Neue Bundesligabedenkzeit...

thomas.soergel
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Überzogene Reaktion

Beitrag von thomas.soergel » 22.08.2008, 23:57

Den Ansichten von Georg Heinze und Holger Moritz kann ich mich nur anschließen. Es ist dumm gelaufen, wenn zu einer Regel verschiedene Versionen im Umlauf sind und unklar ist, welche denn gelten. Sfr. Bade hätte die Situation sicher diplomatischer lösen können, andererseits wäre es sicher interessant, auch dessen Version dieser Geschichte zu hören.
1. Spielleiter
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Martin
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Beitrag von Martin » 23.08.2008, 02:11

Ich möchte mich an dieser Stelle für die Meinungsäußerungen von allen bedanken. Es kamen überraschende und sehr informative Kommentare, denn es ist doch schon irgendwie fast obskur, wie eine geplante Regel scheinbar aus Versehen in den Druck gerät, ohne dann tatsächlich beschlossen und realisiert zu werden (wenn ich das halbwegs richtig verstanden habe), und trotzdem noch Jahre später im Internet und Regelheftchen kursiert.
Vielleicht noch eins: Beleidigend bin ich in der fraglichen Situation nicht geworden, obwohl ich ob des vermeintlich und scheinbar auch tatsächlich unberechtigten Eingreifens des Schiedsrichters in einer sehr schwierigen Stellung und beträchtlicher Zeitnot empfindlich gestört wurde und deshalb innerlich sehr aufgebracht war. Der Eindruck entstand vielleicht wegen meiner gestrigen Formulierung hier im Forum "Sie können mich ermahnen so oft Sie wollen", obwohl ich selbst das im gestrigen Kontext keineswegs beleidigend finde, aber das ist gar nicht das, was ich wörtlich gesagt habe, sondern das, was ich bei meiner gestrigen Niederschrift gedacht habe. Gesagt habe ich etwas profanes in der Art "Aber Sie liegen mit Ihrer Verwarnung falsch, ich liege mit meiner Notation nicht im Rückstand, Sie irren sich." oder so ähnlich, und das mehrfach, da er überhaupt nicht darauf reagierte, sondern selbstherrlich noch 'ne Verwarnung (ohne Begründung) hinterherschickte. Mein Anliegen war es eigentlich, daß er seinen Fehler begreift und mir wegen unverschuldeten und unberechtigten Schiedsrichtereingreifens eine Zeitgutschrift gibt.
Was ich ihm wirklich übel nehme, ist, daß von ihm kein Gesprächsangebot kam, gestern nicht, als er mich, fast handgreiflich werdend, am Arm greifen wollte, damit ich den Turniersaal verlasse, und auch heute nicht, er wollte sich gestern nicht einmal meine Argumente anhören. Ich stelle mir gerade vor, was Kasparow, sicherlich auch nicht immer ein Vorbild, mit ihm veranstaltet hätte, wenn er ihn so angegangen wäre.
Und nicht zuletzt: Wenn nun klar wird, daß mich keine Schuld trifft, was ist dann mit den entgangenen Chancen bezüglich Preisgeld usw. Klar stand ich schlecht, aber was heißt das schon. Man wird nie erfahren, was in der Partie noch alles hätte passieren können, und es sind schon viele Partien trotz Minusbauer noch gedreht worden. Nach meinem Empfinden habe ich einen Rechtsanspruch, zumindest auf Rückzahlung des Startgeldes, ganz zu schweigen von einer gewissen Rehabilitation.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 23.08.2008, 09:48

