Wann ist ein Spieler "am Zuge"?

Werner
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Beitrag von Werner » 23.04.2008, 11:38

[quote="Stingray"][list=1][*]Sobald der Gegner einen regulären Zug ausgeführt hat, ist man "am Zug".
[*]Sobald auf dem Brett ein regulärer Zug gemacht wurde, ist selbiger "ausgeführt". Der entsprechende Spieler ist nicht mehr "am Zug".
[*]Sobald die Uhr gedrückt wurde, ist der Zug "abgeschlossen".[/list]

Warum die Beschränkung auf "reguläre" Züge?

Wechselt etwa nach einem regelwidrigen Zug - der von den Spielern nicht sofort als solcher erkannt wird - das "Am Zuge Sein" bei Fortführung der Partie nicht?

thomas.soergel
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Irreguläre Züge - Besonderheit

Beitrag von thomas.soergel » 23.04.2008, 13:01

Werner hat geschrieben:Warum die Beschränkung auf "reguläre" Züge?
Wechselt etwa nach einem regelwidrigen Zug - der von den Spielern nicht sofort als solcher erkannt wird - das "Am Zuge Sein" bei Fortführung der Partie nicht?
Es müssen folgende Fälle unterschieden werden:
a) Normalschach
Solange der Zug nicht als irregulär erkannt wird, bzw. unentdeckt bleibt, wechselt das "Am-Zug-Sein" ganz normal.
Wird der Zug hingegen als irregulär erkannt, muss er nach Art. 7.4a) zurückgenommen werden, folglich ist der Spieler (wieder) am Zug.
Weiter erfolgt Bestrafung nach Art. 7.4b).
b) Schnell- und Blitzschach
Übersehen beide Spieler, dass der Zug irregulär ist, geht das Spiel weiter, der illegale Zug wird dadurch legal.
c) Spieler erkennt seinen Fehler vor dem Drücken der Uhr
Er darf und muss den illegalen Zug zurücknehmen. Da Regel 4 das Zurücknehmen illegaler Züge wohl gestattet, ist der Spieler noch am Zug und kann auch nicht gem. Art. 7.4 b) bestraft werden.
d) Noch drastischer ist es beim Blitzschach. Über die Schnellschachregel wird definiert, dass der Gegner erst mit dem Drücken der Uhr den illegalen Zug reklamieren darf, was dann Partieverlust zur Folge hat.
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 23.04.2008, 21:56

Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Frage: was ist ein Zug?

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 23.04.2008, 22:33

Georg Heinze hat geschrieben:Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Frage: was ist ein Zug?
Antwort: Ein Schienenfahrzeug und hat die Lokomotive meist vorn!! :mrgreen:
Gruß, Peter
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Werner
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Beitrag von Werner » 24.04.2008, 00:26

Zug (Eisenbahn), ein miteinander gekuppelter Verband aus Triebfahrzeug und Wagen.

Zug (Mechanik), die Richtung einer Kraft auf das Objekt.

Zug (Brettspiel), das Bewegen einer Spielfigur beim Brettspiel.

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Noch ein paar Züge

Beitrag von thomas.soergel » 24.04.2008, 06:59

Werner hat geschrieben:Zug (Eisenbahn), ein miteinander gekuppelter Verband aus Triebfahrzeug und Wagen.

Zug (Mechanik), die Richtung einer Kraft auf das Objekt.

Zug (Brettspiel), das Bewegen einer Spielfigur beim Brettspiel.
Zug (Med. umgangsspr.), kalter Lufthauch, der Erkältungen und Verspannungen nach sich zieht.
Zug (Rauchen), Inhalieren von Nikotin
Zug (Psychologie?), bestimmte Charaktereigenschaft
Zug (Erdkunde), Schweizer Kanton und Stadt
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 24.04.2008, 08:49

Hoppla, meine Frage war mehr ironisch gemeint und jetzt kommen Facherklärungen aller möglichen Bereiche.

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Zurück zum Ursprung

Beitrag von thomas.soergel » 24.04.2008, 09:31

Georg Heinze hat geschrieben:Hoppla, meine Frage war mehr ironisch gemeint und jetzt kommen Facherklärungen aller möglichen Bereiche.
Ein bisschen Spaß muss halt auch mal sein :)

Aber es ist noch immer nicht ganz klar geworden, ob in der Zeit zwischen dem ausgeführten, regulären Zug und dem Drücken der Uhr das Recht zur Reklamation besteht.
Der Extremfall wäre, unser Anfangsbeispiel variiert und verschärft:
Endspurtphase, Endspiel Turm gegen Springer, die Turmpartei zieht den Turm, hält die Uhr mit einer Sekunde Restbedenkzeit an und reklamiert Remis nach Artikel 10.2, weil der Gegner mit normalen Mitteln nicht mehr gewinnen kann.
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Beitrag von Werner » 24.04.2008, 10:14

In diesem Fall war die Turmpartei im Moment der Reklamation nicht mehr am Zug, die Reklamation bzw. der "Antrag", wie es in der deutschen Fassung heißt - im Englischen sehe ich wiederholt den Begiff "claim", der dann in der deutschen Fassung mal als "Reklamation", mal als "Antrag" übersetzt wird -, mithin unzulässig.

