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Wertung von Partien

Verfasst: 20.10.2007, 16:58
von Georg Heinze
Im DSB-Forum gab es einen Thread, der sich u.a. mit der Wertung von Wettkampfpartien befasste.
Konkret ging es um die Wertung der Partie bei Handyklingeln.
Der, dessen Handy klingelt, verliert. Das ist eindeutig geregelt.
Kritischer wird es mit der Wertung für den Gegner. Da entscheidet der Schiedsrichter. Es gingen die Meinungen etwas auseinander. Von der Meinung, dass der Gegner immer eine 1 erhält über einen kampflosen Sieg bis zu einem Remis, weil die Stellung ungewinnbar ist. Da spielte eine Rolle, ob der Schiedsrichter eine Stellungsbeurteilung durchführen soll/kann/darf oder ob aus disziplinarischen Gründen immer eine 1 für den gegner zu stehen hat.
In diesem Zusammenhang gab es wohl eine Meinungsäußerung, dass die zur Auswertung benutzte Software ein Ergebnis wie 0 : 0,5 bzw. bei Mannschaftskämpfen z.B. ein 4 : 3,5 nicht verarbeitet.
Ist da was dran? Oder ist das nur eine Aussage, dass so ein Ergebnis nicht zulässig ist?
Wie ist die Praxis bzw. wie ist die Rechtslage?
So, wie ich es in Erinnerung habe, gab es hierzu keine eindeutige Antwort.

Verfasst: 20.10.2007, 20:11
von Mirko Humme
Ich bin der Meinung, dass ein Schiedsrichter mit Ausnahme der Endspurtphase keinerlei Stellungsanalysen vorzunehmen hat. Hier wäre nur dann zu entscheiden, ob der Gegner Gewinnversuche unternimmt, oder die Stellung mit normalen Mitteln überhaupt zu gewinnen ist.
Es ist meines Erachtens auch nicht unsere Aufgabe, wie Fritz zu reagieren, sondern besonnen und sachlich zu reagieren.
Ich hatte solch einen Fall noch nicht, wie von SF Heinze beschrieben, würde hier aber wie folgt verfahren:
Handy-Klingeln wird genullt, hat sein Gegner noch Material, um auch ein Hilfsmatt zu erzeugen, gewinnt er diese, ansonsten Remis.

Verfasst: 21.10.2007, 17:46
von FrankGörgen
Ich bin der Meinung, dass wenn der SR einen Spieler wg. Weigerung, sich an die Regeln zu halten bestraft, dass der Gegenspieler die höchst mögliche Punkteanzahl bekommt.

Sollte es SR geben, die das anders sehen und das auch noch sinnvoll begründen können: OK.

Dass dass die EDV damit Probleme hat muss egal sein.
Dann waren die Programmierer nicht fix genug, das einzubauen.

Die EDV-Programme dienen/vereinfachen die Verwaltung im Sport und nicht umgekehrt !!

Frank Görgen
NSR im Rheinland

Verfasst: 21.10.2007, 17:55
von Georg Heinze
Ich habe im DSB-Forum nochmals nachgeschaut.
Joachim Fleischer, Vorsitzender der Wertungszentrale des DSB, schrieb in einem Beitrag u.a.:
3. Allein die von den Schiedsrichtern festgestellten Ergebnisse werden ohne weitere Nachforschung für die Auswertung von Turnieren verwendet. Artikel 3.2.8 der Wertungsordnung bezieht sich allein auf die Lieferung von Ergebnissen. 1 : 0 bedeuted, die Partie wurde gespielt und ist zu werten. + : - bedeuted, die Partei wurde nicht ausgetragen und ist daher nicht zu werten. 1/2 : 0 ist mit der derzeit vorhandenen und leider nicht mehr änderbaren Software im Augenblick nicht wertbar. Das wird frühestens ab 2008 möglich sein.
Ich wollte in dem Zusammenhang eigentlich nur wissen, was bis zur Anpassung der Software wird.
Geht das Ergebnis nicht in die Auswertung ein, wird es nur für einen Spieler ausgewertet oder wird manell etwas gemacht?
Wird dafür, "dass die Programmierer nicht fix genug sind", der betreffende Spieler bestraft oder hat er "Glück gehabt"?

Verfasst: 21.10.2007, 18:23
von FrankGörgen
Ach, es ging darum, dass das DWZ-Programm das nicht serienmäßig "kann".

Tja, dann werden wohl die DWZ-Leute dieses Ergebnis etwas "verhackstücken" müssen, um das alte DOS-Programm zu überlisten. Sowas sollte grundsätzlich machbar sein, kostet aber einiges an Zeit.
Dazu müssten Dummy-Spieler erstellt werden, die da mitmischen.