Martin schrieb:
Und nicht zuletzt: Wenn nun klar wird, daß mich keine Schuld trifft, was ist dann mit den entgangenen Chancen bezüglich Preisgeld usw. Klar stand ich schlecht, aber was heißt das schon. Man wird nie erfahren, was in der Partie noch alles hätte passieren können, und es sind schon viele Partien trotz Minusbauer noch gedreht worden. Nach meinem Empfinden habe ich einen Rechtsanspruch, zumindest auf Rückzahlung des Startgeldes, ganz zu schweigen von einer gewissen Rehabilitation.
Aus dem Geschriebenen spricht immer noch der Frust über die SR-Entscheidung. Nun ist es ja so, dass wir alle nicht helfen können, sondern nur unsere Meinung hier kundtun können.
An Ort und Stelle müssen die Entscheidungen fallen. Wenn man beim SR sein vermeintliches Recht nicht durchsetzen kann, dann hilft nur ein Protest beim Turniergericht. Allerdings kann es auch sein, dass auch dabei eine Entscheidung gefällt wird, mir der man wieder nicht einverstanden ist.
Mit dem vermeintlichen Rechtsanspruch auf Rückzahlung des Startgeldes oder Rehabilation ist das so eine Sache. M.E. gibt es wohl kaum eine Chance, das irgendwo durchzusetzen.
Es ist nun mal so, eine Entscheidung des SR steht - auch wenn sie falsch sein sollte. Das ist im Schach nicht anders als in jeder anderen Sportart. Dann gibt es Rechtsmittel, die man einlegen kann. Das ist bei jedem Mannschaftskampf so und auch bei jedem Open. Wenn man keine Rechtsmittel einlegt, billigt man quasi die Entscheidung des SR.

Werner
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Beitrag von Werner » 23.08.2008, 10:10

Irren ist menschlich, und Fehler machen wir alle, keine Frage.
(Georg Heinzes Bemerkung über Eckart finde ich ausgesprochen dämlich. Hat Eckart irgendwo behauptet, er würde keine Fehler begehen? Nein, hat er nicht.)
Eine Fehlentscheidung ist eine Fehlentscheidung, unabhängig davon, ob der Entscheidende die Fehlerhaftigkeit der Entscheidung erkennen konnte oder nicht. Ob derselbe SR im übrigen einen tollen Job macht, spielt dabei keine Rolle. Und einen Fehler wird man wohl noch als solchen bezeichnen dürfen, ohne dass Kritik gleich als "Schelte" abgetan wird. Ich war auch nicht bei dem Turnier anwesend, trotzdem äußere ich meine Meinung, sonst dürfte es allgemein überhaupt keine Diskussionen mehr geben. Duckmäusertum gegenüber "Autoritäten" gehört ins wilhelminische Kaiserreich oder in die Ex-DDR, nicht aber ins 21. Jahrhundert.

Nur dass der SR auch einen Tag später sich auf das Thema nicht einlassen will, das ist natürlich schwach. Verständlich, dass so der - im allgemeinen unzutreffende - Eindruck von selbstherrlichen Schiedsrichtern entsteht, denen es nur darum geht, Macht auszuüben. Eine Entschuldigung gegenüber Martin wäre das mindeste, was man von SR Bade verlangen kann.

Allerdings frage ich mich, wie denn wohl, falls Martin weitergespielt hätte, ein nach der Partie angerufenes Turniergericht/Schiedsgericht - in der Ausschreibung ist ein solches nicht erwähnt - entschieden haben möge: etwa Wiederaufnahme der Partie ab dem Zeitpunkt der ersten Verwarnung mit der Maßgabe, dass Art. 8.1 und nicht der nicht existierende Art. 8.4 b) gelten solle? Schwer vorstellbar.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 23.08.2008, 11:31

Worüber streiten (diskutieren) wir hier eigentlich?
Dass SR Bade eine Entscheidung gefällt hat auf der Grundlage eines nicht (oder nicht mehr) existierenden FIDE-Artikels, wissen wir nun.
Die Frage ist aber, wusste er es? Ich glaube nicht, vielleicht weiß er es nunmehr.
Das, was danach passierte, wird von niemand verstanden oder gar gut geheißen. Soweit habe ich die Meinungen hierzu jedenfalls gelesen.
Ob nun Martin eine Wiedergutmachung erfährt oder nicht, weiß ich nicht. Vielleicht trösten ihn die Meinungen zur Sache hier im Forum etwas.

