Regeländerungen

Eckart
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Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 09:50

dfuchs hat geschrieben:Bei einem Open kann jeder pünktlich kommen, da meist nur die wenigsten pendeln und gerade die Pendler erfahrungsgemäß eher pünktlich sind.
Bei einem Open in einem süddeutschen Urlaubsort kam einer meiner Gegner mit 45 Minuten Verspätung zur Partie. Er hatte vormittags eine Wanderung gemacht und sich in der für den Rückweg benötigten Zeit verschätzt.

Niemand hätte etwas von einer Kampfloswertung dieser Partie gehabt.

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Re: Unterschiedliche Bedürfnisse

Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 09:55

thomas.soergel hat geschrieben: Ich würde Dich aber bitten, zur Kenntnis zu nehmen, dass Schach auch auf dem Land gespielt wird. Gerade in großflächigen Bezirken kann das Ganze ein Problem werden.
Auch ich habe schon Sonntag früh 45 Minuten im Stau gestanden, weil auf der Autobahn eine Ampel vor einer Baustelle ohne erkennbaren Grund auf Rot gestanden hat.

Bei Mannschaftskämpfen ohne "neutralen" Schiedsrichter wird es in solchen Fällen unerquickliche Diskussionen geben, ob die Ausnahme "...es sei denn, der Schiedsrichter entscheidet anders" zur Anwendung kommen soll.

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Beitrag von dfuchs » 17.07.2008, 13:02

Es gehört zur Vorbereitung auf einen Mannschaftskampf auch, dass ich am Spieltag schaue ob es Stau gibt oder sonstige Hindernisse.

Was glaubst du was mir die Mannschaften erzählen würden, wenn ich als Schiedsrichter nicht pünktlich am Spielort wäre (und pünktlich ist in dem Fall 30 Minuten vorher). Das geht bei mir sogar so weit, dass ich bei Mannschaften, bei denen ich noch nie war sogar per E-Mail nachfrage, ob es in dem Spielort irgendwelche Verkehrshindernisse (Dorffest, Baustelle, etc.) gibt.

Ich spiele seit weit über 10 Jahren aktiv Schach und bin noch nie auch nur eine Minute zu spät, im Winter aber schon mal 45 Minuten zu früh dran.
Warum? Eine Tasse Kaffee kann ich immer noch irgendwo trinken, ein verlorener Punkt wegen zu spät kommen oder weil ich in Zeitnot etwas eingestellt habe, kann ich nicht mehr korrigieren.

Zusätzlich spiele ich auf dem Land und 60-90 Minuten Anfahrt zu einem Spiel sind bei mir keine Seltenheit.

In allen Klassen gehört eine gewisse Professionalität bei der Vorbereitung zum Geschäft.

Gruß Daniel

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Professionalität

Beitrag von thomas.soergel » 17.07.2008, 14:13

dfuchs hat geschrieben:In allen Klassen gehört eine gewisse Professionalität bei der Vorbereitung zum Geschäft.
Normalerweise fahre ich ebenfalls so früh los, dass ich noch einen gewissen Puffer habe, auch wenn die Jugendlichen eventuell herummotzen, warum wir so früh losgefahren sind.
Nur solltest Du nicht von Deiner sicherlich sehr lobenswerten Einstellung auf andere schließen. Insbesondere je niedriger die Klassen werden.
In den meisten Fällen beginnt ja auch alles pünktlich und einen Stau kann man auch nicht immer abwenden. Bei Rückreiseverkehr kann man ihn vielleicht kalkulieren, bei einem schweren Unfall mit Totalsperre wohl nicht.
Je tiefer die Liga, desto weniger professionell wird es. Da frage ich mich halt schon, ob es das wert ist, wenn Mannschaften vielleicht nach einem solchen 0:8 ihren Rückzug erklären.
Es gibt halt auch Schachspieler, die gern Mannschaftskämpfe spielen, aber in der Kreisliga nicht alles so streng sehen wie Du in der Bundesliga. Und das sind halt sehr viele, die zudem gerade mit ihren Beiträgen den DSB finanzieren, ohne von diesem direkt je eine Gegenleistung zu erhalten.
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Beitrag von dfuchs » 17.07.2008, 15:55

Ich spiele im besten Fall (leider Regelfall) gerade mal in der Bezirksklasse mit einer DWZ von gerade mal knapp 1700 und 1. Bundesliga pfeife ich nicht.

