Stehende Uhr - darf Schiri eingreifen?

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realpatzer
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Stehende Uhr - darf Schiri eingreifen?

Beitrag von realpatzer » 07.01.2008, 20:10

Hallo an alle,

ein gesundes und vor allem erfolgreiches Jahr 2008 wünsche ich allen Regelinteressierten. Schön, dass es hier ein Regelforum gibt.

Zur Situation: Letzten Sonntag, Punktspiel auf Bezirksebene ohne neutralen Schiedsrichter - Schiedsrichterfunktion werden von den Mannschaftsleitern wargenommen. Wir haben Heimkampf mit der ersten und der zweiten Mannschaft im gleichen Spiellokal.

Ich nehme bei der ersten Mannschaft die Schiedsrichterfunktion war und beobachte beim Kibitzen in der Anfangsphase des Kampfes an den Brettern der zweiten Mannschaft, dass eine Uhr nicht läuft, der Spieler der wahrscheinlich am Zug ist vertieft sich entspannt in die Stellung. Wahrscheinlich hat ein Spieler (in dem Fall unserer Mannschaft) die Uhr nicht voll durchgedrückt und dadurch angehalten. Ich informierte den ML der zweiten Mannschaft, der daraufhin an das Brett geht und die Uhr überprüft.

(Der betroffene gegnerische Spieler ist für unfaire Spielchen bekannt - z.B. "Handschlag-Remis-Trick" - und nutzt immer wieder Regelunkenntnis und ähnliches zu seinem Vorteil aus. Es stand zu befürchten, dass er sehr lange überlegen würde - für den Fall an sich sicher unerheblich)

Es gab keinen offiziellen Protest, aber ein Spieler der gegnerischen Mannschaft meinte, dass man hier nicht hätte eingreifen dürfen. Unser Spieler wäre selbst Schuld, dass er die Uhr nicht richtig gedrückt hat.

Ein wichtiger Aspekt scheint mir zu sein, dass sich das Ende des Mannschaftskampfes nach hinten verschieben würde und man evtl. Probleme mit den Räumlichkeiten bekommen könnte. Bei Einzelturnieren Zeitschwierigkeiten mit folgenden Runden.

Nach folgenden Punkten der FIDE-Regeln scheint mir unser Vorgehen gedeckt: 6.8a) ;6.13

Fragen:


1. Darf oder muss der Schiedsrichter eingreifen?
2. Hätte vorher eine Konsultation mit dem gegnierischen ML, der auch als Schiri, fungiert erfolgen müssen?
3. Hätte der Spieler, der versehentlich die Uhr angehalten hat, verwarnt werden müssen?
4. Wie reagiert ein neutraler Schiri in einem Einzelturnier?
5. Wie reagiert man, wenn so ein Fall in der Zeitnotphase passiert?

Bis bald

Burkhard Atze
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Werner
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Beitrag von Werner » 08.01.2008, 00:07

Artikel 13.6:
"Der Schiedsrichter darf nicht in eine Partie eingreifen, außer in den Fällen, die in den Schachregeln erwähnt sind. ... Der Schiedsrichter unterlässt es, einem Spieler mitzuteilen, dass sein Gegner einen Zug ausgeführt oder dass der Spieler die Uhr nicht betätigt hat."

Demnach gab es keinen Grund zum Einschreiten, da ja kein offensichtlicher Mangel der Schachuhr vorlag. Eine defekte Uhr hätte der Schiedsrichter ersetzen müssen (Art. 6.11). Es ist jeder Spieler selbst dafür verantwortlich, nach Ausführung des Zuges seine Uhr richtig zu betätigen. Wenn er dem Gegner dadurch Bedenkzeit schenkt, hat er halt Pech gehabt.

Dass sich die Gesamtspieldauer dadurch eventuell verlängert, spielt keine Rolle, da sich das auch bei Anwendung anderer Vorschriften - z. B. Art. 6.14 oder Art. 7.1 a) - ergeben kann.

realpatzer
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Beitrag von realpatzer » 08.01.2008, 11:01

Danke Werner für die schnelle Antwort.

Wenn unser Mann die Uhr nicht betätigt hätte und seine Uhr gelaufen wäre, würde ich dir zustimmen. Aber er hat die Uhr betätigt - nur leider nicht stark genug - und die Uhr dadurch (unberechtigt) angehalten.

Eine stehende Uhr kann doch für mich als Schiedsrichter drei Sachen bedeuten:

- Die Partie ist vorbei, ich erkundige mich nach dem Ergebnis.
- Die Uhr ist defekt, ich muss mich um Ersatz kümmern.
- Jemand möchte reklamieren (Da keiner der Spieler eine Schiri angefordert hatte, scheidet die Variante wohl aus.)

In allen drei Fällen müsste ich als Schiri doch eingreifen - oder wo ist mein Denkfehler.

Gruß Burkhard
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Klaus
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Beitrag von Klaus » 08.01.2008, 12:02

realpatzer hat geschrieben:Danke Werner für die schnelle Antwort.

Wenn unser Mann die Uhr nicht betätigt hätte und seine Uhr gelaufen wäre, würde ich dir zustimmen. Aber er hat die Uhr betätigt - nur leider nicht stark genug - und die Uhr dadurch (unberechtigt) angehalten.

Eine stehende Uhr kann doch für mich als Schiedsrichter drei Sachen bedeuten:

- Die Partie ist vorbei, ich erkundige mich nach dem Ergebnis.
- Die Uhr ist defekt, ich muss mich um Ersatz kümmern.
- Jemand möchte reklamieren (Da keiner der Spieler eine Schiri angefordert hatte, scheidet die Variante wohl aus.)

In allen drei Fällen müsste ich als Schiri doch eingreifen - oder wo ist mein Denkfehler.

Gruß Burkhard
Meiner Meinung nach muss der Schiedsrichter in keinem der geschilderten Fälle eingreifen, sondern der Spieler muss von sich aus aktiv werden! In allen Fällen liegt kein Regelverstoß vor, sondern ein Antrag des Spielers, weswegen die Initiative von ihm ausgehen muss.

Zum ursprünglichen Fall: Man kann von einem Spieler (bzw. dessen Assistenten, wenn es ihm körperlich nicht möglich ist) durchaus erwarten, dass er das Betätigen der Uhr selbst durchführt und sich davon zu überzeugen, dass er das korrekt durchgeführt hat.

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