Fehler bei der Zeiteinstellung Endspurtphase

thomas.soergel
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Fehler bei der Zeiteinstellung Endspurtphase

Beitrag von thomas.soergel » 04.05.2008, 17:56

Was passiert eigentlich, wenn ein SR 60 Minuten für die Endspurtphase einstellt anstatt 30 Minuten, wie es in der Turnierordnung steht und der Irrtum erst dann klar wird, wenn einer der beiden Spieler nur noch 25 Minuten auf der Uhr hat, spricht, die 30 Minuten eigentlich überschritten hat?
Einen ähnlichen Fall hatte ich vor zwei Jahren als Spielleiter zu entscheiden. Im vorliegenden Fall konnte ich den Protest abweisen, weil dies durch einen Zuschauer geschah, während der SR im Nebenraum weilte und als Erstinstanz überhaupt nicht bemüht wurde.
Aber was ist, wenn der SR die falsche Zeiteinstellung vornimmt, eventuell sogar gegen die Proteste der Spieler?
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Stingray
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Beitrag von Stingray » 04.05.2008, 21:23

Vielleicht sollte man den Schiedsrichter zur Nachschulung schicken? Ernsthaft, so etwas sprengt meiner Ansicht nach den Rahmen dieses Forums. Du fragst letztendlich, wie sich eine höhere Instanz als der Schiedsrichter im Falle eines Protests verhalten sollte. Hier diskutieren wir aber nur Situationen am Brett.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 04.05.2008, 21:36

Falls es wirklich so einen Fall geben sollte, kann der Fehler des SR nicht zu Lasten der Spieler gehen.
Das ist so ein Fall, der in den FIDE-Regeln nicht erfasst ist und so sollte das Vorwort gelten:
In Fällen, die nicht durch einen Artikel der Schachregeln genau geklärt sind, sollte es möglich sein, durch das Studium analoger Situationen, die von den Schachregeln erfasst werden, zu einer korrekten Entscheidung zu gelangen.
Im Interesse der Spieler kann die Endspurtphase entsprechend der Uhrenstellung durch den SR m.E. statt 30 min hier eben nur 60 min betragen.
"Der SR hat eben so entschieden, wenn auch falsch" könnte man argumentieren.
Ansonsten könnte man die Fragestellung natürlich beliebig ausweiten.
Was wäre wenn er 45 min eingestellt hätte oder: eine Uhr 30 min, die andere 60 min oder: nur ein Spieler protestiert usw.
Zur Not geht das Ganze eben an eine höhere Instanz und dann fällt eine wie auch immer geartete Entscheidung.

thomas.soergel
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Was, wenn man den Fehler merkt

Beitrag von thomas.soergel » 05.05.2008, 08:26

Stingray hat geschrieben:Vielleicht sollte man den Schiedsrichter zur Nachschulung schicken? Ernsthaft, so etwas sprengt meiner Ansicht nach den Rahmen dieses Forums. Du fragst letztendlich, wie sich eine höhere Instanz als der Schiedsrichter im Falle eines Protests verhalten sollte. Hier diskutieren wir aber nur Situationen am Brett.
Wahrscheinlich hast Du Recht, weil es mit Sicherheit zum Protest kommen wird und eine höhere Instanz entscheiden muss, was passiert. Dies würde in der Tat den Rahmen des Forums sprengen.
Dass der SR gehörigen Nachholbedarf hat und auch hier der Spielleiter tätig werden muss, bedarf auch keiner weiteren Diskussion.
Die Frage war nur, ob es vor Ort eine Möglichkeit gibt, den Fehler zu korrigieren. So wie es aussieht, kann es nur beim Versuch bleiben. Wie Sfr. Heinze schrieb, darf aber ein Fehler des SR nicht zulasten eines Spielers gehen.
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Beitrag von realpatzer » 05.05.2008, 11:14

:? Komische Situation - gibt es dafür ein Vorbild oder entspringt es deiner Phantasie.

Im Ausgangsfall kann aus meiner Sicht nurmit der falsch eingestellten Bedenkzeit weitergespielt werden - alles andere wäre ungerecht. Auch eine höhere Instanz dürfte nicht anders entscheiden.

Gruß Burkhard
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Der Fall ist real

Beitrag von thomas.soergel » 05.05.2008, 11:35

realpatzer hat geschrieben::? Komische Situation - gibt es dafür ein Vorbild oder entspringt es deiner Phantasie.
Im Ausgangsfall kann aus meiner Sicht nurmit der falsch eingestellten Bedenkzeit weitergespielt werden - alles andere wäre ungerecht. Auch eine höhere Instanz dürfte nicht anders entscheiden.
Gruß Burkhard
Der Fall hat ein reales Vorbild aus der Saison 2006/07.
http://www.schachbezirk-oberbayern.de/j ... .html#c465
Der zweite Jugendleiter hatte als Zuschauer eingegriffen in der irrigen Annahme, die Bedenkzeitregelung des Kreises würde auch für den Bezirk gelten.
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Beitrag von Werner » 05.05.2008, 16:07

Warum war der Schiedsrichter im Nebenraum und nicht am Brett, wo er hingehört??