Ich erwarte aber die gleiche Professionalität von meinen Jungs in der untersten Kreisklasse, was auch funktioniert.

Es funktioniert im Fußball (dort war ich fünf Jahre Schiedsrichter durch alle Klassen von der Jugend-Kreisklasse bis in die Verbandsliga als Assistent) und habe nie ein Spiel später als 5 Minuten nach der angesetzten Zeit angepfiffen.

Es funktioniert im Handball (war ich zwei Jahre aktiv als Spieler).

Und es funktioniert mit der nötigen Disziplin auch im Schach und für Disziplinlosigkeit habe ich in keinem Sport Verständnis.

Denn auf der einen Seite es nicht so eng sehen wollen (Pünktlichkeit, Handyregelung, etc.), dann aber gegen regelkonforme Entscheidungen eines Turnierleiters bis vor das höchste Verbandsturniergericht gehen. Das ist nämlich die andere Seite.

Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille und ich sehe nicht ein warum man immer auf die "Ausnahmen", auf die Unpünktlichen und die Undisziplinierten Rücksicht nehmen soll.

Gruß Daniel

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Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 15:56

dfuchs hat geschrieben:Es gehört zur Vorbereitung auf einen Mannschaftskampf auch, dass ich am Spieltag schaue ob es Stau gibt oder sonstige Hindernisse.

Was glaubst du was mir die Mannschaften erzählen würden, wenn ich als Schiedsrichter nicht pünktlich am Spielort wäre (und pünktlich ist in dem Fall 30 Minuten vorher). Das geht bei mir sogar so weit, dass ich bei Mannschaften, bei denen ich noch nie war sogar per E-Mail nachfrage, ob es in dem Spielort irgendwelche Verkehrshindernisse (Dorffest, Baustelle, etc.) gibt.
Ja und, was bedeutet das jetzt? Der Wanderer durch Oberbayern hätte trotzdem kampflos verloren, und ich dürfte mich eines kampflos gewonnenen Punktes "erfreuen".

Ob es Stau gibt, erfährt man häufig erst dann, wenn man schon mittendrin steht.

Als Schiedsrichter pünktlich zu sein, ist etwas völlig anderes als das rechtzeitige Erscheinen als Spieler.

Es dürfte zudem Schwierigkeiten begegnen, den Mitspielern in der Mannschaft zu vermitteln, dass man so planen soll, bei ungehinderter Anreise ca. eine Stunde vorher am Spielort zu sein, um dann ggf. eine einstündige Verzögerung durch Stau verkraften zu können.

Richtig "professionell" wäre natürlich, schon am Vortag von Traunstein nach Germering anzureisen und dann am Spielort zu übernachten. Vielleicht könnte man auch eine entsprechende Verpflichtung in die Turnierordnung aufnehmen...

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Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 16:01

dfuchs hat geschrieben:Es funktioniert im Fußball (dort war ich fünf Jahre Schiedsrichter durch alle Klassen von der Jugend-Kreisklasse bis in die Verbandsliga als Assistent) und habe nie ein Spiel später als 5 Minuten nach der angesetzten Zeit angepfiffen.

Es funktioniert im Handball (war ich zwei Jahre aktiv als Spieler).
Vergleiche mit Fußball und Handball scheitern daran, dass es in diesen beiden Sportarten noch nie regelkonform war, mit deutlicher Verspätung zu erscheinen. Dort kann man natürlich auch nicht sinnvoll mit dem Spiel beginnen, wenn der Gegner nicht da ist.

Anders beim Schach, wo nur die Uhr zu laufen beginnt und wo die "Wartezeit" von 1 Stunde seit vielen Jahrzehnten gilt.

