Spieler, Schiedsrichter oder Zuschauer?

Werner
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Beitrag von Werner » 18.02.2008, 15:28

Das ist so nicht richtig.

Anhang D regelt die "Endspurtphase ohne Anwesenheit eines Schiedsrichters".
OHNE Schiedsrichter ist etwas anderes als MIT Schiedsrichter, die zugleich Spieler und/ oder Mannschaftsführer sind. Die in den hiesigen unteren Ligen gängige Praxis widerspricht m. E. den FIDE-Regeln, wie oben ausgeführt.

dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 18.02.2008, 16:09

So ich fang mal von oben an:

@Stingray
[quote]Wo nur bis zur Oberliga Schiedsrichter eingesetzt werden, bekommt man schon so kaum Ansetzungen[/quote]
Ich habe als RSR in dieser Saison 7! Oberligaeinsätze (O.K. ist in diesem Jahr extrem, aber 3-4 gehen immer)
[quote]vor allem, wenn man als Schiri auch noch lange Wege zurücklegt und den Vereinen dieses völlig überzogene Kilometergeld berechnet Wink)[/quote]
Auf meinen Vorschlag hin gibt es in der Oberliga Baden seit dieser Saison einen Topf, in den die Vereine einbezahlen. Die Schiedsrichter erhalten das Geld dann vom BSV überwiesen. Schnell, unkompliziert und man muss dem Geld nicht hinterherrennen und den Vereinen macht es nicht mehr soviel aus, wenn mal ein Schiedsrichter von etwas weiter her kommt.
[quote]auch die Stimmen, die eine flexiblere Spielplangestaltung, insbesondere keine Spiele zeitgleich mit der Bundesliga (das ist in Niedersachsen nach wie vor Standard und steht sogar als Sollbestimmung in der TO für die gemeinsamen Landes- und Verbandsligen!), fordern[/quote]
Bei uns wird versucht auf die oberen Klassen Rücksicht zu nehmen, die da sind 1. und 2. Bundesliga, Oberliga, Frauenbundesliga. In der Regel muss von jeder Gruppe einmal ein Spieltag dran glauben,das ist aber auch nicht so schlimm, da bei uns manche Bezirke Samstags spielen und somit am Sonntag in der 2. Bundesliga, Frauenbundesliga und Oberliga als Helfer, Zuschauer und Schiri zur Verfügung stehen.

@Werner:
[quote]
Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Fußball in den untersten Klassen einem der Mitspielenden die Schiedsrichtertätigkeit übertragen wird.[/quote]

Einverstanden, es kann aber sein, dass ein Spieler der 1. Mannschaft zuvor das Vorspiel der 2. mannschaft pfeift (spart das Warmlaufen *gg*).

@Georg Heinze
[quote]Wenn man diese Vereine alle zwingen wollte, stellen sie eben weniger Mannschaften oder nehmen eine andere Sanktion in Kauf. [/quote]
Ich stimme dir zu, wenn man die Sache übers Knie bricht. Jetzt fangen wir aber anders an:
- Zunächst muss der bisherige Spielleiter der Verbandslige (als höchste Klasse ohne neutralen SR, bei abweichender TO nehme man bitte entsprechendes) eine Schiedsrichterausbildung vorweisen.
- Anschließend übernimmt man das für alle überbezirklichen Klassen, wobei ein Spielleiter mehrere Mannschaftskämpfe betreuen kann.
- Anschließend kommt die höchste Bezirksklasse, da diese ja von wegen Aufstieg nach ähnlichen Statuten wie die höhere Klasse spielen sollte.
Anschließend die Kreisklassen, mit Ausnahme der letzten Klasse als Schnupperklasse

Das Ganze zieht man Schritt für Schritt in angemesenen Abständen durch und schon haben wir geregelte Mannschaftskämpfe.

Zu Anhang D:
hier muss denke ich differentiert zwischen dem was die FIDE als Schiedsrichter definiert und dem was die Verbände als Schiedsrichter definieren unterschieden werden.

Die FIDE kennt ausschließlich den neutralen Schiedsrichter (vgl. FIDE Handbook)
Die Verbände kennen auch den "Heimschiedsrichter" oder "Wettkampfleiter" oder was es dort für schöne Buzzwords gibt. Diese sind aber nicht Schiedsrichter im Sinne der FIDE, auch wenn sie den gleichen Titel haben. Ergo ist es kein Widerspruch, wenn man einen Heimschiedsrichter einsetzt, ihn aber nicht 10.2 entscheiden lässt.

