(interessanter?) Praxisfall
Verfasst: 08.02.2016, 10:48
Hallo allerseits,
mal wieder ein Fall aus der Praxis: Partie in einem Open-Turnier (Weiß ca. ELO 2400, Schwarz ca. 2250, Fischer-Modus).
Schwarz reklamiert - formal korrekt - Stellungswiederholung beim Schiedsrichter. Die Partie wird im Beisein der Spieler und des Schiedsrichters an einem anderen Brett nachgespielt. Dieser entscheidet auf Stellungswiederholung und gibt die Partie Remis. Beide Spieler nehmen dies zur Kenntnis und gehen zurück an "ihr" Partiebrett. Der Schiedsrichter verbleibt - da die Zeitkontrolle kurz bevorstand - noch einige Minuten im Turniersaal und kommt mehrmals an besagtem Brett vorbei. Beide Spieler analysieren ihre Partie und äußern sich nicht weiter.
Nach ca. 30 Minuten kommt Weiß zum Schiedsrichter und erklärt, während der Analyse festgestellt zu haben, dass die Stellung zwar dreimal gleich gewesen sei, jedoch sei nicht immer der gleiche Spieler am Zug gewesen. Der Schiedsrichter befragt den Gegner (also den Reklamierenden), der dies bestätigt. Eine Überprüfung ergibt, dass der Einwand berechtigt ist. Weiß fordert daraufhin, dass die Partie fortgesetzt wird. Der Hauptschiedsrichter entscheidet nach kurzer Prüfung auf Fortsetzung. Die Partie endet mit einem Sieg für Weiß. Schwarz ruft daraufhin das Turniergericht an und fordert, dass das ursprüngliche Ergebnis (Remis) gelten soll. Das Turniergericht lehnt den Einspruch nach längerer Diskussion ab.
Soweit der Fall. Unstreitig ist, dass der Schiedsrichter am Brett falsch entschieden hat. Interessant ist - zumindest aus meiner Sicht - wie die Entscheidung des Hauptschiedsrichters zu bewerten ist. Ich finde, dass es für beide möglichen Ergebnisse sehr gute Argumente gibt und tue mich auch nach längerem Nachdenken schwer, mich für eine der Möglichkeiten zu entscheiden.
Was meint ihr?
mal wieder ein Fall aus der Praxis: Partie in einem Open-Turnier (Weiß ca. ELO 2400, Schwarz ca. 2250, Fischer-Modus).
Schwarz reklamiert - formal korrekt - Stellungswiederholung beim Schiedsrichter. Die Partie wird im Beisein der Spieler und des Schiedsrichters an einem anderen Brett nachgespielt. Dieser entscheidet auf Stellungswiederholung und gibt die Partie Remis. Beide Spieler nehmen dies zur Kenntnis und gehen zurück an "ihr" Partiebrett. Der Schiedsrichter verbleibt - da die Zeitkontrolle kurz bevorstand - noch einige Minuten im Turniersaal und kommt mehrmals an besagtem Brett vorbei. Beide Spieler analysieren ihre Partie und äußern sich nicht weiter.
Nach ca. 30 Minuten kommt Weiß zum Schiedsrichter und erklärt, während der Analyse festgestellt zu haben, dass die Stellung zwar dreimal gleich gewesen sei, jedoch sei nicht immer der gleiche Spieler am Zug gewesen. Der Schiedsrichter befragt den Gegner (also den Reklamierenden), der dies bestätigt. Eine Überprüfung ergibt, dass der Einwand berechtigt ist. Weiß fordert daraufhin, dass die Partie fortgesetzt wird. Der Hauptschiedsrichter entscheidet nach kurzer Prüfung auf Fortsetzung. Die Partie endet mit einem Sieg für Weiß. Schwarz ruft daraufhin das Turniergericht an und fordert, dass das ursprüngliche Ergebnis (Remis) gelten soll. Das Turniergericht lehnt den Einspruch nach längerer Diskussion ab.
Soweit der Fall. Unstreitig ist, dass der Schiedsrichter am Brett falsch entschieden hat. Interessant ist - zumindest aus meiner Sicht - wie die Entscheidung des Hauptschiedsrichters zu bewerten ist. Ich finde, dass es für beide möglichen Ergebnisse sehr gute Argumente gibt und tue mich auch nach längerem Nachdenken schwer, mich für eine der Möglichkeiten zu entscheiden.
Was meint ihr?