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Mitbringen von Mobiltelefonen ...

Verfasst: 08.11.2008, 13:18
von Georg Heinze
Kürzlich hatten wir einen Disput zu folgendem FIDE-Artikel:
12.2.b) Das Mitbringen von Mobiltelefonen oder anderen elektronischen Kommunikationsmitteln, die nicht vom Schiedsrichter genehmigt wurden, in das Turnierareal ist streng verboten.
Die Diskussion ging darum, ab wann ist ein Turnierareal ein Turnierareal?
Immer, zum festgesetzten Zeitpunkt des Wettkampfbeginns, ab dem Zeitpunkt, ab dem ein SR anwesend ist oder einer der MF, der als SR wirken soll?
Es ist ja bekannt, dass nicht immer die Räume zur Verfügung stehen, die für das Schach spielen optimal sind. Da gibt es Spielstätten im einem Gaststätten-Nebenraum oder gar nur in einer etwas abgegrenzten Ecke.
Wenn Spielbeginn 9.00 Uhr ist und man hier vorher noch sein Frühstück macht, ist man ja schon im "Turnierareal".
Selbst ein "normaler" Spielraum wird ja schon vor Turnierbeginn betreten, um nötige Vorbereitungen zu treffen. Wo lässt man da das Mobiltelefon?
Mich würde interessieren, wie das so in der Praxis gehandhabt wird. Genauere Aussagen gibt es m.E. auch nicht in den jeweiligen Turnierordnungen.

Re: Mitbringen von Mobiltelefonen ...

Verfasst: 08.11.2008, 13:43
von hoppepit
Georg Heinze hat geschrieben:Die Diskussion ging darum, ab wann ist ein Turnierareal ein Turnierareal?
Im Bezug auf den "Handyparagraphen" kann man das klar definieren: Ab Freigabe der Bretter!
So wurde es uns auf dem letzten NSR-Lehrgang vermittelt.

Wobei das Mitbringen eines Mobiltelefons zwar verboten, als solches aber (noch) nicht unter Strafe gestellt ist.
Außerdem kann ich als SR schlecht bei jedem Spieler eine Leibesvisitation durchführen.

Verfasst: 08.11.2008, 14:22
von Georg Heinze
Danke, hoppepit, für die klare Antwort!
Wobei, was wird bis dahin mit dem Handy?
Den 2.Satz kann ich aber so nicht hinnehmen.
Denn:
12.7 Ein Verstoß gegen irgendeinen Teil der Artikel 12.1 bis 12.6 wird gemäß Artikel 13.4 bestraft.
Und hier wiederum:
13.4 Der Schiedsrichter kann eine oder mehrere der folgenden Strafen verhängen:
a) eine Verwarnung,
b) das Verlängern der Restbedenkzeit des Gegners,
c) das Verkürzen der Restbedenkzeit des zu bestrafenden Spielers,
d) den Verlust der Partie,
e) eine Kürzung der Punktzahl im Partieresultat der zu bestrafenden Partei,
f) eine Erhöhung der Punktzahl im Partieresultat des Gegners bis zu der in dieser
Partie erreichbaren Höchstzahl,
g) den Ausschluss vom Turnier.
Ein SR wird ja nicht gleich auf Verlust der Partie entscheiden, aber zumindest eine Verwarnung müsste er bei einem Verstoß schon aussprechen.

Verfasst: 08.11.2008, 19:31
von hoppepit
Georg Heinze hat geschrieben:Ein SR wird ja nicht gleich auf Verlust der Partie entscheiden, aber zumindest eine Verwarnung müsste er bei einem Verstoß schon aussprechen.
Ja klar, meine Antwort bezog sich in dem Fall auf "Partieverlust" als Strafe. Der ist nur durch das Mirbringen nicht gegeben.

Re: Mitbringen von Mobiltelefonen ...

