Dreimalige Stellungswiederholung - Luther gegen Sokolov


dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 03.02.2009, 22:31

Das der Schiedsrichter formell richtig entschieden hat?

Offensichtlich hat Sokolov weder die Uhr angehalten, noch seinen Zug aufgeschrieben. Beides ist gemäß den FIDE-Regeln zwingend erforderlich und nur bezüglich des Uhr anhaltens gibt es eine Anweisung des Schiedsrichterkommission.

Aber selbst nach der "falschen" Reklamation hätte Sokolov die Erfordernisse nachholen können und noch vor seinem nächsten Zug noch einmal reklamieren können.

Ich bin mir sicher, dass der SR in diesem Fall die Zugfolge überhaupt nicht beachtet hat.

Man hätte diesen Fall sicherlich geschickter lösen können, aber formal ist dem Schiedsrichter meiner Meinung nach nichts vorzuwerfen.

Das einzig Bedauerliche ist, das ein so erfahrener GM diese Regel nicht kennt.

Gruß Daniel

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 03.02.2009, 23:32

dfuchs hat geschrieben:Offensichtlich hat Sokolov weder die Uhr angehalten, noch seinen Zug aufgeschrieben. Beides ist gemäß den FIDE-Regeln zwingend erforderlich und nur bezüglich des Uhr anhaltens gibt es eine Anweisung des Schiedsrichterkommission.
So sehen die Fakten aus!

Aber ich frage mal andersrum:
Wäre es wirklich falsch gewesen, wenn der SR den Antrag "bearbeitet" hätte?? So hätte die Partie ein "sportliches" Ergebnis bekommen. Der Antrag war ja nach Lage der Dinge gerechtfertigt und wurde "nur" aus formalen Gründen abgelehnt.
Dann hätte aber vermutlich die andere Seite Protest eingelegt!
In so einem Fall kann man dem SR meiner Meinung nach keinen Vorwurf machen. Egal, wie er entscheidet, es wird wohl immer ein Protest kommen!!
Gruß, Peter
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dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 04.02.2009, 08:03

Wie gesagt, Sokolov kann die Erfordernisse des Remisantrags ja nachholen und dann korrekt reklamieren. Es war nach der ersten Reklamation nichts verloren.

Gruß Daniel

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Die genauen Vorkommnisse

Beitrag von thomas.soergel » 04.02.2009, 09:38

Man müsste die exakten Vorkommnisse kennen, um zu einem Urteil zu kommen. So wie es in dem Artikel geschildert ist, war Sokolov am Zug und ging zu seinem Mannschaftsführer. Dann gingen beide zum SR und reklamierten Remis. Da die Uhr nicht angehalten war, musste der SR diese Reklamation ablehnen.
So lese ich es aus dem Bericht. Normalerweise kommt aber eine Begründung, nämlich, dass Uhr nicht angehalten wurde.
Wurde sie angehalten, käme die Ablehnung mit der Begründung, dass der Zug nicht notiert sei.
Vielleicht hatte aber Sokolov diesen Zug am Brett diesen Zug doch ausgeführt? Man müsste den Protestantrag und die Aussagen aller Beteiligten erst einmal kennen, bevor man sich hier ein Urteil erlauben kann.
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Beitrag von hoppepit » 04.02.2009, 13:33

dfuchs hat geschrieben:Wie gesagt, Sokolov kann die Erfordernisse des Remisantrags ja nachholen und dann korrekt reklamieren. Es war nach der ersten Reklamation nichts verloren.
Nee, Daniel! Ich denke, da liegst du falsch.
Nach 35. ...Ke7 kam im 36. Zug sofort Dxh4+. Dann is nix mehr mit reklamieren!
Gruß, Peter
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Beitrag von dfuchs » 04.02.2009, 13:47

Ich habe auch geschrieben, dass er die Erfordernisse nachholen kann.

Er kann nach der abgelehnten Reklamtion immer noch den Zug aufschreiben und die Uhr im selben Zug ohne zu ziehen anhalten. Dann müsste, der Antrag durchgehen. Es gibt nirgends die Regel, dass man nicht zweimal hintereinander Remis reklamieren darf.

Gruß Daniel

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Heilbarer Hinderungsgrund

Beitrag von thomas.soergel » 04.02.2009, 15:52

dfuchs hat geschrieben:Ich habe auch geschrieben, dass er die Erfordernisse nachholen kann.
Er kann nach der abgelehnten Reklamtion immer noch den Zug aufschreiben und die Uhr im selben Zug ohne zu ziehen anhalten. Dann müsste, der Antrag durchgehen. Es gibt nirgends die Regel, dass man nicht zweimal hintereinander Remis reklamieren darf.
Gruß Daniel
Es gibt nur eine Regel, die mehrfaches Anbieten von Remis untersagt, aber hier geht es um ja eine Reklamation.
Wenn diese Reklamation abgelehnt wurde, dann geht es um die Gründe. Handelt es sich um heilbare Gründe (Uhr nicht angehalten, Remis-Zug noch nicht notiert), dann muss sich der SR erneut damit befassen, sofern der Spieler diese "Heilung" vorgenommen hat.
Wurde dagegen der Zug bereits am Brett ausgeführt, dann ist der Ablehnungsgrund in diesem Zug nicht mehr heilbar.
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Re: Heilbarer Hinderungsgrund

