Spielabbruch oder Spielausfall?

VerenaMeier
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Re: Spielabbruch oder Spielausfall?

Beitrag von VerenaMeier » 26.04.2017, 10:11

thomas.soergel hat geschrieben:Wenn ich nochmals auf die Wertungsordnung verweisen darf:
Die sieben Partien wurden wegen unzumutbaren Lärms ordnungsgemäß abgebrochen, wurden aber nicht mehr aufgenommen. Für mich würde dieser Punkt greifen.
Mir ist nicht ganz klar, in welche Richtung Du argumentieren willst, jedenfalls ...

... der grün hervorgehobene Satz (den Du wahrscheinlich meinst) bezieht sich selbstverständlich auf Hängepartien (Abgabezug in Umschlag usw...). Solche waren Anno Tobak (kennt deshalb vielleicht die Jugend von heute nicht mehr :wink: ) keine Seltenheit, heutzutage eine mehr als seltene Ausnahme (FR 2017 Guidelines I. Adjourned games).

Mit 'unserem' Fall hat dies nichts zu tun. Da wurde ein Wettkampf abgebrochen und die Ergebenisse (welche auch immer) der laufenden Partien sind sowohl nicht am Brett erzielt als auch kampflos entstanden (u.a. auf solche 'Partien' bezieht sich der rot hervorgehobene Satz).

3.2.5 Ergebnisberücksichtigung
Es sind sämtliche Ergebnisse (auch zurückgetretener Spieler) unter deutlicher Kennzeichnung kampfloser Entscheidungen anzugeben. Nur am Brett erzielte Partieergebnisse dürfen ausgewertet werden, also keine kampflos entstandenen Resultate. Nachträglich von einer Rechtsinstanz zugesprochene Ergebnisse bleiben dann unberücksichtigt und die ursprünglich erspielten Resultate bleiben bestehen, wenn die Partien ordnungsgemäß am Brett beendet wurden. Wurde eine Partie regelwidrig abgebrochen oder nach ordnungsgemäßem Abbruch nicht oder falsch fortgesetzt, so gelten die nach der jeweiligen Turnierordnung dafür in Anwendung gebrachten Resultate bzw. die einer Schiedsinstanz innerhalb des DSB. Sollte in einem zivilrechtlichen Verfahren die Korrektur eines Spielergebnisses erfolgen, findet gleichwohl eine Wertungskorrektur wegen des unverhältnismäßig hohen Arbeitsaufwandes nicht statt.

AdamP
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Re: Spielabbruch oder Spielausfall?

Beitrag von AdamP » 30.04.2017, 16:33

Hallo!

Ich liefere jetzt mal die Sicht des zuständigen Turnierleiters.
Ich nehme vorweg, daß ich die Angelegenheit klarer hätte regeln können und daß ich mir grade wegen der DWZ-Auswertung nicht sicher war.
Mir liegen nicht sämtliche Informationen vor, ich habe auf Grundlage der gleichlautenden Berichte beider Mannschaftsleiter entschieden.

Ich war am Spieltag zufällig im Spiellokal der Gastmannschaft, wo ich den Mannschaftsleiter traf, der mir als erster direkt davon erzählte. Der Wettkampf wurde verspätet begonnen, verlegt und frühzeitig nach Beratung der Mannschaftsleiter abgebrochen. Er äußerte auch Verwunderung über das eingetragene 1:7, was ich aber nur auf das Mannschaftsergebnis bezog. Sowohl er als auch später am Tag der Vertreter der Heimmannschaft äußerten die feste Absicht, den Kampf kurzfristig nachzuholen.
Diese Aussicht schien mir besser als jede von mir zu treffende Entscheidung. Eine direkte Festlegung eines Nachholtermins wäre vielleicht die bessere Entscheidung gewesen. Da aber Vereine in Berlin Räume langfristig beantragen müssen und auch Spieler sich die Spieltermine seit vor Beginn der Saison frei halten, hat sich ein Nachspielen in der Vergangenheit oft als unpraktikabel erwiesen.
Bei der Gelegenheit teilte ich auch bereits mit, daß ich im Falle keines Nachspielens den Wettkampf als nicht zustandegekommen durch Verschulden des Heimvereins werten würde. Dies auch, da die Doppelbelegung mit einem Orchester vorher schonmal vorkam. Ich hoffte natürlich, daß es dazu nicht kommen würde.
Während ein Parallelspiel, das genauo abgebrochen wurde, nachgespielt wurde, sagte die Gastmannschaft in diesem Fall ab.
Wie angekündigt wertete ich das Spiel wie einen Nichtantritt der Heimmannschaft. Rückblickend wäre ein Spielabbruch, also Wettkampf ohne Ergebnis (de facto -:-) oder eine forcierte Neuansetzung geschickter.

