Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Antworten
astimegoesby
Beiträge: 4
Registriert: 08.07.2017, 09:14
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 14

Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von astimegoesby » 05.05.2019, 20:24

Es gibt nichts, was es im Schach nicht gibt!

Spieler wirft seinen schwarzen König um, nimmt wortlos seine Notation und verlässt den Spielsaal. Sein Kontrahent wendet sich an den Schieri und reklamiert den Punkt für sich. Was würdet ihr entscheiden?

NSR R. Schmitt

GiantPanda
Beiträge: 33
Registriert: 21.10.2007, 12:30

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von GiantPanda » 05.05.2019, 20:35

Falls der Spieler nicht zurückkommt: Partieverlust wegen Zeitüberschreitung.
Falls er zurückkommt: Partieverlust wegen unerlaubtem Verlassen des Turnierbereiches und Betrugsverdacht.

In beiden Fällen vor der nächsten Runde noch einen Hinweis auf angemessenes Verhalten.


Viele Grüße
Ingrid (FA)

astimegoesby
Beiträge: 4
Registriert: 08.07.2017, 09:14
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 14

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von astimegoesby » 05.05.2019, 20:41

Der Spieler hat "nur" den Spielsaal verlassen, nicht das Turnierareal. Und im Vorgriff auf eine mögliche Nachfrage: Der Nachziehende war am Zug.

Werner
Beiträge: 316
Registriert: 22.10.2007, 01:00

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von Werner » 05.05.2019, 22:16

Ich betrachte das Verhalten von Schwarz als Aufgabeerklärung. Ergebnis also 1:0. Tatsachenentscheidung.

Da brauche ich nicht abzuwarten, ob er wiederkommt oder nicht.

dfuchs
Beiträge: 404
Registriert: 09.11.2007, 18:27

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von dfuchs » 06.05.2019, 18:29

Auch ich bin der Meinung das die Partie für Schwarz direkt für verloren zu werten ist.
Was sonst soll der umgeworfene König und das Verlassen des Spielbereichs mit dem Formular?
Ich würde vielleicht sogar soweit gehen den Schwarzspieler vom Turnier auszuschließen oder das zumindest androhen.
Grund:
https://www.fide.com/FIDE/handbook/Comp ... _Rules.pdf
9.3 A player who does not wish to continue a game, but leaves without resigning or notifying the arbiter, is discourteous. He may be penalised, at the discretion of the CA, for poor sportsmanship – see FIDE Handbook E.01 – Laws of Chess article 12.9
Grüße Daniel

astimegoesby
Beiträge: 4
Registriert: 08.07.2017, 09:14
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 14

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von astimegoesby » 20.05.2019, 21:31

Über die Unsportlichkeit von Schwarz und dass man sie bestrafen könnte, müssen wir sicher nicht reden. Mir ging es nur um das Ergebnis.
Eine Partieaufgabe im Sinne von Art. 5.1.2 ("Die Partie ist von dem Spieler gewonnen, dessen Gegner erklärt, dass er aufgebe.") kann ich nicht sehen. Ein umgeworfener König ohne etwas zu sagen (oder wenigstens, wenn auch stumm, das Ergebnis mit Unterschrift auf die Notation zu schreiben) ist keine Erklärung. Er hätte auch eine andere Figur oder ein mitgebrachtes Maskottchen umwerfen können.
Ich habe schon Spieler erlebt, die sich die Hände geschüttelt haben und als ich nachfragte, konnten sie mir das Ergebnis nicht sagen - wie gesagt, es gibt nichts, was es im Schach nicht gibt.
Deswegen bin ich - gerade was die Ergebnisfeststellung angeht - doch ziemlich vorsichtig geworden.

R. Schmitt

Werner
Beiträge: 316
Registriert: 22.10.2007, 01:00

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von Werner » 21.05.2019, 17:47

astimegoesby hat geschrieben:Eine Partieaufgabe im Sinne von Art. 5.1.2 ("Die Partie ist von dem Spieler gewonnen, dessen Gegner erklärt, dass er aufgebe.") kann ich nicht sehen.
Warum nicht? dfuchs hat es doch auf den Punkt gebracht:
dfuchs hat geschrieben:Was sonst soll der umgeworfene König und das Verlassen des Spielbereichs mit dem Formular?
astimegoesby hat geschrieben:Ein umgeworfener König ohne etwas zu sagen (oder wenigstens, wenn auch stumm, das Ergebnis mit Unterschrift auf die Notation zu schreiben) ist keine Erklärung. Er hätte auch eine andere Figur oder ein mitgebrachtes Maskottchen umwerfen können.
Das Niederlegen des Königs als Aufgabeerklärung ist nicht unüblich.

Er hat aber weder eine andere Figur, noch ein mitgebrachtes Maskottchen umgeworfen, sondern den König.

Wieso soll der Verweis auf andere mögliche Sachverhalte für den Ausgangsfall irgendeine Bedeutung haben?
Außerdem hat er mit der Notation den Spielbereich verlassen.

