch einen kampflosen Verlust!
Als es dann FIDE-Regel wurde und mit Protest gedroht wurde, musste ich mich allerdings fügen.

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 29.01.2014, 00:57
von Ceterum
Georg Heinze hat geschrieben: Mir ging es um den Sinn dieses "Paragraphen" und nicht um das Erhaschen kampfloser Punkte.
Es gab nicht einen einzigen Vorfall und damit weder eine Verwarnung, noch einen kampflosen Verlust!
Als es dann FIDE-Regel wurde und mit Protest gedroht wurde, musste ich mich allerdings fügen.
Du hast aber keine Ausbildung zum Schiri, oder? - Bei so manch anderem hier ist das auch zu vermuten. Eigentlich dachte ich, das hier sei ein Schiri-Forum.

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 30.01.2014, 13:10
von Georg Heinze
Ceterum hat geschrieben: Du hast aber keine Ausbildung zum Schiri, oder? - Bei so manch anderem hier ist das auch zu vermuten. Eigentlich dachte ich, das hier sei ein Schiri-Forum.
In den 60-er Jahren war meine Erstausbildung, da war manch einer der Foristen noch gar nicht geboren. Derzeit bin ich u.a. Bezirksspielleiter.
Wenn ich allerdings mitunter einige Beiträge hier lese, da kommen auch mir Zweifel, wie derjenige zu seiner SR-Lizenz gekommen ist.
Im übrigen habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, ob nun jeder, der hier diskutiert, auch wirklich SR ist. Manch einen interessieren eben auch Regelfragen, obwohl er "nur" gewöhnlicher Schachspieler oder Mannschaftsführer ist.

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 02.02.2014, 00:10
von Ceterum
Georg Heinze hat geschrieben: In den 60-er Jahren war meine Erstausbildung, da war manch einer der Foristen noch gar nicht geboren. Derzeit bin ich u.a. Bezirksspielleiter.
Ok, wenn Du Schiri bist und das schon soooo lange, glaub ich das mit dem kampflos. Ich hatte nämlich bisher immer total Schiss, wenn ich doch mal vergessen sollte, mein Smartphone auszuschalten vor der Partie und das Ding geht los - ein Albtraum! Aber wenn man dann "nur" die Partie verliert, aber keine ELO, dann ist das ja nur halb so schlimm. Wieder was dazu gelernt!

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 03.02.2014, 10:30
von Georg Heinze
Ceterum hat geschrieben: Ich hatte nämlich bisher immer total Schiss, wenn ich doch mal vergessen sollte, mein Smartphone auszuschalten vor der Partie und das Ding geht los - ein Albtraum! Aber wenn man dann "nur" die Partie verliert, aber keine ELO, dann ist das ja nur halb so schlimm. Wieder was dazu gelernt!
Naja, es kommt darauf an: wenn das Klingeln während der Partie passiert, wird es in aller Regel ein 0 : 1 und das bedeutet, dass die Partie in die Wertung einfließt.

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 03.02.2014, 12:24
von Ceterum
Georg Heinze hat geschrieben:Naja, es kommt darauf an: wenn das Klingeln während der Partie passiert, wird es in aller Regel ein 0 : 1 und das bedeutet, dass die Partie in die Wertung einfließt.
Jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Was heißt in aller Regel? Welche Ausnahmen gibt es? Und was heißt, wenn es während der Partie passiert? Wenn es außerhalb passiert ist es doch egal, oder? Natürlich lege ich es nicht darauf an, es geht ja nur um den Fall, dass es unabsichtlich doch passieren könnte. Davor habe ich immer eine eigentlich unbegründete Angst, aber was, wenn ich es doch mal vergesse auszuschalten und das Ding geht los?

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 03.02.2014, 19:55
von dfuchs
Also klar ist 1:0 bzw. 0:1 nach dem ersten Zug.
Diskutieren kann man über die Zeit vor dem ersten Zug.
Wobei auch noch eine Unterscheidung zwischen
1. Freigabe der Runde und erster Zug
2. Vor Freigabe der Runde aber nach angesetzter Zeit
und
3. Vor angesetzter Zeit getroffen werden kann.

Ich tendiere hierbei dazu, wenn nichts im Turnierverlauf dagegen spricht vor dem ersten Zug generell +:- zu vergeben. Aber auch ich kann mir Situationen vorstellen, wo ich auch ohne Zug auf 0:1 entscheiden würde.

Grüße Daniel

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 04.02.2014, 17:59
von Georg Heinze
dfuchs hat geschrieben:Also klar ist 1:0 bzw. 0:1 nach dem ersten Zug.

Grüße Daniel
Naja, wir hatten hier im Forum den Fall, wo auch der Gegner nicht gewinnen kann, weil er nicht erscheint.
Dann gibt es noch die Fälle, wo auch der Gegner nur einen halben Punkt bekommen kann, weil das Material nicht zureicht, um zu gewinnen.

Re: Mal wieder ein Fall aus der Praxis....

Verfasst: 04.02.2014, 21:13
von dfuchs
Meine Aussage bezog sich aber darauf, ob ein Spiel +:- oder 1:0 zu werten ist, denn das war gefragt.
Dass es auch -:- 0:1/2 oder auch 0:0 geben kann, war für mich hier noch gar kein Thema, da es hier bisher nicht gefragt war.

Grüße Daniel