Verfasst: 08.11.2008, 20:50
von Eckart
Georg Heinze hat geschrieben:Wo lässt man da das Mobiltelefon?
Man lässt es an diesem Tag zu Hause.
hoppepit hat geschrieben:Außerdem kann ich als SR schlecht bei jedem Spieler eine Leibesvisitation durchführen.
Das verlangt auch niemand. Aber was soll daraus folgen? Etwa, dass ich registrierte Verstöße gegen das ungenehmigte Mitbringen deswegen nicht ahnde, weil auch andere, von mir unbemerkt, dagegen verstoßen könnten?!

Re: Mitbringen von Mobiltelefonen ...

Verfasst: 08.11.2008, 21:34
von hoppepit
Eckart hat geschrieben:
hoppepit hat geschrieben:Außerdem kann ich als SR schlecht bei jedem Spieler eine Leibesvisitation durchführen.
Das verlangt auch niemand. Aber was soll daraus folgen? Etwa, dass ich registrierte Verstöße gegen das ungenehmigte Mitbringen deswegen nicht ahnde, weil auch andere, von mir unbemerkt, dagegen verstoßen könnten?!
Nee, auf gar keinen Fall! Registrierte Verstöße würde ich ahnden.
Nur solange das Handy in der Jackentasche (oder sonst wo) des Spielers bleibt und sich nicht rührt, kann ich es nicht feststellen. Folglich kann ich auch nicht "tätig" werden.

Verfasst: 09.11.2008, 09:26
von Georg Heinze
Auf meine Frage
Wo lässt man da das Mobiltelefon?

antwortet Eckart
Man lässt es an diesem Tag zu Hause.
Das ist zwar eine salomonische Aussage (und ich mache es tatsächlich so), aber keine konkrete Antwort auf meine Frage. Es ist ja bekannt, dass es Menschen (nicht nur Schachspieler!) gibt, die sich ohne Mobiltelefon nackt und hilflos vorkommen.

Weltfremd

Verfasst: 09.11.2008, 10:45
von thomas.soergel
Eckart hat geschrieben:Man lässt es an diesem Tag zu Hause.
Ich persönlich löse die Sache so, dass ich kein Handy habe. Ansonsten ist der Ratschlag von Eckart zwar narrensicher, aber leider völlig weltfremd. Im Jugendbereich brauchen die Kids ihr Handy spätestens dann, wenn sie nach Partieende zu Hause den "Fahrdienst" ordern müssen.
Gleiches gilt auch für Mannschaftsführer, die nach 15 Minuten wissen möchten, wo ihr achter Mann bleibt und daher - unter Aufsicht des SR und ggf. eines Spielers des Gegners - bei ihm anrufen.
Das Problem bislang ist es in den unteren Klassen, dass den Spielern zwar bewusst ist, dass die Handys auszuschalten sind, nicht aber, dass sie angeben müssten, dass sie auch eins dabeihaben.

Verfasst: 09.11.2008, 10:59
von Georg Heinze
thomas.soergel schreibt:
Das Problem bislang ist es in den unteren Klassen, dass den Spielern zwar bewusst ist, dass die Handys auszuschalten sind, nicht aber, dass sie angeben müssten, dass sie auch eins dabeihaben.
Im allgemeinen ist es gerade in den unteren Klassen, die zumeist ohne neutralen SR spielen, so, dass die FIDE-Regel in dieser Hinsicht nicht so ernst genommen wird. Manchmal wird sogar das Ausschalten vergessen.
Ich persönlich sehe es ohnehin so, dass mit diesem Paragraphen Betrugsversuchen vorgebeugt werden soll und ansonsten natürlich vermieden werden soll, dass ständig ein Handy klingelt. Insoweit hat 12.2. b) seinen Zweck erfüllt.

Verfasst: 09.11.2008, 11:22
von Eckart
Georg Heinze hat geschrieben:Es ist ja bekannt, dass es Menschen (nicht nur Schachspieler!) gibt, die sich ohne Mobiltelefon nackt und hilflos vorkommen.
Daraus folgt aber nicht zwingend, dass das Mitführen von Mobiltelefonen hinzunehmen sei. Sonst müsste man auch Rücksicht nehmen auf Menschen, die sich hilflos vorkommen, wenn sie während der Partie weder fernsehen noch Radio hören, laut vor sich hersingen oder ständig Urschreie von sich geben dürfen.

