Soeben habe ich in den interessanten Wortmeldungen zu meiner Anfrage gelesen. Vielen Dank für die Reaktionen. Ich hoffe, hoppepit wurde nicht verärgert. Zuletzt klingt er irgendwie aggressiv.
Da in den Antworten ein, zwei Nachfragen auftauchten: Im konkreten Fall handelt es sich um eine an einem Klubabend nachgeholte Partie einer Vereinsmeisterschaft. Vom 10.2-Antragsteller wurden zwei (zufällig) anwesende, ausgebildete Schiedsrichter ans Brett beordert, die in diesem Moment auch von beiden Spielern akzeptiert wurden. Aber wie gesagt weder diese beiden noch sonst jemand ist in der (eher semiprofessionellen) Ausschreibung als Schiedsrichter benannt worden, das Thema wurde wohl aus Versehen ausgelassen.
Der Antragsgegner ist selbst Spielleiter des Vereins.
Die Formerfordernisse von 10.2d wurden nicht erfüllt. Allerdings sendete ich (denn wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich beim Antragsgegner um mich) per eMail meine Partie (mit den relevanten Anmerkungen zum Geschehen) im Chessbase-Format an den Schiedsrichter, den ich nur widerwillig akzeptiert hatte. Den ganzen Protest hielt ich für irregulär, da ja bereits ein Ergebnis entstanden war (ZÜ, Gegner reicht mir die Hand). Dieselbe Aufgabe wurde dem Antragsteller zugeordnet, aber im Sinne von Anhang D gab es keine gegenseitige Bestätigung von irgendetwas (Formular, Stellung usw.)
Der 10.2-Antragsteller wandte sich irgendwann nach der Partie mit Protestabsicht an den Klubvorsitzenden. Der sagte, er läßt es von einem neutralen Schiedsrichter prüfen. Stattdessen wandte er sich mit der Sache aber an einen mit ihm bestens befreundeten Schiedsrichter, der im Klub auch regelmäßig bezahltes Training für die Schwächeren anbietet. (Mein Angebot, dieses Training zugunsten des Klubkontos kostenlos zu übernehmen, wurde übrigens vor einiger Zeit interessanterweise abgelehnt.) Man kann noch anmerken, daß nach der betreffenden Partie der Antragsgegner, nachdem er in der Partie nicht dem Remis zugestimmt hatte, von den anderen Beteiligten als unfairer Spieler charakterisiert und ausgegrenzt wurde.
Möglicherweise gibt es da Interessen, die die "Neutralität" des zur Entscheidungsfindung am "Grünen Tisch" angerufenen Schiedsrichters einschränken, vielleicht auch nicht, aber die Entscheidung auf Remis widerspricht völlig dem gesunden Menschenverstand und es fällt mir schwer, dafür eine Erklärung zu finden. Stellungen, in denen der Antragsgegner ganz offensichtlich noch einige Ideen versuchen kann, um auf schachlichem Wege zu gewinnen, ohne daß auch nur der Hauch irgendeiner "kunstvollen Selbstverstümmelung" (Christian Krause) des Gegners vonnöten ist, dürften nach meiner Ansicht - schon gar nicht nach Anhang D - remis gegeben werden dürfen.
Nach diesen Gedanken noch einmal die beiden Fragen, denn vielleicht haben meine Anmerkungen noch relevante Apekte beleuchtet, die auf die Beantwortung wesentlichen Einfluß haben könnten.
1.Kann eine Partiephase nachträglich auf diese Weise "gelöscht" werden?
(neuer Aspekt u.a.: beide Spieler waren doch zum Zeitpunkt der Inanspruchnahme des Schiedsrichters für 10.2 mit ihm einverstanden.)
2.Kann ein Schiedsrichter nach Anhang D eine Partie remis geben, obwohl der Antragsgegner in nicht-toter Position noch fleißig mit Drohungen hantieren konnte, wenn ihm die Partie nicht weggenommen worden wäre?
Zusatz: wer wählt diesen neutralen Schiedsrichter aus? Darf der Antragsgegner einen zweiten Schiedsrichter (Gegenprobe) hinzuziehen? Für mein rechtsstaatliches Empfinden müßte dieses Recht doch gegeben sein, oder was denkt ihr?
(Eckart meinte an einer Stelle "[...] Falls ja, hielte ich die Entscheidung des Schiedsrichters nicht für korrekt, obwohl sie unanfechtbar ist." Für nicht korrekt im Sinne, die Stellung sei sehr wohl mit normalen Mtteln zu gewinnen, oder im Sinne der Formfragen?
Eckart schrieb woanders auch noch: "Bei Zweifeln darüber, wie vorzugehen ist, würde ich immer den "sicheren" Weg wählen." Ich habe das irgendwie verpeilt: welcher wäre denn der "sichere" Weg?
viel Text, also besonders vielen Dank für die Aufmerksamkeit...