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Man kann manches übertreiben

Beitrag von thomas.soergel » 17.07.2008, 16:25

Eckart hat geschrieben:Anders beim Schach, wo nur die Uhr zu laufen beginnt und wo die "Wartezeit" von 1 Stunde seit vielen Jahrzehnten gilt.
Ich denke, dass Eckart hier den Punkt getroffen hat. Man kann vieles überregulieren und übertreiben. Ich persönlich habe zehn Jahre lang Handball gepfiffen. Wenn überhaupt, wurde auf Mannschaften maximal 15 Minuten gewartet, ansonsten wären die Hallenspielpläne durcheinander gekommen. Auf einzelne Spieler wurde sowieso nie Rücksicht genommen. Wer zu spät kam, konnte sich sowieso nachmelden.
Im übrigen hat die Heimmannschaft ja immer das Recht, zum angesetzten Termin die Uhren in Gang zu setzen. Damit läuft die Zeit und die unpünktlichen Spieler werden gewissermaßen mit Zeitabzug bestraft. Spätestens wenn ein Spieler dabei ist, der permanent in Zeitnot kommt, wird dann wohl auch der Verein darauf schauen, dass man pünktlich am Wettkampfort ist.
Im übrigen, warum spielen Schachspieler bei einem Open mit? Wohl auch, um ihre DWZ zu steigern. Ein kampfloser Sieg zählt nicht für die Auswertung und man bekommt zudem dann in der nächsten Runde einen harten Brocken. Ich denke nicht, dass solche Spieler scharf auf kampflose Siege sind, insbesondere wenn der Gegner nach zwanzig Minuten doch noch kommt.
Bei der bisherigen Regelung spielen beide, mit der neuen Regelung sitzen beide nur herum.
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Re: Man kann manches übertreiben

Beitrag von Stingray » 17.07.2008, 22:59

Ich sitze gerade kopfschüttelnd vor meiner Kiste. Mal ehrlich, Leute, die meisten "Argumente" hier sind doch wohl der blanke Hohn.
Eckart hat geschrieben:Bei einem Open in einem süddeutschen Urlaubsort kam einer meiner Gegner mit 45 Minuten Verspätung zur Partie. Er hatte vormittags eine Wanderung gemacht und sich in der für den Rückweg benötigten Zeit verschätzt.

Niemand hätte etwas von einer Kampfloswertung dieser Partie gehabt.
Aha, auf solche Schussel soll man also Rücksicht nehmen?
thomas.soergel hat geschrieben:Es gibt halt auch Schachspieler, die gern Mannschaftskämpfe spielen, aber in der Kreisliga nicht alles so streng sehen wie Du in der Bundesliga. Und das sind halt sehr viele, die zudem gerade mit ihren Beiträgen den DSB finanzieren, ohne von diesem direkt je eine Gegenleistung zu erhalten.
Mal abgesehen von der nicht sehr unterschwelligen Polemik dieses Beitrags: Das hat doch nichts mit "streng sehen" zu tun. Wer einen Sport in einer Liga - egal welche Leistungsstufe - betreibt, von dem darf man auch einen gewissen Einsatz dafür erwarten. Ansonsten frage ich mich doch, warum derjenige überhaupt noch mitspielt. Berlin hat die so genannte "Feierabendliga" eingeführt, die, so glaube ich, auch ohne Auswertung spielt. Sollen diese Spieler sich halt etwas Derartiges suchen. Den normalen Spielbetrieb stören die eher, als dass sie ihn bereichern.
dfuchs hat geschrieben:Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille und ich sehe nicht ein warum man immer auf die "Ausnahmen", auf die Unpünktlichen und die Undisziplinierten Rücksicht nehmen soll.
Amen. Kein halbwegs ernsthaftes Sportteam akzeptiert ein solches Verhalten auf Dauer, nur beim Schach dürfen sich diese Leute freudig tummeln. Denn seien wir doch mal ehrlich: In gefühlten 97% aller Fälle sind das dieselben Idioten, auf die man zumeist eh gerne verzichten könnte. Bei Sprüchen a la "Lieber 30 Minuten zu spät als fünf Minuten zu früh" brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, wenn Schach keine Medienwirksamkeit erlangt.