Re: Weltfremd

Verfasst: 09.11.2008, 11:30
von Eckart
thomas.soergel hat geschrieben:Ansonsten ist der Ratschlag von Eckart zwar narrensicher, aber leider völlig weltfremd. Im Jugendbereich brauchen die Kids ihr Handy spätestens dann, wenn sie nach Partieende zu Hause den "Fahrdienst" ordern müssen.
Das Prädikat "weltfremd" trifft wohl eher auf thomas.soergel zu. Schon mal was Telefonzellen gehört, von denen aus man telefonieren kann? Viele Jahrzehnte lang hat der Spielbetrieb auch ohne mitgeführte Mobiltelefone funktioniert, es ist nicht einzusehen, dass jetzt allein aus Gründen der Bequemlichkeit das Mitführverbot missachtet werden solle.
thomas.soergel hat geschrieben: Gleiches gilt auch für Mannschaftsführer, die nach 15 Minuten wissen möchten, wo ihr achter Mann bleibt und daher - unter Aufsicht des SR und ggf. eines Spielers des Gegners - bei ihm anrufen.
Das ist ein Organisationsmangel von Mannschaftsführer/säumigem Spieler, der es nicht rechtfertigt, die FIDE-Regeln zu missachten.
thomas.soergel hat geschrieben: Das Problem bislang ist es in den unteren Klassen, dass den Spielern zwar bewusst ist, dass die Handys auszuschalten sind, nicht aber, dass sie angeben müssten, dass sie auch eins dabeihaben.
Selbst das hilft nicht, wenn der Schiedsrichter es nicht genehmigt. Also besser zu Hause lassen.

Re: Weltfremd

Verfasst: 09.11.2008, 12:07
von thomas.soergel
Eckart hat geschrieben:Das Prädikat "weltfremd" trifft wohl eher auf thomas.soergel zu. Schon mal was Telefonzellen gehört, von denen aus man telefonieren kann? Viele Jahrzehnte lang hat der Spielbetrieb auch ohne mitgeführte Mobiltelefone funktioniert, es ist nicht einzusehen, dass jetzt allein aus Gründen der Bequemlichkeit das Mitführverbot missachtet werden solle.
Klar, weil es zuvor nur den Weg zur Telefonzelle gab. Inzwischen ist es auch so, dass diese nicht mehr an jeder Ecke stehen und nicht alle Münzen annehmen. Außerdem stellt es weiter ein Aufsichtproblem dar, wenn Kinder einen weiteren Weg unbeaufsichtigt zurücklegen sollen. Bevor Sie das Wort weltfremd also wieder in Bezug auf mich in den Mund nehmen...
Eckart hat geschrieben:Das ist ein Organisationsmangel von Mannschaftsführer/säumigem Spieler, der es nicht rechtfertigt, die FIDE-Regeln zu missachten.
Es mag sein, dass es nicht für einen Spieler spricht, wenn er verschläft, sich verfahren hat. Es kann auch sein, dass er unverschuldet im Stau steckt oder mit den Folgen höherer Gewalt zu kämpfen hat, weil er in einen Unfall verwickelt ist, was man dann wohl kaum als Organisationsmangel ab tun kann. Im übrigen, wenn der Spieler sich das Handy von SR gem. Art. 12.2b genehmigen lässt, kann man nicht von Mißachtung der FIDE-Regeln sprechen, aber für solche Eventualitäten Verständnis haben, dass man das Handy doch mitnimmt.
Eckart hat geschrieben:Selbst das hilft nicht, wenn der Schiedsrichter es nicht genehmigt. Also besser zu Hause lassen.
Und warum sollte es der SR nicht genehmigen, solange es ausgeschaltet ist? Es ging mir in diesem Teil darum, dass die Spieler ein solches Handy anmelden sollten. Wenn Sie glauben, Mannschaftskämpfe dadurch entscheiden zu müssen, indem Sie alle Anmeldungen nicht akzeptieren und so auf Partieverlust entscheiden wollen, dann viel Spaß mit dieser Ansicht.

