Ich sitze gerade kopfschüttelnd vor meiner Kiste. Mal ehrlich, Leute, die meisten "Argumente" hier sind doch wohl der blanke Hohn.
Eckart hat geschrieben:Bei einem Open in einem süddeutschen Urlaubsort kam einer meiner Gegner mit 45 Minuten Verspätung zur Partie. Er hatte vormittags eine Wanderung gemacht und sich in der für den Rückweg benötigten Zeit verschätzt.
Niemand hätte etwas von einer Kampfloswertung dieser Partie gehabt.
Aha, auf solche Schussel soll man also Rücksicht nehmen?
thomas.soergel hat geschrieben:Es gibt halt auch Schachspieler, die gern Mannschaftskämpfe spielen, aber in der Kreisliga nicht alles so streng sehen wie Du in der Bundesliga. Und das sind halt sehr viele, die zudem gerade mit ihren Beiträgen den DSB finanzieren, ohne von diesem direkt je eine Gegenleistung zu erhalten.
Mal abgesehen von der nicht sehr unterschwelligen Polemik dieses Beitrags: Das hat doch nichts mit "streng sehen" zu tun. Wer einen Sport in einer Liga - egal welche Leistungsstufe - betreibt, von dem darf man auch einen gewissen Einsatz dafür erwarten. Ansonsten frage ich mich doch, warum derjenige überhaupt noch mitspielt. Berlin hat die so genannte "Feierabendliga" eingeführt, die, so glaube ich, auch ohne Auswertung spielt. Sollen diese Spieler sich halt etwas Derartiges suchen. Den normalen Spielbetrieb stören die eher, als dass sie ihn bereichern.
dfuchs hat geschrieben:Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille und ich sehe nicht ein warum man immer auf die "Ausnahmen", auf die Unpünktlichen und die Undisziplinierten Rücksicht nehmen soll.
Amen. Kein halbwegs ernsthaftes Sportteam akzeptiert ein solches Verhalten auf Dauer, nur beim Schach dürfen sich diese Leute freudig tummeln. Denn seien wir doch mal ehrlich: In gefühlten 97% aller Fälle sind das dieselben Idioten, auf die man zumeist eh gerne verzichten könnte. Bei Sprüchen a la "Lieber 30 Minuten zu spät als fünf Minuten zu früh" brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, wenn Schach keine Medienwirksamkeit erlangt.
Und woran liegt das? Oft hört man: "Schachspieler sind halt so." Dabei müsste es richtig heißen: "Diese wenigen Spieler kommen gar nicht auf die Idee, dass ihr Verhalten falsch ist - weil ihre Mannschaften es meist noch unterstützen." Dabei ist jedes Zuspätkommen eigentlich ein Verstoß gegen 12.1, aber die bekannten Wiederholungstäter zeigen leider, dass die üblichen Sanktionen offenbar nicht ausreichen.
Würde eine Verschärfung der diesbezüglichen Regeln diese Spieler vom Turnierschach vertreiben? Vielleicht. Oder sollte ich besser sagen "Hoffentlich"?
thomas.soergel hat geschrieben:Eckart hat geschrieben:Anders beim Schach, wo nur die Uhr zu laufen beginnt und wo die "Wartezeit" von 1 Stunde seit vielen Jahrzehnten gilt.
Ich denke, dass Eckart hier den Punkt getroffen hat. Man kann vieles überregulieren und übertreiben. Ich persönlich habe zehn Jahre lang Handball gepfiffen. Wenn überhaupt, wurde auf Mannschaften maximal 15 Minuten gewartet, ansonsten wären die Hallenspielpläne durcheinander gekommen. Auf einzelne Spieler wurde sowieso nie Rücksicht genommen. Wer zu spät kam, konnte sich sowieso nachmelden.
Im übrigen hat die Heimmannschaft ja immer das Recht, zum angesetzten Termin die Uhren in Gang zu setzen. Damit läuft die Zeit und die unpünktlichen Spieler werden gewissermaßen mit Zeitabzug bestraft. Spätestens wenn ein Spieler dabei ist, der permanent in Zeitnot kommt, wird dann wohl auch der Verein darauf schauen, dass man pünktlich am Wettkampfort ist.
Das mit dem Uhren pünktlich Anstellen stimmt zwar, aber - leider - geschieht es in der Praxis eher selten. Weil die Heimteams befürchten, als unfaire Regelfuzzis zu gelten. Dabei besteht doch die eigentliche Unfairness darin, dass die Gäste eine pünktliche Anreise einfach nicht als notwendig erachten. Eine ziemliche Geringschätzung gegenüber den Gastgebern, findest Du nicht?
Im übrigen, warum spielen Schachspieler bei einem Open mit? Wohl auch, um ihre DWZ zu steigern. Ein kampfloser Sieg zählt nicht für die Auswertung und man bekommt zudem dann in der nächsten Runde einen harten Brocken. Ich denke nicht, dass solche Spieler scharf auf kampflose Siege sind, insbesondere wenn der Gegner nach zwanzig Minuten doch noch kommt.
Bei der bisherigen Regelung spielen beide, mit der neuen Regelung sitzen beide nur herum.
Ich hoffe doch, die meisten spielen Schach aus Freude am Spielen selbst. Und wenngleich ein kampfloser Sieg eine gespielte Partie weniger bedeutet, kriegt man dadurch einen starken Gegner, gegen den man sich beweisen kann. Wer so argumentiert wie Du, hat aus meiner Sicht irgendwie die falsche Einstellung. Natürlich freuen kampflose Siege niemanden, aber die Ignoranz, die ein Spieler demonstriert, der deutlich nach Partiebeginn erscheint, schadet dem Spiel insgesamt potenziell mehr.
Eckart hat geschrieben:Bei Mannschaftskämpfen ohne "neutralen" Schiedsrichter wird es in solchen Fällen unerquickliche Diskussionen geben, ob die Ausnahme "...es sei denn, der Schiedsrichter entscheidet anders" zur Anwendung kommen soll.
Da kommen wir zum eigentlichen Kern des Problems: Es gibt keine flächendeckenden Schiedsrichtereinsätze bis in die unterste Liga. Dann führen wir die doch endlich ein. Problem gelöst. Wer jetzt an das alte Totschlagargument mit den Finanzen denkt, den bitte ich, zuerst
das Gusti-Interview zu lesen. Da geht's zwar primär um das Thema Training, aber die Aussage gilt so auch für die gesamte Organisation, zu der zumindest nach meinem Verständnis eben auch Schiedsrichter gehören.