Nun noch 2 Anmerkungen zu Werner:
(Georg Heinzes Bemerkung über Eckart finde ich ausgesprochen dämlich. Hat Eckart irgendwo behauptet, er würde keine Fehler begehen? Nein, hat er nicht.)
Nein, Eckart hat das nicht behauptet. Aber er tut so, als ob ein SR keinen Fehler macht /machen dürfte. Seine Bemerkung, dass SR Bade nicht nur unangemessen, sondern falsch gehandelt hat, ist aus seiner Sicht und im Nachhinein sicher richtig, aber vor Ort (und in seinem Kopf) hatte SR Bade eben eine andere Unterlage, die für seine Entscheidung maßgeblich war.
Hätte Martin dann -vielleicht widerwillig und sich nur dem SR fügend- seine Schreibpflicht erfüllt, wäre nichts weiter passiert.
Dann hätte das Problem in einer ruhigen, sachlichen Auseinandersaetzung mit dem SR vielleicht geklärt werden können.
Allerdings hatte Martin die Argumente wohl noch nicht zur Hand, die er erst jetzt kennt.
Duckmäusertum gegenüber "Autoritäten" gehört ins wilhelminische Kaiserreich oder in die Ex-DDR, nicht aber ins 21. Jahrhundert.
Ich weiß nicht genau, worauf diese Bemerkung zielen soll.
Falls damit gemeint ist, dass ein SR (egal wie er heißt), keine Autorität sein soll, dann, na dann "Gute Nacht".
Falls damit gemeint sein soll, dass meine Meinungsäußerungen "Duckmäusertum" darstellen, dann weiß ich nicht wo.
Falls damit gar gemeint sein sollte, dass ich einige Jahrzehnte in der DDR verbracht habe und damit sozusagen geborener "Duckmäuser" bin, muss ich mich entschieden dagegen verwahren.
Dann sollte man meine Beiträge hier im Forum (oder auch im DSB-Forum) gründlich lesen.

Eckart
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Beitrag von Eckart » 23.08.2008, 18:10

Georg Heinze hat geschrieben: Mit dem vermeintlichen Rechtsanspruch auf Rückzahlung des Startgeldes oder Rehabilation ist das so eine Sache. M.E. gibt es wohl kaum eine Chance, das irgendwo durchzusetzen.
Da in der Ausschreibung die Anwendung der FIDE-Regeln festgelegt wurde, sind diese Vertragsbestandteil im Vertragsverhältnis zwischen dem Ausrichter und Martin geworden. Die Nichtanwendung von Art. 8.1 durch den Erfüllungsgehilfen des Ausrichters ist eine Vertragsverletzung, die dem Grunde nach Schadensersatzansprüche begründet. Meiner Meinung nach hätte Martin nach der Entscheidung des Schiedsrichters vom Vertrag zurücktreten und das Startgeld zurückverlangen können.
Georg Heinze hat geschrieben: Es ist nun mal so, eine Entscheidung des SR steht - auch wenn sie falsch sein sollte. Das ist im Schach nicht anders als in jeder anderen Sportart. Dann gibt es Rechtsmittel, die man einlegen kann. Das ist bei jedem Mannschaftskampf so und auch bei jedem Open.
Nein. Es gibt Open, bei denen eine Instanz oberhalb des Schiedsrichters nicht vorgesehen ist.
Georg Heinze hat geschrieben: Wenn man keine Rechtsmittel einlegt, billigt man quasi die Entscheidung des SR.
Nein. Schweigen hat rechtlich keine Bedeutung. Es ist völlig wirklichkeitsfern anzunehmen, dass das Nichteinlegen eines Rechtsmittels eine Billigung der Erstentscheidung darstellt.

thomas.soergel
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Lächerlich

Beitrag von thomas.soergel » 23.08.2008, 18:54

Wie so oft kann ich mich mit den Ansichten von Eckart nicht anfreunden, jetzt kommt auch noch die Wortwahl dazu. Einen SR als Erfüllungsgehilfen zu bezeichnen ist eine Äußerung, die so ziemlich daneben liegt.
Ebenso wie die Argumentation, die Nichtanwendung einer Regel mit Rücktritt vom Vertrag (Startgeld) zu rechtfertigen. Da hätten die Organisatoren künftig allerhand zu tun, wenn jeder Spieler darauf klagen würde.
Entschieden entgegentreten möchte ich auch Eckarts These, dass Schweigen keine Billigung der Erstentscheidung bedeuten soll.
Im übrigen, Martin hat ja dagegen protestiert, nur hat der SR seinen Einwand nicht angenommen, er konnte dies mit dem Stand seines Regelheftes auch nicht.
Als Spielleiter würde ich im übrigen jeden Antragsteller eines Protestes fragen, warum er seinen Protest nicht beim SR vorgebracht hat.
Im übrigen wäre es interessant zu wissen, ob bei diesem Open ein Turniergericht exisitierte. Falls nicht, wäre die Einsetzung eines solchen beim nächsten Mal sehr zu wünschen.
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Eckart
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Re: Lächerlich