Anscheinend hat er sich für die Partie überhaupt nicht interessiert, statt selbst die Umstellung der Uhren durchzuführen bzw. sich die Uhr wenigstens einmal (!) anzuschauen, wodurch er den Fehler bemerkt haben würde.

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Warum ?

Beitrag von thomas.soergel » 05.05.2008, 17:40

Werner hat geschrieben:Warum war der Schiedsrichter im Nebenraum und nicht am Brett, wo er hingehört??
Anscheinend hat er sich für die Partie überhaupt nicht interessiert, statt selbst die Umstellung der Uhren durchzuführen bzw. sich die Uhr wenigstens einmal (!) anzuschauen, wodurch er den Fehler bemerkt haben würde.
Wenn alle SR korrekt handeln würden und überall wären, wo sie sein sollten, bräuchten wir wahrscheinlich dieses Forum nicht. Die Frage habe ich ihm schon bei der Behandlung dieses Falles gestellt. Der SR war im Nebenraum, um mit seinem Jugendspieler eine Partie zu analysieren. Nachdem einer der beiden Spieler sowieso eine Figur vorne war, dachte er halt, die Partie sei gelaufen.
Beim nächsten Mal wird er sicher schlauer sein.
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Beitrag von Georg Heinze » 05.05.2008, 22:30

Jetzt wissen wir wo der SR war und was er tat. Aber so recht hilft und das nicht weiter...

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Beitrag von Eckart » 05.05.2008, 23:43

Georg Heinze hat geschrieben:Jetzt wissen wir wo der SR war und was er tat. Aber so recht hilft und das nicht weiter...
Und dieser Beitrag hilft auch niemandem weiter.

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Beitrag von Eckart » 05.05.2008, 23:47

Und der Fall aus Oberbayern bekräftigt die an anderer Stelle geäußerte Auffassung, dass das Umstellen der Uhren durch den Schiedsrichter und nicht durch die Spieler selbst erfolgen solle.

Einer stellt die Uhr vor, der andere stellt sie zurück, das ist ja fast schon Slapstick.

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Beitrag von Eckart » 06.05.2008, 00:28

Stingray hat geschrieben:Du fragst letztendlich, wie sich eine höhere Instanz als der Schiedsrichter im Falle eines Protests verhalten sollte. Hier diskutieren wir aber nur Situationen am Brett.
Ja, die FIDE-Regeln gehen davon aus, dass der Schiedsrichter alles richtig macht, und enthalten daher keine Vorschrift darüber, wie man gegen eine Schiedsrichterentscheidung vorgehen kann.

(Einzige Ausnahme: Art. 10.2 d) soll den Bestand der darin genannten Entscheidung gegen höhere Instanzen schützen.)

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Korrektur von Fehlentscheidungen

Beitrag von thomas.soergel » 06.05.2008, 07:15

Eckart hat geschrieben: Ja, die FIDE-Regeln gehen davon aus, dass der Schiedsrichter alles richtig macht, und enthalten daher keine Vorschrift darüber, wie man gegen eine Schiedsrichterentscheidung vorgehen kann.
(Einzige Ausnahme: Art. 10.2 d) soll den Bestand der darin genannten Entscheidung gegen höhere Instanzen schützen.)
Gegen eine SR-Entscheidung kann man schon vorgehen, indem man Protest einlegt. Ich weiß nicht, ob ich auch so entschieden hätte, wenn der SR diese Entscheidung bestätigt hätte.
Aber die FIDE-Regeln sagen in der Tat auch nichts aus, ob und wie ein SR seine Entscheidung während der Partie revidieren kann, wenn der Fehler offenkundig wurde.
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Beitrag von thomas.soergel » 06.05.2008, 07:18

Eckart hat geschrieben:Und der Fall aus Oberbayern bekräftigt die an anderer Stelle geäußerte Auffassung, dass das Umstellen der Uhren durch den Schiedsrichter und nicht durch die Spieler selbst erfolgen solle.
Einer stellt die Uhr vor, der andere stellt sie zurück, das ist ja fast schon Slapstick.
Ich denke, derartige Fälle kommen überall vor, es wird nur selten darüber berichtet. In diesem Fall muss ich Eckart beipflichten oder eine weitere Alternative anbieten, nämlich Digitaluhren verwenden.
Nur kann man darauf warten, dass irgendwer es verbockt, die korrekte Restbedenkzeit einzustellen.
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 06.05.2008, 10:25

Was ich bereits schrieb:
Jetzt wissen wir wo der SR war und was er tat. Aber so recht hilft uns das nicht weiter...
Um das zu verstehen, hätte ich wahrscheinlich ein paar Smiles setzen müssen.
Was ich damit sagen wollte: wenn der SR im Nebenraum Partien analysiert, statt seine SR-Aufgaben wahrzunehmen, dann ist das (leider) wieder ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte. Sonst hätte es den beschriebenen Vorgang wahrscheinlich nicht gegeben.

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