Entschuldigt bitte die Länge.

Gruß Daniel

Stingray
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Beitrag von Stingray » 18.02.2008, 17:31

dfuchs hat geschrieben:@Stingray
Wo nur bis zur Oberliga Schiedsrichter eingesetzt werden, bekommt man schon so kaum Ansetzungen
Ich habe als RSR in dieser Saison 7! Oberligaeinsätze (O.K. ist in diesem Jahr extrem, aber 3-4 gehen immer)
3-4 Einsätze in einer Saison bezeichne ich eben nicht unbedingt als viel, das war bei mir auch normal (wegen der Spielplangestaltung wollte ich auch nie mehr; sähe der Plan anders aus, wäre ich auch häufiger aktiv gewesen...). Im Vergleich zu anderen Sportarten ist das aber nun mal so gut wie nix. Ob Oberliga oder 2. Bundesliga hing in meinem Fall immer im wesentlichen davon ab, in welcher Klasse die Bremer SG gerade aktiv war. Und wie gesagt, diese Saison muss ich umzugsbedingt (sprich: Umzug in eine ganz andere Region) ganz ohne Einsatz leben. Und ebenfalls wie gesagt: Wenn Du die RSRs nur in die Oberliga lässt, müssen die "einfachen" TLs auch noch irgendwo bleiben.
vor allem, wenn man als Schiri auch noch lange Wege zurücklegt und den Vereinen dieses völlig überzogene Kilometergeld berechnet Wink)
Auf meinen Vorschlag hin gibt es in der Oberliga Baden seit dieser Saison einen Topf, in den die Vereine einbezahlen. Die Schiedsrichter erhalten das Geld dann vom BSV überwiesen. Schnell, unkompliziert und man muss dem Geld nicht hinterherrennen und den Vereinen macht es nicht mehr soviel aus, wenn mal ein Schiedsrichter von etwas weiter her kommt.
Wenn man diese Turnierordnungsänderung durchkriegt, wäre ich sofort dabei. Dadurch vermeidet man auch peinliche Situationen wie: "Oh, man muss den Schiedsrichter bezahlen? Das hat mir gar keiner gesagt. Da muss ich erst mal sammeln gehen." Ungelogen, hatte ich einmal letzte oder vorletzte Saison (da war die Gastmannschaft halt einmal ohne regulären Mannschaftsführer angereist, und dem Vertreter hatte man dieses unwichtige Detail wohl vorenthalten).
auch die Stimmen, die eine flexiblere Spielplangestaltung, insbesondere keine Spiele zeitgleich mit der Bundesliga (das ist in Niedersachsen nach wie vor Standard und steht sogar als Sollbestimmung in der TO für die gemeinsamen Landes- und Verbandsligen!), fordern
Bei uns wird versucht auf die oberen Klassen Rücksicht zu nehmen, die da sind 1. und 2. Bundesliga, Oberliga, Frauenbundesliga. In der Regel muss von jeder Gruppe einmal ein Spieltag dran glauben,das ist aber auch nicht so schlimm, da bei uns manche Bezirke Samstags spielen und somit am Sonntag in der 2. Bundesliga, Frauenbundesliga und Oberliga als Helfer, Zuschauer und Schiri zur Verfügung stehen.
Spieltage am Samstag! Was für eine revolutionäre Idee! Mann, wenn hier jetzt noch ein Niedersachse mitliest...
Zu Anhang D:
hier muss denke ich differentiert zwischen dem was die FIDE als Schiedsrichter definiert und dem was die Verbände als Schiedsrichter definieren unterschieden werden.

Die FIDE kennt ausschließlich den neutralen Schiedsrichter (vgl. FIDE Handbook)
Die Verbände kennen auch den "Heimschiedsrichter" oder "Wettkampfleiter" oder was es dort für schöne Buzzwords gibt. Diese sind aber nicht Schiedsrichter im Sinne der FIDE, auch wenn sie den gleichen Titel haben. Ergo ist es kein Widerspruch, wenn man einen Heimschiedsrichter einsetzt, ihn aber nicht 10.2 entscheiden lässt.
Das ist hier wohl tatsächlich etwas unterschlagen worden. Schiedsrichter im Sinne der FIDE-Regeln ist je nach Verband entweder der Staffel- oder Turnierleiter, der nur einen Teil seiner Kompetenzen an die Mannschaftsführer weitergibt, die somit "juristisch" wiederum eigentlich nur den Status von Helfern haben.