Beitrag von Eckart » 23.08.2008, 20:23

thomas.soergel hat geschrieben:Wie so oft kann ich mich mit den Ansichten von Eckart nicht anfreunden, jetzt kommt auch noch die Wortwahl dazu. Einen SR als Erfüllungsgehilfen zu bezeichnen ist eine Äußerung, die so ziemlich daneben liegt.
Siehe § 278 BGB.
Die Wortwahl stammt nicht von mir, sondern vom Gesetzgeber.
thomas.soergel hat geschrieben: Ebenso wie die Argumentation, die Nichtanwendung einer Regel mit Rücktritt vom Vertrag (Startgeld) zu rechtfertigen.
Es ist genau umgekehrt: der Rücktritt vom Vertrag wird mit Nichtanwendung einer Regel (=Vertragsverletzung) gerechtfertigt.
thomas.soergel hat geschrieben:Da hätten die Organisatoren künftig allerhand zu tun, wenn jeder Spieler darauf klagen würde.
Tja, wenn überall Schiedsrichter agieren, die die aktuellen FIDE-Regeln nicht kennen, könnte es so kommen.
thomas.soergel hat geschrieben: Entschieden entgegentreten möchte ich auch Eckarts These, dass Schweigen keine Billigung der Erstentscheidung bedeuten soll.
Das lernt man aber im 1. Semester Jura.
thomas.soergel hat geschrieben: Im übrigen wäre es interessant zu wissen, ob bei diesem Open ein Turniergericht exisitierte. Falls nicht, wäre die Einsetzung eines solchen beim nächsten Mal sehr zu wünschen.
Das wäre wirklich zu begrüßen. Fragt sich nur, ob das Turniergericht anders als der SR auf die tatsächlich geltenden FIDE-Regeln hätte zurückgreifen können.

Werner
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Beitrag von Werner » 23.08.2008, 20:48

Das ist das Größte, dass Eckart nun auch noch Kritik für Formulierungen juristischer Fachtermini einstecken muss.

Nachdem Martin die Frage aufgeworfen hat, ob er einen Rechtsanspruch auf Rückzahlung des Startgeldes hat, sollte sich, wer von der Rechtslage keine Ahnung hat, bei der Diskussion darüber doch einer größeren Zurückhaltung befleißigen, statt solche unsachliche Kritik vorzubringen.

Martin
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Beitrag von Martin » 24.08.2008, 01:36

Noch einmal vielen Dank für alle geäußerten Meinungen, diese Anteilnahme tröstet tatsächlich ungemein. Dieses Forum ist wirklich toll! So wird es schon bedeutend leichter für mich, dieses Pech zu überleben.
An Neuigkeiten nur so viel: Ich habe heute abend noch einmal bei jemandem von der Turnierorganisation angerufen, um zu erfahren, was aus meinem Protest geworden ist. Er sagt, er habe es vorgetragen, aber es wurde alles diskussionslos abgeschmettert. Es heißt, ich habe den Schiedsrichter angegriffen. Aber ich denke, meine Situationsdarstellung war trotz meiner eigenen Inbegriffenheit in den wesentlichen Punkten halbwegs zutreffend, und da frage ich mich doch eher, wer da wen angegriffen hat. Bevor der Schiedsrichter hinzukam, lief da eine spannungsgeladene, in jeder Hinsicht einwandfreie Partie. Über den Regelirrtum wurde gar nicht geredet. Von einem Spielergremium war auch nichts zu hören.
Zudem brachte ich noch in Erfahrung, daß es schon einschlägige negative Erfahrungen mit Uwe Bade als Schiedsrichter gibt, insbesondere was seine ignorante, herrische Art betrifft. Sieht so aus, als habe er damit in der Vergangenheit selbst vor namhaften Großmeistern mit tadellosem Ruf nicht haltgemacht.
Vielen Dank im einzelnen an Eckart: Das Juristische empfinde ich ebenso, auch wenn ich sicherlich keinen ordentlichen Richter für solche vergleichsweisen Lappalien bemühen werde; an Georg Heinze: seine letzten Meinungen kann ich eigentlich im Wesentlichen nur unterschreiben. Nur eins: Nachdem der Schiedsrichter kam, gab es keine neuen Züge mehr, und das letzte beanstandete Zugpaar hatte ich nach der Ermahnung schnell notiert, aber eben nicht, ohne meine Klappe zu halten, denn ich fühlte mich wie jemand mit gültigem Straßenbahnticket, den die Kontrolleure bitten auszusteigen;
Sehr gut gefallen haben mir auch Werners Vergleiche in Bezug auf die Fehlerdiskussionen, ich hatte auch so ein Gefühl, und mußte irgendwie an die Zeit in der NVA denken...
Also an alle herzlichen Dank, und gute Nacht, ich muß morgen nochmal ran, ansonsten steht es mir ja nächstes Jahr frei, dieses Turnierpersonal zu bestreiken.