Verfasst: 21.10.2007, 20:15
von Georg Heinze
Danke, Frank Görgen. :lol:
Na, wenn das machbar ist, ist es ja gut.
Interessant in diesem Zusammenhang wäre, ob es Fälle von "krummen Wertungen" schon gegeben hat. :?:
Außer bei Handyklingeln sind ja auch andere Fälle denbar, z.B. bei ZÜ oder nachträgliche Punkaberkennung ("geschobene" Remisen).

Verfasst: 22.10.2007, 01:19
von Werner
Wie wäre es, wenn man bei einem solch "krummen" Ergebnis die DWZ "per Hand" errechnet, so wie es die Altvorderen bis in die Achtziger Jahre noch getan haben?!

Oder schafft das heute ohne Computer niemand mehr??

Verfasst: 22.10.2007, 01:28
von FrankGörgen
Ich denke, dass das "per Hand errechnen" nicht das Problem darstellt, sondern das "in die Datenbank einpflegen" eher das Problem darstellt.

Zwar lässt das DWZ-Programm es zu, Zahlen frei abzuändern, jedoch denke ich dass es die Datenbank beim DSB dann ist, die das ganze "zurückändert", wenn das Turnier neu berechnet wird.

Daher vermute ich, dass Dummy-Gegner erstellt werden, denen man dann ein Ergebnis "unterschieben" kann.

Dann hätte Spieler A nicht gegen Spieler B gespielt, sondern A gegen DummyB und B gegen DummyA, welche jeweils manuell erstellt wurden und die passende DWZ hätten. ...

Aber ich denke weiterhin, dass ein Ergebnis 0.5 : 0 wg. Mobilfunk-Einsatz nicht zu vergeben ist. Ich denke, dass wenn ein SR einem Spieler die Rote Karte zeigt der Gegner damit das Recht auf max. Punkte hat, egal wie es auf m Brett steht. Denn derjenige, der sich nicht zu Schulden hat kommen lassen soll belohnt werden. .. die Strafe soll so hart wie möglich sein. Das -denke ich- war die Idee der FIDE bei dieser Regelung.

Verfasst: 22.10.2007, 21:16
von Mirko Humme
FrankGörgen hat geschrieben: ... Aber ich denke weiterhin, dass ein Ergebnis 0.5 : 0 wg. Mobilfunk-Einsatz nicht zu vergeben ist. Ich denke, dass wenn ein SR einem Spieler die Rote Karte zeigt der Gegner damit das Recht auf max. Punkte hat, egal wie es auf m Brett steht. Denn derjenige, der sich nicht zu Schulden hat kommen lassen soll belohnt werden. .. die Strafe soll so hart wie möglich sein. Das -denke ich- war die Idee der FIDE bei dieser Regelung.[/b]
Darauf meine Antwort:
Mirko Humme hat geschrieben: Handy-Klingeln wird genullt, hat sein Gegner noch Material, um auch ein Hilfsmatt zu erzeugen, gewinnt er diese, ansonsten Remis.
Überlegung meinerseits so zu handeln: Hätte grob genommen, Spieler A mit König, Dame und Turm gegen Spieler B nur noch mit König zu spielen gehabt, hätte Spieler B sowieso keinerlei Gewinnmöglichkeit mehr gehabt. Das Beste für ihn hier herauszuholende Ergebnis wäre ein Remis gewesen. Deshalb greift hier Art. 12.2 b) >>> Das Ergebnis des Gegners legt der Schiedsrichter fest. <<<

Verfasst: 23.10.2007, 09:40
von Georg Heinze
Also, zur Wertung der Partien bei Handyklingeln hat es im DSB-Forum einen ausführlichen Thread gegeben.
Das brauchen wir hier nicht zu wiederholen.
Die Meinungen (auch der Schiedsrichter) gehen hierzu auseinander.
Das hatte ich bereits in meinem Eingangsbeitrag geschrieben.
Da in der FIDE-Regel geschrieben steht, dass das Ergebnis des Gegners vom Schiedsrichter festgelegt wird, muss es also Situationen geben, die ein anderes Ergebnis als 1 : 0 bzw. 0 : 1 zulassen.
Sonst hätte man es sich einfacher machen können, nämlich immer das Ergebnis so festzulegen.
So lange, wie diese Regel so steht, sollte man sie auch so nehmen, egal ob sie einem in den Kram passt oder nicht.
Mir persönlich passt auch manche Regel, z.B. auch in der Turnierordnung nicht, habe mich aber als Turnierleiter daran zu halten.
Wenn dem nicht so wäre, hätten wir wohl das totale Chaos.
Es ist oftmals auch so schon haarsträubend genug, was da manchmal so entschieden wird, selbst da, wo die Regeln eigentlich eindeutig sind.

Partieergebnis nach Handyklingeln

Verfasst: 30.10.2007, 01:47
von admin_1
Zu dem Diskussionsthema habe ich in der neuesten Ausgabe von Jugendschach Stellung genommen. Wer kein Abonnent ist und es auch nicht werden möchte, wird demnächst auch hier (unter Regelecke) meinen Beitrag nachlesen können.