Und woran liegt das? Oft hört man: "Schachspieler sind halt so." Dabei müsste es richtig heißen: "Diese wenigen Spieler kommen gar nicht auf die Idee, dass ihr Verhalten falsch ist - weil ihre Mannschaften es meist noch unterstützen." Dabei ist jedes Zuspätkommen eigentlich ein Verstoß gegen 12.1, aber die bekannten Wiederholungstäter zeigen leider, dass die üblichen Sanktionen offenbar nicht ausreichen.

Würde eine Verschärfung der diesbezüglichen Regeln diese Spieler vom Turnierschach vertreiben? Vielleicht. Oder sollte ich besser sagen "Hoffentlich"?
thomas.soergel hat geschrieben:
Eckart hat geschrieben:Anders beim Schach, wo nur die Uhr zu laufen beginnt und wo die "Wartezeit" von 1 Stunde seit vielen Jahrzehnten gilt.
Ich denke, dass Eckart hier den Punkt getroffen hat. Man kann vieles überregulieren und übertreiben. Ich persönlich habe zehn Jahre lang Handball gepfiffen. Wenn überhaupt, wurde auf Mannschaften maximal 15 Minuten gewartet, ansonsten wären die Hallenspielpläne durcheinander gekommen. Auf einzelne Spieler wurde sowieso nie Rücksicht genommen. Wer zu spät kam, konnte sich sowieso nachmelden.
Im übrigen hat die Heimmannschaft ja immer das Recht, zum angesetzten Termin die Uhren in Gang zu setzen. Damit läuft die Zeit und die unpünktlichen Spieler werden gewissermaßen mit Zeitabzug bestraft. Spätestens wenn ein Spieler dabei ist, der permanent in Zeitnot kommt, wird dann wohl auch der Verein darauf schauen, dass man pünktlich am Wettkampfort ist.
Das mit dem Uhren pünktlich Anstellen stimmt zwar, aber - leider - geschieht es in der Praxis eher selten. Weil die Heimteams befürchten, als unfaire Regelfuzzis zu gelten. Dabei besteht doch die eigentliche Unfairness darin, dass die Gäste eine pünktliche Anreise einfach nicht als notwendig erachten. Eine ziemliche Geringschätzung gegenüber den Gastgebern, findest Du nicht?
Im übrigen, warum spielen Schachspieler bei einem Open mit? Wohl auch, um ihre DWZ zu steigern. Ein kampfloser Sieg zählt nicht für die Auswertung und man bekommt zudem dann in der nächsten Runde einen harten Brocken. Ich denke nicht, dass solche Spieler scharf auf kampflose Siege sind, insbesondere wenn der Gegner nach zwanzig Minuten doch noch kommt.
Bei der bisherigen Regelung spielen beide, mit der neuen Regelung sitzen beide nur herum.
Ich hoffe doch, die meisten spielen Schach aus Freude am Spielen selbst. Und wenngleich ein kampfloser Sieg eine gespielte Partie weniger bedeutet, kriegt man dadurch einen starken Gegner, gegen den man sich beweisen kann. Wer so argumentiert wie Du, hat aus meiner Sicht irgendwie die falsche Einstellung. Natürlich freuen kampflose Siege niemanden, aber die Ignoranz, die ein Spieler demonstriert, der deutlich nach Partiebeginn erscheint, schadet dem Spiel insgesamt potenziell mehr.
Eckart hat geschrieben:Bei Mannschaftskämpfen ohne "neutralen" Schiedsrichter wird es in solchen Fällen unerquickliche Diskussionen geben, ob die Ausnahme "...es sei denn, der Schiedsrichter entscheidet anders" zur Anwendung kommen soll.
Da kommen wir zum eigentlichen Kern des Problems: Es gibt keine flächendeckenden Schiedsrichtereinsätze bis in die unterste Liga. Dann führen wir die doch endlich ein. Problem gelöst. Wer jetzt an das alte Totschlagargument mit den Finanzen denkt, den bitte ich, zuerst das Gusti-Interview zu lesen. Da geht's zwar primär um das Thema Training, aber die Aussage gilt so auch für die gesamte Organisation, zu der zumindest nach meinem Verständnis eben auch Schiedsrichter gehören.

