Anhang G4

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Uwe31
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Anhang G4

Beitrag von Uwe31 » 11.04.2016, 00:30

Hallo liebe Kollegen,

eine Frege zum Verständnis des Regelwortlauts:

In einem Turnier mit Bedenkzeit ohne Inkrement macht ein Spieler einen Antrag nach G4. Diesem wird stattgegeben und Uhr auf 5 Sek Inkrement umgestellt. Da der Spieler unter 5 Minuten Bedenkzeit hat ist er zu diesem Zeitpunkt nicht schreibpflichtig. Wenn er nun durch die Bonuszeit wieder über 5 Minuten Zeit kommen sollte wird er wieder schreibpflichtig oder nicht?

Da ich die Formulierung in 8.4 so verstehe und lese, dass es reicht in der Zeitperiode einmal unter 5 Minuten gewesen zu sein um für die gesamte Zeitperiode also in der letzten bis Ende der Partie von der Schreibpflicht entbunden zu sein.

Danke für eure Antworten

Uwe
Uwe Naafs
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hoppepit
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Re: Anhang G4

Beitrag von hoppepit » 11.04.2016, 12:36

Uwe31 hat geschrieben: Da ich die Formulierung in 8.4 so verstehe und lese, dass es reicht in der Zeitperiode einmal unter 5 Minuten gewesen zu sein um für die gesamte Zeitperiode also in der letzten bis Ende der Partie von der Schreibpflicht entbunden zu sein.
Ja, sehe ich auch so!
Gruß, Peter
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fritz103
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Re: Anhang G4

Beitrag von fritz103 » 11.04.2016, 14:47

Hallo zusammen,

die Regeln sind da ziemlich eindeutig - einmal unter 5 Minuten und die Schreibpflicht ist für die jeweilige Periode aufgehoben. Wäre ja auch ziemlich schwierig umzusetzen, wieder mit dem Notieren anzufangen, begleitet von solch abwegigen Überlegungen, wo genau auf dem Formular der Spieler denn wieder anfangen müsste zu notieren...

Allerdings halte ich das von Uwe genannte Szenario für ein wenig praxisfern. Beim Antrag nach G4 hat der Spieler schon unter 2 Minuten. Also müsste er mindestens 36 Züge ohne Zeitverlust machen, um auf 5 Minuten zu kommen. Realitätsnäher wäre da schon eine 2-Minuten-Zeitgutschrift aufgrund eines Regelverstoßes des Gegners.

hoppepit
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Re: Anhang G4

Beitrag von hoppepit » 11.04.2016, 17:31

Ich habe bisher auch noch keine Ausschreibung gesehen, in der G4 Anwendung findet.
Aber schon einige, wo G4 ausgeschlossen wurde.
Gruß, Peter
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Uwe31
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Re: Anhang G4

Beitrag von Uwe31 » 11.04.2016, 20:11

Hallo Kollegen,

danke für die Antworten es geht um einen konkretes Turnier, in dem ich als Schiedsrichter tätig sein werde und den G4 statt G5 anwenden möchte deshalb die Frage.

Also einmal drunter setzt die Schreibpflicht für die restliche Partie aus so seht ihr es auch.
Uwe Naafs
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fritz103
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Re: Anhang G4

Beitrag von fritz103 » 12.04.2016, 11:14

Hallo Uwe,

wenn Du ein Turnier leiten wirst, in dem G4 Anwendung findet, kann es vielleicht nicht schaden, wenn ich von meine bisherigen Erfahrungen dazu teile.

Meiner Ansicht nach ist dieser Artikel ausschließlich dafür gedacht, dass der betreffende Spieler nicht über die Zeit gehoben werden kann. Das heißt, er sollte zügig und ohne großes Nachdenken ziehen. Gerade bei 5 Sekunden Fischer-Zuschlag pro Zug ist dies nicht unbedingt gegeben, da der Spieler durch schnelles Spiel sich ein gewisses Zeitpolster verschaffen kann und so auf einmal wieder durch längeres Nachdenken eine Verteidigung entdeckt, die er sonst womöglich übersehen hätte. Aus diesem Grund ziehe ich die Version mit 5 Sekunden Bronstein bzw. Time Delay vor, da hier nicht aufkumuliert werden kann. Das Ziel, nicht über die Zeit gehoben werden zu können, wird hier ebenso erreicht und es ist meiner Meinung nach dem Gegner gegenüber gerechter.