Weil das ganze etwas abstrakt klingt, zitiere ich hier mal exemplarisch den Passus aus der Bremer TO:
21. Einsatz von Schiedsrichtern in Mannschaftskämpfen

21.1. Für Mannschaftskämpfe können Schiedsrichter eingesetzt werden. Ist kein Schiedsrichter nominiert worden bzw. anwesend, so sind beide Mannschaftsführer gemeinsam Schiedsrichter.

21.2. Zur Wahrnehmung einzelner Schiedsrichteraufgaben können Hilfskräfte herangezogen werden.

21.3. Können sich beide Mannschaftsführer bei Ausübung von Schiedsrichteraufgaben nicht einigen, so senden beide einen gesonderten Bericht innerhalb von zwei Tagen an den eingesetzten Turnierleiter (vergleiche dazu auch Ziffer 29, „Proteste“).
So oder ähnlich dürfte es überall lauten, wo die MFs als gleichberechtigte Schiris gelten. (Den Verweis auf die Protestbestimmungen verstehe ich hier zwar auch nicht ganz, aber egal.) Was wichtig ist: Die eigentliche Entscheidung trifft im Streitfall der Turnierleiter. Vorher gibt es keine Protestmöglichkeit, weil keine Entscheidung durch einen "echten" Schiedsrichter. Daraus folgt, dass die Mannschaftsführer eben keine "Vollschiedsrichter" sind. Wenigstens verstehe ich das so. Aber eigentlich müsste ein Jurist mal seine Meinung dazu äußern. :wink:

dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 18.02.2008, 18:23

3 - 4 Mannschaftskämpfe, dazu Turniere auf Bezirks- und Verbandsebene, ich fühle mich eigentlich ziemlich gut ausgelastet.

TLs haben bei uns im Süden keine offiziellen Einsätze, außer als Hilfssheriff bei dem einen oder anderen Turnier. Bei uns sind diese eben als "gute" Mannschaftsführer im Einsatz.

Im Fußball sind für Schiedsrichter 15 Einsätze Pflicht (BuLi Schiedsrichter kommen auf 40-60 Einsätze). Dabei gibt es aber einfach auch mehr Spiele.

Im Schach teilen sich die Schiedsrichter:
Bundesliga: 15 Runden * 8 Paarungen/Runde = 120 Einsätze (nur NSR oder höher)
Bundesliga: 4 Ligen * 9 Runden * 5 Paarungen/Runde = 180 Einsätze (RSR und NSR oder höher)
Oberligen +LL Hamburg: 9 Ligen * 9 Runden * 5 Paarungen/Runde = 405 Einsätze ( TL? + RSR und höher )
+ 2 Liegen * 11 Runden * 6 Paarungen/Runde = 132 Einsätze ( TL? + RSR und höher )
Frauen BL: 11 Runden * 6 Paarungen/Runde = 66 Einsätze (NSR und höher )
2. Frauen BL: 3 Liegen * 7 Runden * 4 Paarungen/Runde = 84 Einsätze

Macht 987 Einsätze in der Verbandsrunde auf deutscher Ebene
Dazu kommen noch Turniere auf Verbands- und Bezirksebene, sowie Offene Turniere.
Die Pokalturniere nicht vergessen.

Nun muss man dagegen fragen, wie viele aktive Schiedsrichter gibt es in Deutschland und wie sind sie verteilt?

Ich schätze jetzt einfach mal die Anzahl der in Deutschland aktiven Schiedsrichter auf 300 (TL oder höher wichtig: aktiv!)

Macht pro Saison rund 3,3 Einsätze in der Verbandsrunde nach BTO.
Wenn man nun noch die ganzen "Nebenturniere" nimmt, sollte kein Schiedsrichter auf weniger als 4-5 Einsätze pro Saison kommen.

Das heißt jeder Schiedsrichter, vorausgesetzt meine Schätzung kommt halbwegs hin, leitet in einer Klasse eine halbe Saison.

Langweilig sollte es den Schiedsrichtern also nicht werden.
Gruß Daniel
Zuletzt geändert von dfuchs am 18.02.2008, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.