Beitrag von Eckart » 04.02.2009, 17:13

thomas.soergel hat geschrieben: Wenn diese Reklamation abgelehnt wurde, dann geht es um die Gründe. Handelt es sich um heilbare Gründe (Uhr nicht angehalten, Remis-Zug noch nicht notiert), dann muss sich der SR erneut damit befassen, sofern der Spieler diese "Heilung" vorgenommen hat.
So sehe ich das auch.
Ein souveräner Schiedsrichter hätte auf die Reklamation den rechtlichen Hinweis gegeben, dass er ihr nicht stattgeben könne, solange die Uhr nicht angehalten sei.
(Wie Willi Knebel einst zum Nichtanhalten der Uhr bei Artikel 10.2 schrieb: "Bei laufender Uhr kann ich das nicht entscheiden.")
Peinlich, dass Sokolov - hat er nicht einst sogar ein Kandidatenmatch mit Karpov gespielt? - die Modalitäten nicht kennt. Den Spieler würde ich sofort rausschmeißen, zumindest aber ihm die Antrittsprämie für diese Partie streichen. Noch peinlicher, dass ein langjähriger Teamchef es nicht auf die Reihe bekommt, seinem Spieler zu vermitteln, dass er die Uhr anzuhalten habe.
Souleidis hat in seiner Darstellung nicht erwähnt, dass sich nicht erst nach 35...Ke7 dieselbe Stellung zum dritten Mal ergeben würde, sondern dass bereits die Stellung vor 35...Ke7 zum dritten Mal auf dem Brett war. Das Aufschreiben eines Zuges war gar nicht erforderlich.

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Re: Heilbarer Hinderungsgrund

Beitrag von hoppepit » 04.02.2009, 17:36

Eckart hat geschrieben:Souleidis hat in seiner Darstellung nicht erwähnt, dass sich nicht erst nach 35...Ke7 dieselbe Stellung zum dritten Mal ergeben würde, sondern dass bereits die Stellung vor 35...Ke7 zum dritten Mal auf dem Brett war. Das Aufschreiben eines Zuges war gar nicht erforderlich.
...das wirft natürlich dann wieder ein ganz anderes Licht auf die Sache!
Aber wie schon weiter oben geschrieben. Wir waren nicht dabei und kennen so nicht den genauen Verlauf der Sache.
Gruß, Peter
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Re: Heilbarer Hinderungsgrund

Beitrag von Eckart » 04.02.2009, 20:04

hoppepit hat geschrieben: Aber wie schon weiter oben geschrieben. Wir waren nicht dabei und kennen so nicht den genauen Verlauf der Sache.
Das ist wohl wahr, aber soviel steht bereits jetzt fest: irgendeiner der Beteiligten - oder aber alle - wird durch Regelunkenntnis den (überflüssigen) Streit heraufbeschworen haben.

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Re: Heilbarer Hinderungsgrund

Beitrag von hoppepit » 04.02.2009, 21:07

Eckart hat geschrieben:...irgendeiner der Beteiligten - oder aber alle - wird durch Regelunkenntnis den (überflüssigen) Streit heraufbeschworen haben.
...das sehe ich allerdings auch so!
Gruß, Peter
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Peinlich, peinlich

Beitrag von thomas.soergel » 05.02.2009, 11:34

Eckart hat geschrieben:Das ist wohl wahr, aber soviel steht bereits jetzt fest: irgendeiner der Beteiligten - oder aber alle - wird durch Regelunkenntnis den (überflüssigen) Streit heraufbeschworen haben.
Wenn das erfahrenen Bundesligisten passiert, ist das nur noch peinlich. Wobei es nicht das erste Mal ist, dass die Tegernseer nicht aufgepasst haben. Vor drei Jahren stellten sie einen Spieler sowohl in der Bundes- wie auch in der Regionalliga als Stammspieler auf. Dem Spielleiter in der Regionalliga fiel dies leider erst nach dem ersten Mannschaftskampf auf.
Danach ging es dann mit den Protesten richtig rund, am Ende entschied die Rechtskammer von Bayern auf 0:8, weil der Verein letztendlich für seine Mannschaftsaufstellungen verantwortlich ist.
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Beitrag von Eckart » 09.02.2009, 12:08

Der Vorfall aus Tegernseer Sicht:

http://www.schach-am-tegernsee.de/Manns ... /team1.htm

Anscheinend ging es doch nur um das Anhalten der Uhr??!

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Anweisungen

Beitrag von thomas.soergel » 09.02.2009, 13:00

Eckart hat geschrieben:Der Vorfall aus Tegernseer Sicht:

http://www.schach-am-tegernsee.de/Manns ... /team1.htm

Anscheinend ging es doch nur um das Anhalten der Uhr??!
Interessant sind die Regelauslegungen seitens des DSB

http://srk.schachbund.de/include/frame. ... lauslegung

hierzu steht unter 9.5, dass der SR den Spieler darauf hinweisen soll, die Uhr anzuhalten.
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