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Regeln für den Schachsport

Beitrag von thomas.soergel » 24.04.2008, 11:27

Die folgende Regel wurde bislang noch nicht erwähnt:
6.8 a. Während der Partie muss jeder Spieler, nachdem er seinen Zug am Schachbrett ausgeführt hat, seine eigene Uhr anhalten und die Uhr seines Gegners in Gang setzen. Ein Spieler muss immer die Möglichkeit haben, seine Uhr anzuhalten. Sein Zug gilt nicht als beendet, bevor er dies getan hat, ausgenommen der ausgeführte Zug beendet die Partie. (Siehe Artikel 5.1 und 5.2).
Im Ausgangsfall sowie in meinem letzten Fall handelt es sich ja um einen Wettkampf, somit trifft m.E. die Erweiterung des Begriffs "ausgeführter Zug" aus Artikel 3 zu. Eine Reklamation nach Artikel 10.2 wäre damit gerechtfertigt, denn wenn ein Zug noch nicht beendet ist, muss der Spieler wohl am Zug sein, auch wenn er nichts mehr am Brett bewegen darf.
Nicht mehr erlaubt sind dagegen Reklamationen nach 9.2 oder 9.3, da derartige Reklamationen explizit vor einer Aktion am Brett zu erfolgen haben.
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Beitrag von Werner » 24.04.2008, 11:44

Ich denke, auf die Definition des "ausgeführten" Zuges (Art. 4.6) hat stingray in aller Deutlichkeit hingewiesen.

Da bereits der "ausgeführte" Zug bewirkt, dass nicht mehr der Spieler, der den Zug ausführt, sondern der Gegner am Zug ist (Art. 1.1), ist in der Zeit zwischen Ausführung des Zuges auf dem Brett und Betätigen der Uhr bereits der Gegner "am Zug", auch wenn hier noch die Bedenkzeit des Spielers (und nicht des Gegners) läuft.

Der "ausgeführte" und der "vollständig abgeschlossene" Zug sind eben zwei verschiedene Dinge, das "Am Zuge Sein" ist aber nach Art. 1.1 ganz klar an die "Ausführung" des Zuges gekoppelt, nicht an das "Vollständig abgeschlossen Sein".


Fraglich ist aus meiner Sicht nur noch, ob nur ein regelgemäßer (und nicht auch ein regelwidriger Zug wie Sc3-e5 oder La1-g6) Zug bewirkt, dass der andere Spieler "am Zuge" ist.

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Beitrag von Georg Heinze » 24.04.2008, 12:04

Werner schrieb:
Fraglich ist aus meiner Sicht nur noch, ob nur ein regelgemäßer (und nicht auch ein regelwidriger Zug wie Sc3-e5 oder La1-g6) Zug bewirkt, dass der andere Spieler "am Zuge" ist.
Das ist keine Frage, sondern es ist an dem.
Wie ein regelwidriger Zug zu behandeln ist, das hatten wir schon.
Ob dieser regelwidrige Zug Auswirkungen auf das Ergebnis der Partie hat, da kommt es auf die Umstände an.
Wenn z.B. der Gegner durch einen regelwidrigen Zug die Möglichkeit hat matt zu setzen und er tut es, ist die Partie zu Ende - ohne wenn und aber.
Hatten wir da nicht schon ein Beispiel?
1.Lc4 Sc6
2.Df3 e5
3.Dxf7 matt oder so ähnlich
2 regelwidrige Züge und trotzdem matt!

Werner
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Beitrag von Werner » 24.04.2008, 13:38

Was bedeutet "Es ist an dem."?
Ja oder nein?

Es IST eine Frage.

Wer war nach 1.Lc4 am Zug, Weiß oder Schwarz?
Stingray sagt: Weiß, da 1.Lc4 nicht regulär ist.

thomas.soergel
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Stingray hat recht

Beitrag von thomas.soergel » 24.04.2008, 14:13

Werner hat geschrieben:Wer war nach 1.Lc4 am Zug, Weiß oder Schwarz?
Stingray sagt: Weiß, da 1.Lc4 nicht regulär ist.
Ausgenommen Schnell- und Blitzpartien, gilt, dass ein illegaler Zug immer zurückgenommen werden muss, solange die Partie nicht unwideruflich beendet ist, sei es z.B. durch Matt, SR oder Unterschrift auf dem Partieformular.
Wenn der Zug zurückgenommen werden muss, dann ist dieser Spieler wohl am Zug, in diesem Fall also Weiß.
Merkt er es, bevor er seine Uhr gedrückt hat, kann er die Korrektur straffrei ausführen, ansonsten bekommt sein Gegner zwei Minuten Bedenkzeit dazu.
Weiß ist dann am Zug, sobald dieser Umstand durch den SR, den Gegner oder ihn selbst festgestellt wird.
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Beitrag von Werner » 24.04.2008, 18:33

Das heißt also, dass in dem Beispiel von Georg Heinze nach 1.Lc4 Schwarz deswegen am Zuge war, weil niemand die Regelwidrigkeit des Zuges 1.Lc4 festgestellt hat?!

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