p.s.: Während meiner heutigen Partie wurde mir übrigens von meinem Gegner mitgeteilt, daß die Kontrolle vor der Runde von 40 auf 36 Züge herabgesetzt wurde, vermutlich also auch für morgen gültig. Hmm, auch sehr seltsam. Ich kenne nicht die Gründe, kann mir aber dafür auch keine besonders sinnvollen und dringend notwendigen vorstellen. Besonders professionell wirkt das nicht und ist für mich auch ein Novum, aber ansonsten störts mich natürlich nicht weiter.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 24.08.2008, 08:52

Zum PS:
An sich sind die Festlegungen der Ausschreibung gültig.
Falls -aus welchen Gründen auch immer- eine Änderung notwendig sein sollte, geht das m.E. nur mit dem Einverständnis der Teilnehmer.
Merkwürdig ...

thomas.soergel
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Konsequenzen

Beitrag von thomas.soergel » 24.08.2008, 12:42

Wenn es bei so einem Turnier drunter und drüber geht, etwa, dass plötzlich die TO geändert wird und dass solche SR-Entscheidungen ohne Diskussion vom Veranstalter hingenommen werden, dann bleibt wohl nur die persönliche Konsequenz der Nichtteilnahme.
Ein mir bekannter Schachfreund hat dies getan, als er beim Münchner OIS genullt wurde, als er ein Remis vor der Partie vereinbarte und dies der SR mitbekam. Die Entscheidung war sicher korrekt, der Schachfreund spielt halt jetzt kein Turnier mehr mit, bei dem dieser SR Schiedsrichter ist.
Mittlerweile gibt es zum Glück genügend Turniere, wo es ohne große Reibereien abgeht.
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Er war Jurist...

Beitrag von thomas.soergel » 24.08.2008, 12:53

Ich bleibe dabei, dass man das Wort "Erfüllungsgehilfe" auch anders deuten kann, wenn man die Geschichte zu Hilfe nimmt. Im übrigen ist dies m.W. immer noch ein Forum, wo es um die FIDE-Regeln, ggf. auch noch um die Turnierordnungen geht.
Ganz bestimmt nicht um Jura. Es mag tröstlich sein, dass man laut Eckart diverse Sachen im 1. Semester Jura lernt. Ich habe kein Jura studiert und denke, dass ich dennoch weiß, wie man Regeln und Turnierordnungen richtig auszulegen hat, vielleicht besser als mancher Jurist.
So wie ich es sehe, hat Martin ja das Startgeld bezahlt und durfte an dem Turnier teilnehmen. Dies hat er getan, dass Turnier ist nicht ausgefallen, er wurde lediglich in einer Runde genullt.
Aber unsere Juristen schaffen es wohl, dass auch Turnierausschreibungen die Form einer AGB annehmen müssen.
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 24.08.2008, 14:08

Ich sehe es übrigens auch so wie thomas.soergel.
Wir befinden uns hier im SRK-Forum, nicht in einer Prüfeng für angehende Juristen.
Ich würde mir auch nicht zutrauen, einem Juristen Ratschläge zu erteilen wie er das BGB oder StGB auszulegen hat, obwohl ich da auch nicht unbeleckt bin.
Gesetze sind offensichtlich so kompliziert, dass man dazu eine Schar Juristen braucht.
Die FIDE-Regeln, Turnierordnungen und Ausschreibungen sind nicht so kompliziert, aber wie wir auch hier im Forum lesen, selbst für SR nicht immer eindeutig.
Deshalb tauschen wir uns ja im Forum aus, möglichst um noch etwas dazu zu lernen.
thomas.soergel schrieb:
So wie ich es sehe, hat Martin ja das Startgeld bezahlt und durfte an dem Turnier teilnehmen. Dies hat er getan, dass Turnier ist nicht ausgefallen, er wurde lediglich in einer Runde genullt.
So ist es!
Wenn unsere Juristen meinen, dass das Startgeld bezahlen vor einer unangenehmen oder unangemessenen SR-Entscheidung schützt, dann sollen sie doch Martin helfen.
Ich sehe keine Chance, hatte dies auch schon geschrieben.