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Re: Man kann manches übertreiben

Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 23:51

Stingray hat geschrieben:
Eckart hat geschrieben:Bei einem Open in einem süddeutschen Urlaubsort kam einer meiner Gegner mit 45 Minuten Verspätung zur Partie. Er hatte vormittags eine Wanderung gemacht und sich in der für den Rückweg benötigten Zeit verschätzt.

Niemand hätte etwas von einer Kampfloswertung dieser Partie gehabt.
Aha, auf solche Schussel soll man also Rücksicht nehmen?
Rücksicht nicht auf den "Schussel", sondern auf des Schussels Gegner, der lieber spielen, statt kampflos gewinnen möchte.
Was soll daran Hohn sein?
Zuletzt geändert von Eckart am 17.07.2008, 23:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Man kann manches übertreiben

Beitrag von Eckart » 17.07.2008, 23:56

Stingray hat geschrieben:Es gibt keine flächendeckenden Schiedsrichtereinsätze bis in die unterste Liga. Dann führen wir die doch endlich ein. Problem gelöst.
Und dazu sollte ein Verein nur so viele Mannschaften zum Spielbetrieb melden dürfen, wie er ausgebildete Schiedsrichter mit gültiger Lizenz hat.

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Notwendigkeit von Regeländerungen

Beitrag von thomas.soergel » 18.07.2008, 07:58

Stingrays Kommentare, die ich bislang immer sehr geschätzt habe, gehen diesmal doch sehr ins polemische, auch wenn sie natürlich einige Ansichten enthalten, denen ich zustimmen kann.
Zunächst einmal: Ich selber bin eher zu früh als zu spät beim Wettkampf, schon, weil ich keine Zeit verschenken möchte.
Wenn es Usus ist, dass die Mannschaften (ohne SR) den Wettkampf fünf Minuten später beginnen, weil auf beiden Seiten Spieler fehlen, dann hat das mit der geänderten Regel wenig zu tun, weil sie dann wohl beidseitig unterlaufen werden wird.
Weiterhin möchte ich zu bedenken geben, dass sich die meisten Spieler (ca. 95%) an die Zeiten halten. Diese Stunde Kulanzzeit ist ja auch für den Ausnahmefall gedacht. Ein Spieler, der wegen eines plötzlichen Staus 45 Minuten später kommt, wird mit der Mannschaft keinen Ärger kriegen, ein Spieler, der permanent verschläft, schon. Ein solcher hat das bei uns zweimal gemacht, dann hieß es, sorry, kein Platz in der Ersten.
Völlig daneben ist hingegen der Einsatz von neutralen Schiedsrichtern bei Mannschaftskämpfen auf allen Ebenen.
Zum einen gibt es beim Schach wesentlich weniger Streitfälle als bei Fußball oder Handball, als dass ein SR z.B. in der B-Klasse benötigt würde.
Weiter spielen fast alle Ligen an einem Tag zur selben Zeit. Anders als im Handball, wo ich am Samstag pfeiffen und am Sonntag spielen konnte oder umgekehrt, ist das beim Schach nicht möglich.
Ebenso läßt sich das Alter, andem die Spieler an Wettkämpfen teilnehmen, nicht begrenzen, wie es beim Fuß- oder Handball der Fall ist.
Hier finden sich genügend Spieler ab 35 Jahren, die nur noch pfeifen.
Beim Schach Spieler als SR einzusetzen, weil sie aktiv nicht mehr spielen können: Viel Spaß beim Bearbeiten der Proteste, wenn die Spieler dann die Regeln eher beherrschen als die SR.
Es ist somit ein Wunschdenken, aktive Spieler dazu zu bringen, nicht zu spielen und stattdessen woanders einen Kampf zu leiten. Es ist schon vom Terminplan her kaum möglich, sechsstündige Events auf mehr als neun Sonntage zu verteilen. Es ist auch nicht notwendig, weil sich Proteste sowieso in sehr erträglichen Grenzen halten.
Im übrigen, selbst wenn ein Spieler nicht wegen der DWZ, sondern wegen Freude am Schach spielt: Dann hat er an einem kampflosen Punkt noch weniger Freude!
Eine Regeländerung bezüglich der Kulanzzeit macht doch nur dann Sinn, wenn es mehrfach angewandte, erfolgreiche Taktik ist, den wartenden Spieler in Sicherheit zu wiegen, dann nach 59 Minuten aufzutauchen und ihn im Blitztempo zu vernichten. Habe ich zwar mal in einem Einzelfall beobachtet, dürfte aber kaum die Regel sein.
Pünktlich um 10.00 Uhr die Uhren zu starten, dafür kann ich mich eher begeistern, weil so den disziplinlosen Spielern gezeigt wird, dass man ihr Verhalten nicht toleriert.
Besprechungen fangen in Geschäftsleben mittlerweile auch pünktlich (sine tempore) an. Wer zu spät kommt, darf sich schämen, bekommt einiges wohl nicht mit, vom Chef vielleicht einiges zu hören, wird aber auch nicht von der zweistündigen Besprechung oder sechsstündigem Workshop ausgeschlossen, wenn er erst nach zwanzig Minuten kommt.
So sollte die Erziehung auch im Schach laufen!
1. Spielleiter
Bayerische Schachjugend