Verfasst: 09.11.2008, 13:15
von dfuchs
Versucht mal bitte mit weniger Emotionen zu diskutieren.

Zur Sache -
Ich praktiziere seit meiner aktiven Zeit in Mannschaftskämpfen folgendes:
Ich habe DIN B5 Umschläge - schön beschriftet - die ich vor dem Mannschaftskampf an die Tische verteile. Jeder, der sein Handy ausgeschaltet da rein tut, tut dies mit meiner Genehmigung.

Effekt: Jeder mit Handy hat es noch einmal in der Hand gehabt und es sollte damit gesichert sein, dass die Handys ausgeschaltet sind.

Jeder Spieler hat eine klare Linie:
Handy aus und rein in die Tüte - alles ist OK.
Wer das nicht möchtet, riskiert die Partie.

Das Ganze wird natürlich bei der Begrüßung bekannt gegeben und sowohl von den Spielern (mit einer Ausnahme) als auch von den Spielern akzeptiert und sogar für eine gute Lösung befunden.

Gruß Daniel

Verfasst: 09.11.2008, 14:32
von Georg Heinze
Auf meine eingangs gestellte Frage habe ich die Antwort von hoppepit, dass das Turnierareal zum Turnierareal wird, wenn der SR die Bretter freigibt.
Auf meine weitere Frage, was bis dahin mit dem Handy wird:
Eckart: zu Hause lassen
thomas.soergel: ich habe keins
dfuchs: ich sammele sie ein und sie kommen in einen Umschlag.
Mit den Antworten von Eckart und thomas.soergel ist die Sache klar.
Bleiben diejenigen, die das Handy mitnehmen, erst mal egal, warum.
Darauf hat dfuchs eine praktikable Antwort gegeben. Mit seiner Methode dürfte einesteils sichergestellt sein, dass kein Handy klingelt und zum anderen würde der Forderung genügt, dass ohne SR-Erlaubnis kein Handy in das Spielareal mitgenommen wird.
Allerdings: solange es den Handyparagraphen gibt, habe ich das noch nie erlebt!
Das Ganze wird natürlich bei der Begrüßung bekannt gegeben und sowohl von den Spielern (mit einer Ausnahme) als auch von den Spielern akzeptiert
Einmal Spieler und dann - Betreuer oder ML?

Danke für die Antworten!

Nachlieferung der Antwort

Verfasst: 09.11.2008, 17:08
von thomas.soergel
Georg Heinze hat geschrieben:Auf meine eingangs gestellte Frage habe ich die Antwort von hoppepit, dass das Turnierareal zum Turnierareal wird, wenn der SR die Bretter freigibt.
Auf meine weitere Frage, was bis dahin mit dem Handy wird:
...
thomas.soergel: ich habe keins
...

Danke für die Antworten!
Sorry, das war bezüglich Deiner Ausgangsfrage in der Tat keine sinnvolle Antwort. Bezüglich dem Turnierareal schließe ich mich hoppepit an.
Ich persönlich habe es noch nie erlebt, dass in Jugendkämpfen oder bei Erwachsenen in Ligen, wo kein neutraler SR kommt, die Handys eingesammelt werden. Es kommt vor dem Kampf die Aufforderung, die Handys auszuschalten, das war es dann auch.
Wenn es trotzdem bimmelt, dann bedeutet das natürlich Partieverlust.
Wir verfahren hier offenbar etwas laxer, sind aber damit in Bezirk und Kreis ganz gut damit gefahren, auf höherer Ebene wird das sicher problematischer.
Die Vorgehensweise von Daniel Fuchs ist sicher ein Musterbeispiel und zeigt, dass ggf. für die Handhabung in unteren Ligen Diskussionsbedarf bestehen kann.