Das gesamte Verhalten des Spielers kann sehr wohl als Erklärung der Aufgabe ausgelegt werden.
astimegoesby hat geschrieben:Ich habe schon Spieler erlebt, die sich die Hände geschüttelt haben und als ich nachfragte, konnten sie mir das Ergebnis nicht sagen - wie gesagt, es gibt nichts, was es im Schach nicht gibt.
Wieder ein anderer Sachverhalt ohne Bezug zum Ausgangsfall, also irrelevant.

Und was war nun der Anlass für die Erstellung dieses Threads? Hat Schwarz etwa nach Rückkehr in den Spielbereich die Partie fortsetzen wollen?

Alexander
Beiträge: 173
Registriert: 29.03.2011, 14:03
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 0
Wohnort: MET

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von Alexander » 24.05.2019, 19:04

Ich sehe es genauso wie die anderen. Aufgabe! Wenn jemand den König umschmeißt, dann macht er das so, wie wenn jemand die Partie aufgibt. Er ist sicher auch ein wenig sauer! Verlässt er zudem noch den Spielsaal mit dem Partieformular, so kann man das schon als Aufgabe der Partie sehen. Warum sollte sonst jemand den Spielsaal mit Partieformular verlassen? Man kann schon anhand der Reaktion des Spieler erkennen, ob die Partie aufgegeben wird oder nicht.

Beim Blitzschach oder Schnellschach, würde ich vielleicht auf die Überschreitung der Zeit warten? Bei Langzeitpartien, sofort oder nach 5 Minuten die Partie als verloren werten.

Ps.: So einen ähnlichen Fall hatte ich selber schon mal! Der Spieler ist bei einer Blitzschachpartie wortlos aufgestanden und Richtung Turnierleitung gegangen. Hat nicht einmal die Uhr angehalten! Ich wusste nicht was los war und habe dann kurz vorm ablaufen der Zeit die Partie gewonnen. Ich bemerkte von meinem Brett aus, wie der Spieler der Turnierleitung erklärte, dass sein Gegner (also ich) die Partie gewinne. In dem Fall wird dem Schiedsrichter mitgeteilt, dass die Partie aufgegeben wird, aber es hätte auch so wie oben laufen können. Der Schiedsrichter hatte mich nicht mal über den Gewinn informiert!

Gruß
Alexander

olafrosemeier
Beiträge: 1
Registriert: 23.01.2020, 21:32
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 14

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von olafrosemeier » 23.01.2020, 21:42

Guten Abend, in diesem spezifischen Fall [Verlassen des Spielsaals MIT Formular]deutet auch für mich auf die Aufgabe hin. Aber es ist nur ein Indiz. Ich hatte bei einem Wettkampf die Situation dass der König versehentlich umgestoßen wurde, und das als einzige Figur. Hier habe ich auf Berührung des Königs ohne Zeitstrafe entschieden. Vielleicht kann mir erklären, ob ich hier richtig liege. Danke im voraus.

Alexander
Beiträge: 173
Registriert: 29.03.2011, 14:03
Was ist die Summe aus 10 und 4?: 0
Wohnort: MET

Re: Umgeworfener König, Spieler verlässt Spielsaal - Erg.?

Beitrag von Alexander » 24.01.2020, 17:03

olafrosemeier hat geschrieben:
23.01.2020, 21:42
Guten Abend, in diesem spezifischen Fall [Verlassen des Spielsaals MIT Formular]deutet auch für mich auf die Aufgabe hin. Aber es ist nur ein Indiz. Ich hatte bei einem Wettkampf die Situation dass der König versehentlich umgestoßen wurde, und das als einzige Figur. Hier habe ich auf Berührung des Königs ohne Zeitstrafe entschieden. Vielleicht kann mir erklären, ob ich hier richtig liege. Danke im voraus.
Hallo Olaf. Die Regel lautet wie folgt: Wenn der Spieler eine oder mehrere Figuren verschiebt, muss er die Stellung auf Kosten seiner eigenen Bedenkzeit wieder aufbauen. Dazu zählt auch der umgeworfene König.

In den FIDE-Regeln steht drin:
7.4.1 Wenn ein Spieler eine oder mehrere Figuren verschiebt, muss er die korrekte Stellung auf Kosten seiner eigenen Zeit wieder aufbauen.
7.4.2 Falls nötig hält der Spieler oder sein Gegner die Schachuhr an und bittet den Schiedsrichter um Hilfe.
7.4.3 Der Schiedsrichter darf den Spieler, der die Figuren verschoben hat, bestrafen.
Ich hätte als Schiedsrichter erst mal gewartet, was der Spieler macht. Manche Sachen, lösen sich einfach von selbst. Hätte gar nicht eingegriffen! Wäre nur aktiv geworden, wenn sich einer beschwert hätte! Stellung wieder herstellen lassen und gut ist. Eine Berührung ist es nur dann, wenn der König bzw. die Figur mit der Absicht diese zu ziehen berührt wurde. Das war hier aber nicht der Fall, da die Figur versehentlich umgestoßen wurde. Also wäre eine Strafe nach Artikel 12.9 im Grunde genommen, eine falsche Entscheidung gewesen. Man muss wegen so etwas, nicht gleich eine Strafe verteilen. Allenfalls eine Verwarnung mehr nicht. Alles andere ist zu hart, aus Schiedsrichtersicht.

Antworten