Die anderen Kollegen hier im Forum sind natürlich auch gerne dazu eingeladen, ihre Meinungen dazu kundzutun bzw. ihre Erfahrungen zu schildern.

Viele Grüße
Jens

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Re: Anhang G4

Beitrag von JoergWeisbrod » 12.04.2016, 14:11

Ich sehe es auch so, dass die Mitschreibpflicht für die gesamte Zeitperiode, in der man einmal unter 5 Minuten Restbedenkzeit war, aufgehoben ist.
Das muss auch nicht die letzte Periode sein, auch bei der ersten Periode vor der (ersten) Zeitkontrolle gilt das.
Nach der Zeitgutschrift für die nächste Periode (und nach dem Vervollständigen der Notationen) gilt die Notationspflicht natürlich wieder, man hat ja wieder mehr als 5 Minuten Restbedenkzeit.
Nebenbei zwei Fragen dazu, deren Antwort m.E. nicht so genau aus den Regeln hervorgeht:
1. Wann genau endet eine (z.B. die erste) Periode?
- mit dem abgeschlossenen 40. (z.B.) von Schwarz
- bei erstem Blättchenfall
- für Weiß schon bei seinem abgeschlossenen 40. (z.B.)
- ...
2. Was könnten für den SR Gründe sein, den Antrag auf G4 abzulehnen, wenn G4 nicht per Turnierordnung oder Ausschreibung ausgeschlossen ist und genug digitale Uhren zur Verfügung stehen,
sowie das Wissen, wie diese einzustellen sind?
Ich habe bisher auch noch keine Ausschreibung gesehen, in der G4 Anwendung findet.
Aber schon einige, wo G4 ausgeschlossen wurde.
Aber wenn nach FIDE-Regeln gespielt wird, und die TO/Ausschreibung Anhang G in Kraft setzt, jedoch nichts über G4 sagt, dann gilt G4!!
Wenn mit G4 gespielt werden soll, dann muss es nicht extra in der Ausschreibung stehen, es reicht, wenn Anhang G in Kraft gesetzt wird.
Selbst, wenn G4 gilt, wird er allerdings nicht angewandt, wenn nicht genug Digitaluhren zur Verfügung stehen und/oder der SR dem Antrag nicht zustimmt.
Wenn G4, aus welchem Grund auch immer, nicht angewandt wird und der Gegner das damit verbundene Remisangebot nicht annimmt, kann der Spieler Remis nach G5 oder G6 beantragen.
Also einmal drunter setzt die Schreibpflicht für die restliche Partie aus so seht ihr es auch.
Nicht für die restliche Partie, sondern für die restliche Zeitperiode.
In Deinem Szenario (Antrag nach G4) ist das natürlich dasselbe.
Aus diesem Grund ziehe ich die Version mit 5 Sekunden Bronstein bzw. Time Delay vor, da hier nicht aufkumuliert werden kann. Das Ziel, nicht über die Zeit gehoben werden zu können, wird hier ebenso erreicht und es ist meiner Meinung nach dem Gegner gegenüber gerechter.
Ich tendiere dazu, mich Deiner Meinung anzuschließen, auch wenn das womöglich zusätzliche Hürden für den SR bei der korrekten Einstellung der Uhr schafft.
Aber gerechter finde ich es auch und die SR müssen im Sinne der Gerechtigkeit und der besseren Lösungen auch (u.a. technisch) dazulernen,
und nicht nur immer von anderen (vornehmlich Spielern) verlangen, z.B. die Regeln besser zu kennen.
Ich habe mal irgendwo unter SR die Diskussion angezettelt, wer denn bei Antrag nach G4 entscheidet, ob das Inkrement nach Fischer oder Bronstein eingestellt wird (steht nicht deutlich in den Regeln).
Das naheliegende Ergebnis der Diskussion war, dass das der SR entscheidet, nicht der Antragsteller.

Obwohl der G4 bei uns im Bezirk gilt, war ich noch nie als SR oder Spieler dabei, als ein solcher Antrag gestellt wurde.
Im Kreis ist bei uns G4 ausgeschlossen, dafür gilt G5 (nicht G6) und auch hier habe ich noch nie einen Antrag erlebt.
Die Partien waren praktisch immer entweder vorher entschieden, oder der Antrag wurde wegen Aussichtslosigkeit (Verluststellung) bzw. Gewinn trotz Zeitnot absehbar, nicht mehr gestellt.
Jörg

Regionaler Schiedsrichter in Bayern
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