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Notwendigkeit dieser Regel

Beitrag von thomas.soergel » 18.07.2008, 08:41

Eine Frage wurde hier noch nicht untersucht:
Gibt es eigentlich belegbare Gründe und Zahlen, die die Senkung der Kulanzzeit von 60 auf 15 Minuten rechtfertigen?
Etwa die Zunahme kampflos entschiedener Partien.
Abgesehen davon, dass die neu formulierte Regel es der spielleitenden Stelle zugesteht, eine andere Kulanzzeit zu definieren.
Wenn die Zahl der kampflosen Partien so signifikant zunimmt, kann es natürlich Sinn machen, den anwesenden Gegner schon nach 15 Minuten zu entlassen.
Ansonsten sollte aber die spielleitenden Stellen gegen unentschuldigtes Fehlen einschreiten. Wer z.B. bei einer oberbayerischen EM unentschuldigt fehlt, den Gegner also eine Stunde umsonst warten lässt, wird für zwei Spielzeiten gesperrt, dies wurde auch schon ein paarmal praktiziert.
Es macht doch wohl mehr Sinn, die schwarzen Schafe zu schlachten anstatt die komplette Herde mit engeren Elektrozäunen zu gängeln.
1. Spielleiter
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Beitrag von Georg Heinze » 18.07.2008, 11:23

Vieles was hier geschrieben wurde, kann man so oder so sehen. Vielem kann ich mich anschließen und auch die Argumente sind stichhaltig. Auch die von stingray.
Aber:
Es gibt keine flächendeckenden Schiedsrichtereinsätze bis in die unterste Liga. Dann führen wir die doch endlich ein. Problem gelöst.
Da ist der Wunsch der Vater des Gedanken. Warum das so ist, hat thomas.soergel ausführlich erläutert. Außerdem: nicht ein flächendeckender SR-Einsatz löst automatisch alle Problemen. Beispiele hatten wir hier im Forum zur Genüge. Ich habe zwar keine Statistik zur Hand, aber da in den meisten Spielklassen ohne neutrale Schiedsrichter gespielt wird, andererseits die hochkommenden Streitfälle eher bei einem SR-Einsatz vorkommen (zumindest, was hier im Forum genannt wurde), kann man eher zu einer gegenteiligen Auffassung kommen. Sicher liegt das auch daran, dass in den untersten Spielklassen mehr aus Freude Schach gespielt wird. In den oberen Spielebenen wird das viel verbiesterter gesehen und außerdem geht es ganz oben mitunter auch um diesen oder jenen Euro. Dass manche OPEN zumindest von einigen GM und IM schon mehr zum Geldverdienen genutzt werden als dass das Schachspielen im Vordergrund steht, ist bekannt. Es wurde ja auch schon mal ein Turnier fingiert, nur um den GM-Titel zu erhalten, der dann eher für die Teilnahme am einem lukrativen Turnier herhalten kann.

dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 18.07.2008, 11:56

Es ist überhaupt kein Problem (außer der Tatsache, dass es zu wenig Schiedsrichter gibt) alle Spiele mit neutralen Schiedsrichtern zu bestücken (davon geht die FIDE übrigens aus).