Werner
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Beitrag von Werner » 18.02.2008, 18:28

Was ist denn das für eine unsinnige Ziffer 21.3?

Beispiel:
Der eine Mannschaftsführer will eine Zeitstrafe von 2 Minuten verhängen, der andere von nur 1 Minute. Und jetzt? Abbruch der Partie und die Entscheidung des Turnierleiters abwarten?
Wie soll diese Vorschrift durchgeführt werden?

Anderes Beispiel:
Eine Uhr ist stehengeblieben, muss ausgewechselt werden, die beiden Mannschaftsführer können sich nicht einigen, wie die Zeiten auf der Ersatzuhr einzustellen sind. Und jetzt? Abbruch der Partie und "Bericht an den eingesetzten Turnierleiter"?

Was sind denn "neutrale" und "nicht neutrale" Schiedsrichter? "Echte" Schiedsrichter, "Vollschiedsrichter", vielleicht auch noch "Halbschiedsrichter" und "Viertelschiedsrichter"?

Die zitierte TO aus Bremen spricht von "Schiedsrichter". Ich sehe absolut keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Begriff "Schiedsrichter" hier eine andere Bedeutung als in den FIDE-Regeln haben solle.

Schiedsrichter im Sinne der FIDE-Regeln kann nur sein, wer beim Wettkampf anwesend ist. Art. 13.3: "Der Schiedsrichter beobachtet die Partien." Der Staffelleiter oder Spielleiter, der Zuhause sitzt und auf die Durchgabe der Ergebnisse wartet, kann das nicht leisten, ist also gewiss kein Schiedsrichter "im Sinne der FIDE-Regeln."

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 18.02.2008, 18:48

Dfuchs (und auch stingray) schrieben:
Zu Anhang D:
hier muss denke ich differentiert zwischen dem was die FIDE als Schiedsrichter definiert und dem was die Verbände als Schiedsrichter definieren unterschieden werden.

Die FIDE kennt ausschließlich den neutralen Schiedsrichter (vgl. FIDE Handbook)
Die Verbände kennen auch den "Heimschiedsrichter" oder "Wettkampfleiter" oder was es dort für schöne Buzzwords gibt. Diese sind aber nicht Schiedsrichter im Sinne der FIDE, auch wenn sie den gleichen Titel haben. Ergo ist es kein Widerspruch, wenn man einen Heimschiedsrichter einsetzt, ihn aber nicht 10.2 entscheiden lässt.
Gerade was den Anhang D anbelangt, kann es doch nur um den neutralen Schiedsrichter gehen und wie bei dessen Nichtanwesenheit zu verfahren ist!
Da geht es nicht um Mannschaftsleiter oder -führer und erst nicht nicht um Wettkampfleiter oder Turnierleiter, die insbesondere bei Mannschaftskämpfen doch gar nicht anwesend sind.
Deswegen verstehe ich auch nicht die Ausführungen von dfuchs zur Qualifizeirung von Spielleitern usw. Natürlich sollte jeder Turnierleiter, Spielleiter oder was es sonst für Bezeichnungen gibt, möglichst eine Schiri-Ausbildung haben, aber bei Mannschaftskämpfen geht es doch nur um das Vorhandensein eines neutralen Schiedsrichters!
Wenn dieser nicht verfügbar ist, muss eine andere Lösung her.

Übrigens, Werner, es ist ein Irrglaube, dass, wenn kein Schiedsrichter die Kämpfe leitet, damit ein Verstoß gegen die FIDE-Regeln vorliegt. Woher nimmst Du nur diese Ansicht? Dann könnten wir ja wettkampfmäßiges Schach in Deutschland weitestgehend vergessen!

PS: sehe gerade, dass Werner mir einen Teil der Antwort vorweggenommen hat.
Zuletzt geändert von Georg Heinze am 18.02.2008, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 18.02.2008, 18:53

Werner, bist du (ich nutze hier einfach das in Foren übliche du) Schiedsrichter?

In meiner Schiedsrichterausbildung wurde eigentlich sehr detailliert zwischen Schiedsrichtern und Schiedsrichtern gemäß FIDE unterschieden.

Und auch die FIDE unterscheidet bei Ihren Turnieren zwischen dem Arbiter und dem "Chief Arbiter (CA)".

