Die aufgeworfenen Fragen von thomas.soergel sind sehr komplex und außerdem noch in a) und b) unterteilt.
Meine Meinung:
Es gelten auch beim Blitzschach die FIDE-Regeln, wenn sie nicht durch Anhang B (Schnellschach) bzw. Anhang C (Blitzschach) außer Kraft gesetzt werden.
Aus meiner Sicht kommen mehrere FIDE-Regeln in Betracht.
3.7. e) Sobald ein Bauer diejenige Reihe erreicht hat, die am weitesten von seinem Ursprungsfeld entfernt ist, muss er als Teil desselben Zuges gegen eine neue Dame, einen neuen Turm, Läufer oder Springer derselben Farbe ausgetauscht werden. Die Auswahl des Spielers ist nicht auf bereits geschlagene Figuren beschränkt. Dieser Austausch eines Bauern für eine andere Figur wird "Umwandlung" genannt, und die Wirkung der neuen Figur tritt sofort ein.
4.Der Zug gilt als ausgeführt, sobald alle notwendigen Anforderungen von Artikel 3 erfüllt worden sind
….
c) im Fall der Bauernumwandlung, sobald der Bauer vom Schachbrett entfernt wurde und der Spieler die neue Figur auf dem Umwandlungsfeld losgelassen hat. Wenn der Spieler den Bauern, der das Umwandlungsfeld erreicht, loslässt, ist der Zug noch nicht ausgeführt, aber der Spieler darf den Bauern nicht mehr auf ein anderes Feld ziehen.
B5. Der Schiedsrichter fällt eine Entscheidung gemäß Artikel 4 (Die Ausführung der Züge) nur auf Ersuchen durch einen oder beide Spieler.
C3. Ein regelwidriger Zug ist abgeschlossen, sobald die Uhr des Gegners in Gang gesetzt worden ist. Daraufhin, bevor er selbst seinen Zug ausführt, ist der Gegner berechtigt, den Gewinn zu beanspruchen. Wenn der Gegner den König des Spielers mit keiner erdenklichen Folge von regelgemäßen Zügen, bei ungeschicktestem Gegenspiel, mattsetzen kann, dann ist er berechtigt, bevor er seinen eigenen Zug ausführt, ein Remis zu beanspruchen. Sobald der Gegner seinen eigenen Zug ausgeführt hat, kann ein regelwidriger Zug nicht mehr berichtigt werden.
Nach obigen Ausführungen heißt das im geschilderten Fall a):
Der Zug ist noch nicht abgeschlossen. Der Ausruf „Dame“ ist bedeutungslos und sozusagen nur eine Absichtserklärung. M.E. ist es auch ohne Bedeutung, ob der Bauer liegt oder steht. Weiß hätte also die Uhr nicht drücken dürfen.
Ich sehe einen nicht abgeschlossenen Zug nicht im Sinne von C3 als regelwidrigen Zug an.
Schwarz kann also die Uhr zurückdrücken und den Abschluss des Zuges fordern. Hierbei kann er entsprechend B5 auch den SR zu Hilfe rufen.
Kritischer wird es allerdings, wenn schwarz nicht sofort reklamiert. Dann bliebe der auf der 8.Reihe stehende Bauer stehen, was wiederum regelwidrig wäre. M.E. bliebe aber dann die regelwidrige Stellung so wie sie ist, weil auch schwarz sein Reklamationsrecht verwirkt hat.
Zum Fall b):
Hier ist die Bauernumwandlung abgeschlossen, aber regelwidrig.
Daraufhin könnte schwarz nach C3 den sofortigen Gewinn beanspruchen.
Wie aber in C3 dargestellt, kann aber später auch ein regelwidriger Zug NICHT mehr berichtigt werden.
Welche Konsequenzen das haben könnte … na ja, da kann man sich interessante Stellungsbilder vorstellen. Ich denke, dass derjenige, der seinen Bauern nicht regelgerecht in einen König umwandelt,
erhebliche Nachteile in Kauf nehmen muss, die wohl normalerweise nicht mehr zu einem Sieg reichen dürften. Vielleicht hat schon mal jemand so einen „Fall“ gehabt?