Beispiel: Verband und Bezirk in dem ich spiele:

Oberliga spielt i.a.R. immer ein Wochenende vor den Verbandsspielen, an den Bundesligawochenenden.
Auf Verbandsebene -> Verbandsliga, Landesliga und Bereichsliga spielen am Sonntagvormittag
Auf Bezirksebene -> Bezirks- und Kreisklassen spielen in unserem Bezirk am Samstagabend

Mit einer solchen Staffelung, die sicher auch Nachteile hat, wird der Spieltag so entzerrt, dass immer genügend Schiedsrichter frei währen.
Also das Argument mit Schiedsen und gleichzeitig spielen kann ich so einfach nicht stehen lassen. Hier muss nur etwas mehr Flexibilität her.
Dazu kommt, dass ein Schiedsrichter problemlos auch zwei Mannschaftskämpfe betreuen kann.
Es ist wie gesagt "nur" nötig genug Leute zu motivieren, die Schiedsrichter machen wollen und diese auszubilden.
(In unserem Verein, dank Ausbildungsoffensive: 2 Trainer, 5 Turnierleiter und ein NSR bei 5 Mannschaften)
Dazu muss noch eine Kostenregelung getroffen werden, die alle zufrieden stellt.

Das Ganze ist jetzt aber doch schon recht weit weg, von der eigentlichen Fragestellung.

Ich stehe auf dem Standpunkt, dass Schach als Hobby Spaß machen soll und das es aus dem Grund nötig ist, es diszipliniert und so professionell, wie nur irgend möglich zu betreiben und ich begrüße jede Regeländerung, die dazu führt den Schachsport auch in der Breite professioneller zu machen.

Mir macht ein Open, bei dem ich wie die Hühner auf der Stange sitzen muss, schlechtes Spielmaterial habe und teilweise inkompetente Organisatoren ertragen muss keinen Spaß. Deshalb bezahle ich dort kein Startgeld und gehe nicht hin. Ich bezahle aber meinen Mitgliedsbeitrag und damit auch den Verband. Deshalb erwarte ich auch so gute Spielbedingungen, wie nur irgend möglich.

Zu den guten Spielbedingungen gehört aber auch eine pünktliche Abgabe der Mannschaftsaufstellung (wie sehr wird sich darüber beschwert, wenn die Auslosung bei einem Open erst zum Start der nächsten Runde aushängt) und ein pünktlicher Beginn.

Für beide Bedingungen wird mit dieser Regeländerung hoffentlich bald besser Sorge getragen, deshalb finde ich sie gut.

Nun noch ein Wort zu der Notwendigkeit dieser Regel:
Der Deutschland-Cup (bzw. die Qualifikation hierzu) war/ist eine hervorragende Möglichkeit Schach in die Öffentlichkeit zu bringen.
Es wir weiter versucht werden (bei sinkenden Mitgliederzahlen ist es auch nötig) Schach in der Öffentlichkeit über die Medien so gut es geht zu verkaufen. Dies betrifft aber nicht nur die Bundesliga, mit etwas Überredungskunst kann man auch zu entscheidenden Bezirksklassespiele Vertreter der regionalen Medien einladen, die dann auch kommen.
Nur werden die nicht eine Stunde dort rumstehen, bis es endlich losgeht und alle Spieler da sind, zumal Blitzlichtaufnahmen nur in den ersten zehn Minuten gestattet ist. Auch deshalb, für die Wirkung in der Öffentlichkeit ist alles zu tun um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Spiele zu gewährleisten. Dies ist afaik auch eine Intension dieser Regeländerung.

Gruß Daniel

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