In diesem Moment hatte das Mannschaftsergebnis mit den Partieergebnissen nichts mehr zu tun.
Da mir keine Partieergebnisse vorlagen, trug ich auch keine ein. Ob da nun ?:?, -:- oder 0:0 steht, ist für das Turnier komplett unerheblich. Ich ging intuitiv davon aus, daß die Partien nicht für die DWZ zu werten sein, bis Schachfreund Bade mich auf seine Sicht aufmerksam machte.
Ich war erstmal verunsichert, fragte weitere Schiedsrichter, las die Regeln und jetzt auch hier im Forum.
Der Vergleich mit Mobiltelefonen ist unsinnig. "Spielabbruch durch Handyklingeln" entspricht "Spielabbruch durch Matt oder Patt".
Es gibt Entscheidungen, die beenden die Partie, andere brechen sie ab. In den Regelwerken fehlt diese Unterscheidung weitgehend, auch gerade weil es keine allgemeingültige Lösung dafür gibt.
Wenn zwei Spieler während einer Partie feststellen, daß diese wegen einer falschen Aufstellung für den Wettkampf irrelevant geworden ist, müssen sie dann weiterspielen, nur damit der DWZ-Referent etwas zum Auswerten hat?
Effektiv schließe ich mich damit der Meinung von VerenaMeier an.
Den Spielbericht habe ich trotz Anforderung nie erhalten und kann auch nur mutmaßen, daß der Heimmannschaftsleiter zugleich Schiedsrichter war. Obwohl ich einer Schiedsrichterentscheidung ein großes Gewicht einräume, würde ich bei 0:1-Ergebnissen von einer Fehlentscheidung ausgehen und sie als Turnierleiter revidieren.

Letztendlich entschied dieser Kampf den Abstieg. Wegen der erwähnten mangelnden Praktikabilität eines weiteren Kampfes haben wir es uns einfach gemacht und lassen keine der beiden Mannschaften absteigen.

gervan
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Re: Spielabbruch oder Spielausfall?

Beitrag von gervan » 14.06.2017, 10:26

Was mir immer wieder auffällt ist, dass viele Leute eine gute DWZ als eine Art Belohnung ansehen und dahingehend argumentieren, dass Die Leute es ja verdient haben Zahl zu verlieren, wenn sie nicht vorhersehen konnten, dass eine Band im Nebenraum zu proben beginnt.

Die DWZ ist aber kein Belohnungs- und Bestrafungs-System, sondern dient dazu, die Schachspielstärke einzelnder Schachspieler einschätzen zu können.

In diesem Sinne sollte man also fragen:" Wird die Spielstärke der betroffenen Spieler besser durch die DWZ representiert, wenn solche Dinge einbezogen werden, oder wenn sie außen vor gelassen werden?"

Die offizielle Regelung scheint, soweit wir diese einsehen können, wohl viel Diskussionsspielraum zu lassen, weswegen man auch vielleicht einmal die zuständige Stelle darauf aufmerksam machen müsste. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Fälle einfach auch nicht bedacht wurden, als die Wertungsrichtlinien gemacht wurden.

dfuchs
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Re: Spielabbruch oder Spielausfall?

Beitrag von dfuchs » 16.06.2017, 08:42

Und ich kann mir vorstellen, dass es den Machern dieser Regeln einfach egal ist.

Leute die DWZ ermittelt anhand von statistischen Methoden eine Zahl, die einen Spielstärkevergleich erlaubt. Sie ist kein absolutes Maß.
Jede statistische Methode braucht Daten um sich zu berechnen. Je mehr desto besser. Natürlich liefern falsche Daten falsche Ergebnisse, dass wird aber durch die Menge der richtigen Daten wieder ausgeglichen. Oder auf gut deutsch. Eine einzige Partie ist für die DWZ ziemlich sch...egal.

Deswegen sehe ich das auch immer entspannt, wenn sich jemand aufregt dass diese eine oder andere Partie gar nicht ausgewertet werden dürfte. Why not? Spätestens zwei Turniere später ist das nur noch ein Rundungsfehler.

Grüße Daniel

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