Es ist einfach so, dass wenn nicht ausdrücklich bestimmt wird, dass ein Schiedsrichter auch Schiedsrichter gemäß den FIDE Regeln ist (was Neutralität voraussetzt vgl. Präambel der FIDE-Regeln) erstmal von einem Schiedsrichter mit eingeschränkten Rechten zu reden ist.

Welche Rechte und vor allem welche Pflichten ein solcher Schiedsrichter hat, hängt sowohl von der entsprechenden TO als auch von den individuellen Fähigkeiten des Schiedsrichters ab.

Wenn ein bekannter NSR Schiedsrichter in einer Begegnung ist, dann werde ich seinen Entscheidungen einen anderen Wert beimessen als wenn ein nicht ausgebildeter Schiedsrichter zum ersten mal dieses Amt übernimmt.

Ausbildung bringt Vertrauen aber auch Verantwortung mit sich.

Gruß Daniel

Werner
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Beitrag von Werner » 18.02.2008, 20:27

Georg Heinze schrieb:

"Übrigens, Werner, es ist ein Irrglaube, dass, wenn kein Schiedsrichter die Kämpfe leitet, damit ein Verstoß gegen die FIDE-Regeln vorliegt. Woher nimmst Du nur diese Ansicht?"

So etwas habe ich nie behauptet, was soll diese Frage?

Meine Kritik bezog sich auf die Personalunion zwischen Schiedsrichter und Spieler.

Vielleicht liest Du meinen mit Beispiel belegten Eintrag hierzu vom 17.02.2008, 15:45 Uhr noch einmal durch.

dfuchs:
Davon, dass Rechte und Pflichten von der entsprechenden TO oder gar den "individuellen Fähigkeiten des Schiedsrichters" abhängen sollen, habe ich in der NSR-Ausbildung, an der ich teilgenommen habe, nichts gehört.

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Beitrag von Stingray » 18.02.2008, 20:42

dfuchs hat geschrieben:3 - 4 Mannschaftskämpfe, dazu Turniere auf Bezirks- und Verbandsebene, ich fühle mich eigentlich ziemlich gut ausgelastet.

TLs haben bei uns im Süden keine offiziellen Einsätze, außer als Hilfssheriff bei dem einen oder anderen Turnier. Bei uns sind diese eben als "gute" Mannschaftsführer im Einsatz.
Solange das für die notwendige Praxis zum Erwerb der höheren Qualifikation ausreicht... - nach Deinen Ausführungen hätte ich, da nicht Mannschaftsführer, mit meiner einfachen TL-Lizenz damals gar nichts machen können (s.u.).
Im Schach teilen sich die Schiedsrichter:
Bundesliga: 15 Runden * 8 Paarungen/Runde = 120 Einsätze (nur NSR oder höher)
Bundesliga: 4 Ligen * 9 Runden * 5 Paarungen/Runde = 180 Einsätze (RSR und NSR oder höher)
Oberligen +LL Hamburg: 9 Ligen * 9 Runden * 5 Paarungen/Runde = 405 Einsätze ( TL? + RSR und höher )
+ 2 Liegen * 11 Runden * 6 Paarungen/Runde = 132 Einsätze ( TL? + RSR und höher )
Frauen BL: 11 Runden * 6 Paarungen/Runde = 66 Einsätze (NSR und höher )
2. Frauen BL: 3 Liegen * 7 Runden * 4 Paarungen/Runde = 84 Einsätze

Macht 987 Einsätze in der Verbandsrunde auf deutscher Ebene
Dazu kommen noch Turniere auf Verbands- und Bezirksebene, sowie Offene Turniere.
Die Pokalturniere nicht vergessen.

Nun muss man dagegen fragen, wie viele aktive Schiedsrichter gibt es in Deutschland und wie sind sie verteilt?

Ich schätze jetzt einfach mal die Anzahl der in Deutschland aktiven Schiedsrichter auf 300 (TL oder höher wichtig: aktiv!)

Macht pro Saison rund 3,3 Einsätze in der Verbandsrunde nach BTO.
Wenn man nun noch die ganzen "Nebenturniere" nimmt, sollte kein Schiedsrichter auf weniger als 4-5 Einsätze pro Saison kommen.
Nur sind die Schiedsrichter nicht gleichmäßig über das Land verteilt. Keiner käme auf die Idee, einen Schiri aus Bremen oder Lübeck in der Landesliga Hamburg einzusetzen.
Das heißt jeder Schiedsrichter, vorausgesetzt meine Schätzung kommt halbwegs hin, leitet in einer Klasse eine halbe Saison.