Holger Moritz
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Beitrag von Holger Moritz » 25.08.2008, 09:18

Hey Leute, jetzt keine allgemeine Juristenschelte hier. Ein paar juristische Grundkenntnisse sind bei der Schiedsrichterei in der Tat manchmal recht nützlich (bin selber keiner, habe aber viel mit diesen Jungs und Mädels zu tun und hab als BR-Vorsitzender mal die beiden Eingangskurse an der Fernuni Hagen mitgemacht um meine Anwälte und die der Gegenseite besser zu verstehen - hat geholfen, eben auch am Brett). Andererseits muss man als gelernter Jurist auch wissen, dass die Fachterminologie für andere manchmal etwas 'ruppig' daherkommt und eventuell die Diktion empfängerangemessen nachjustieren.

Aber, ich glaub nicht, dass es Erfolg hätte, das Startgeld zurück zu fordern. Wegen der falschen Regel eher nicht, das ist gemessen am restlichen Schach eine Petitesse (einen Halbzug mehr aufschreiben sollen) zudem zeigt jede Lebenserfahrung dass Sportler manchmal mit schlechten Schiedsrichterentscheidungen zu leben haben. Rücktritt vom ganzen Veranstaltervertrag wäre da eventuell ein wenig unangemessen ... ? Ein Dauerschuldverhältnis kann ich mit viel Phantasie noch erkennen, aber einen 'wichtigen Grund'? Und damit käme man ja auch erst bis zur ausserordentlichen Kündigung, womit das Stargeld anteilmäßig verbraucht wäre - eine Nichtigkeit von Anfang an ist ja noch schwerer zu erreichen.

Und die Null mag hart sein und in der Situation auch in der Verhältnismäßigkeit fraglich - aber das wieder ist prinzipiell durch die Regeln gedeckt (§12 und §13) und da ist so viel nicht gerichtlich Überprüfbares darin (was hat er jetzt gesagt, in welchem Ton) - da sehe ich gar keine Handhabe, diese SR Entscheidung anzugreifen - da einen Ermessenmissbrauch nachzuweisen halte ich für unmöglich.

Immer dran denken: Was ist 2+2? Juristische Antwort: "Ich denke, 4, aber ich weiß nicht, ob wir vor diesem Richter damit durchkommen!"

Das fehlende TG ist in meinen Augen auch kein Thema - das fehlt wohl auch in der Ausschreibung und damit im Veranstaltervertrag. Damit hat sich Martin wohl der Letztentscheidung des SR unterworfen. Ob er das im nächten Jahr wieder so machen will ist dann ja seine Entscheidung. Ich hab andererseits bei manchen Turniergerichten auch so meine Bauchweh' - hab auch schon öfter erlebt, dass korrekte SR-Entscheidungen von guten Spielern, aber Nichtfachleuten völlig verhunzt wurden aufgrund 'allgemeiner sportlicher Gerechtigkeitserwägungen' Mitleid mit dem gestraften oder ähnlichem Gummi. Wenn ich ein Tunier leite, versuche ich zumindest eine Mehrheit von RSR da hineinzubekommen, nicht nur die anerkannten guten Spieler. Ich habe sogar in unsere Landesturnierordnung für einige Tuniere diese Endgültigkeit der SR-Entscheidung am Brett mit hineingeschreiben - nur Blitz- und Schnellschach, aber da ist es dann wie beim Fußball. Stellt Euch mal vor, da würde eine Mannschaft wegen eines Fehlpfiffes den Verbandsbeitrag zurückfordern wollen :lol:

Die Sache mit der verkürzten Zeitkontrolle find ich im übrigen auch recht .... eigenartig. Martin hat schon recht, man muss ja nicht jedes Turnier bei jedem Veranstalter mitspielen.

Wünsch allen einen frohen Wochenenfang!

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