Langweilig sollte es den Schiedsrichtern also nicht werden.
Tja, "sollte"... Dann erzähle ich doch mal ein bisschen, wie's in Bremen aussieht: Die Landesmeisterschaft sowie die Blitzmeisterschaft macht immer der Landesturnierleiter; gleiches gilt für den Turnierleiter der Schachjugend bei allen Jugendturnieren. Die Schnellschachmeisterschaft übernimmt normalerweise ebenfalls der Landesturnierleiter und/oder noch derjenige vom ausrichtenden Verein (jedes Jahr derselbe). Mannschaftspokal wird nicht ausgetragen (der läuft gleich unter niedersächsischer Regie). Blitzmannschaftsmeisterschaft gibt's auch nicht (bzw. nicht als eigenes Turnier), Einzel siehe Schnellschach. Eingesetzte Hilfsschiedsrichter kenne ich gar nicht. Sonstige Turniere: Ebbe. Ein paar Jugendturniere, ein Mannschaftschnellschach. In beiden Fällen übernimmt die Turnierleitung einfach der Gastgeber, im Falle des Mannschaftsschnellschach ist das AFAIK nicht mal ein lizenzierter TL. Dähne-Pokal wurde ein paar Jahre lang gar nicht erst ausgetragen, und in keinem Fall holt man da einen Schiedsrichter von einem anderen Verein. Und aus Niedersachsen kommen keine Anfragen. Da müsste ich schon mein eigenes Turnier organisieren, nur um Schiedsrichter sein zu können. ;)

Mag sein, dass es anders aussähe, wenn die Regelungen mal etwas schärfer gefasst würden. Aber es wäre schon mal eine sinnvolle Maßnahme, auch in Landes- und Verbandsligen Schiedsrichter einzusetzen. Das gäbe gleich mal 6*5*9=270 zusätzliche Ansetzungen. Aber dafür müssten die Termine wohl mal tatsächlich entzerrt werden... - womit der niedersächsische Landesspielleiter offenbar überfordert ist.

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Beitrag von Werner » 18.02.2008, 20:51

Ihr seid ja alle richtig "heiß" auf SR-Einsätze.
Wie kommt`s?

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Beitrag von hoppepit » 18.02.2008, 21:14

Werner hat geschrieben:Ihr seid ja alle richtig "heiß" auf SR-Einsätze.
Wie kommt`s?
Denkst Du, wir hätten die Ausbildung nur so zum Spaß gemacht um den "Titel" zu besitzen??
Gruß, Peter
Unterlagen für Schiedsrichter und Turnierorganisation:
https://www.schachschiri.de
Threema: KPH5UBWT

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Beitrag von Stingray » 18.02.2008, 21:21

"Heiß" ist relativ. Ich denke halt, wenn man den Job gut machen will und soll, reichen drei Einsätze pro Saison einfach nicht aus. Ich würde ja gern mehr machen; aber solange ich deswegen meinem Team absagen muss, sehe ich's schlichtweg nicht ein. Bei einem Turnier kommen ganz andere Dinge vor als bei Mannschaftskämpfen, deswegen hätte ich auch da liebend gerne mal was.

Zudem will ich dieses Jahr den NSR machen - und das nach einer komplett einsatzlosen Spielzeit. Das sieht ja auf dem "Lebenslauf" aus...

Warum ich mir den "Quatsch" antue? Weil Schach mich interessiert. Weil ich so mal irgendwann vielleicht bei der Bundesliga oder einem großen Turnier eingesetzt werde. Aber genau wie ein Azubi nicht direkt den Vorstandsposten bei Daimler kriegt, muss man sich erst mal in den "Niederungen" der Oberligen etc. beweisen. Jedenfalls sehe ich das so. "Practice makes perfect". Nur wer da gut arbeitet, sollte auch zu höheren Aufgaben "berufen" werden. Den Leuten passieren dann jedenfalls hoffentlich nicht solche Nummern. Ich will hier nicht über die Entscheidung der Commission diskutieren, aber die Hauptschuld an dem Schlamassel trug ganz klar der Schiedsrichter, der am Brett Mist gebaut hat.

Im Gegensatz zu vielen anderen Schachfreunden nehme ich die Schiedsrichtertätigkeit tatsächlich einigermaßen ernst - der Arbiter ist nicht nur für den ordnungsgemäßen, sondern auch und vor allem den angenehmen Verlauf eines Wettkampfs verantwortlich. Wenn das Zeitnotgehacke losgeht, ist der Schiedsrichter derjenige, der in jedem Fall Ruhe bewahren und ausstrahlen muss. Wer da hektisch wird, sollte sich lieber mal überlegen, worin seine Aufgabe eigentlich besteht - und, um zu meiner Kernaussage zurückzukehren, ob er nicht etwas mehr Routine braucht.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 18.02.2008, 23:21

Werner schrieb:
Die in den hiesigen unteren Ligen gängige Praxis widerspricht m. E. den FIDE-Regeln, wie oben ausgeführt.
Diesen Satz habe ich so aufgefasst, dass die gängige Praxis des Spielens ohne Schiedsrichter den FIDE-Regeln widerspricht.
Wenn ich den Satz falsch aufgefasst habe, entschuldige ich mich.
Aber wie ist er aufzufassen?

Auch die Bezugnahme auf den Beitrag vom 27.02. sehe ich nicht so recht:
Ich denke nicht, dass es der FIDE egal ist, ob Mannschaftskämpfe mit oder ohne Schiedsrichter stattfinden.
Im Gegenteil, im Vorwort wird angeschlossenen Föderationen ausdrücklich untersagt, detaillierte Regeln zu erlassen, die mit den offiziellen Regeln der FIDE in Konflikt stehen. Für "analoge Regelungen" ist mangels Regelungslücke kein Platz.
Mag sein, dass es der FIDE nicht egel ist, ob mit oder ohne SR.
Jedenfalls hat sie nur im Anhang D eine Bezugnahme auf Wettkämpfe OHNE Schiedsrichter fixiert.
Klar ist, dass die angeschlossenen Föderationen keine Festlegungen treffen können, die im Widerspruch zu den FIDE-Artikeln stehen.
Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass, wenn die FIDE keine Festlegungen trifft, wie bei Wettkämpfen OHNE Schiedsrichter (und damit meine ich neutrale, lizensierte SR) zu verfahren ist, das entweder den LV oder gar den Spielbezirken überlassen bleibt. Soweit mir bekannt, trifft das dann auf alle Spielklassen unterhalb der Oberliga zu.
Damit meine ich nun "analoge" Regelungen, weil ein selbst spielender Mannschaftsführer, der als SR fungiert, natürlich nicht die gleichen Rechte und auch nicht die Möglichkeiten wie ein "richtiger" SR hat.
Zuletzt geändert von Georg Heinze am 18.02.2008, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Stingray » 18.02.2008, 23:30

Werner meinte, dass Mannschaftsführer nicht Schiedsrichter sein können (u.a. könne der Schiedsrichter X nicht den Mannschaftsführer X des Saales verweisen, weil er sich damit ja selbst rausschmeißt). Die verblüffende Erklärung: Im Sinne der FIDE-Regeln sind sie das auch nicht.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 18.02.2008, 23:46

Da hat mich Stingray beim Überarbeiten meines Beitrages überholt.
Wenn Werner, wie aufgeführt, meint, dass ein Mannschaftsleiter /-führer nicht auch Schiedsrichter sein kann, dann stimmt das, aber auch wieder nicht.
In den meisten TO, die ich kenne, ist aufgeführt, dass, wenn kein neutraler SR anwesend ist, der oder die ML / MF deren Aufgabe wahrzunehmen haben. Natürlich sind deren Rechte beschränkter. Das steht schon alles in mehreren Treads geschrieben, so dass wir das hier nicht nochmals auswalzen müssen. Mir geht es mehr darum, dass, soweit mir bekannt, die FIDE sich nur im Anhang D mit dieser besonderen Situation befasst, aber auch seitens des DSB keine allgemeinen, verbindlichen Aussagen hierzu existieren. Mir persönlich missfällt das. Es gibt immer mal wieder deswegen Streitigkeiten, die nicht sein müssten, aber andererseits wohl doch "irgendwie" an Ort und Stelle gelöst werden, ohne als Protest oder ähnliches weiterzudringen.

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