Vorgehensweise Art. 10.2 ?!

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hoppepit
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Vorgehensweise Art. 10.2 ?!

Beitrag von hoppepit » 12.05.2009, 00:21

Hallo Kollegen,
folgende Frage:

Spieler A beantragt mit weniger als 2 Minuten Restbedenkzeit Remis nach 10.2 und hält die Uhr an.
Dieser Antrag beinhaltet ja auch gleichzeitig ein Remisangebot. Spieler A hat aber noch keinen Zug ausgeführt.
Kann Spieler B jetzt von A zuerst die Ausführung eines Zuges verlangen, bevor er über das Remisangebot befindet oder muß er das ohne einen vorherigen Zug von A tun?
Falls ja, müßte dann wohl auch die Uhr wieder in Gang gesetzt und sofort wieder angehalten werden?!

Des weiteren:
Wird zuerst das Remisangebot "abgehandelt" bevor der SR seine Entscheidung über den Antrag verkündet oder darf das auch andersrum laufen?

Steinigt mich jetzt bitte nicht für die Fragen. Ich denke schon, daß ich die korrekte Vorgehensweise kenne.
Ich bin nur durch eine Diskussion in einem anderen Forum etwas verunsichert.
Gruß, Peter
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dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 12.05.2009, 08:37

Das Vorgehen ist meiner Meinung nach, wie folgt:

Der SR fragt den Antragsgegner, ob er mit dem Remis einverstanden ist. Dieser hat nun zwei Möglichkeiten:

1. Er erklärt, dass er das Remis annimmt => Partieende
2. Er erklärt, dass er das Remis ablehnt => Sachprüfung
3. Er erklärt, dass er sich nicht äußern möchte => Sachprüfung bei stehendem Remisangebot.

Im Fall drei, darf also der SR den Antrag ablehnen, der Antragsgegner aber nach dem nächsten Zug des Antragstellers das Remis noch annehmen.

Relevant hierfür sind die Ausführungen aus 9.1 a) - Fall des nicht zum richtigen Zeitpunkt gestellten Remisangebot - 12.6 ist berücksichtigt.

Gruß Daniel

Eckart
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Beitrag von Eckart » 12.05.2009, 08:47

So sehe ich das auch.

Mit der Ergänzung, dass Fall drei auch dann gilt, wenn der SR nicht ablehnt, sondern seine Entscheidung hinausschiebt.
Zuletzt geändert von Eckart am 12.05.2009, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Eckart » 12.05.2009, 08:54

So sehe ich das auch.

Mit der Ergänzung, dass Fall drei auch dann gilt, wenn der SR nicht ablehnt, sondern seine Entscheidung hinausschiebt.

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 12.05.2009, 12:43

Danke für Eure Antworten.
Fall 3 hätte ich bisher anders gesehen, nämlich das eine Entscheidung über das Remisangebot vorliegen muß, bevor die Uhr wieder gestartet wird.
Naja, man lernt nie aus!
Gruß, Peter
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dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 12.05.2009, 13:26

Hallo hoppepit,

ich antworte dir hier und nicht im anderen Forum, da hier das Verständnis besser ist.

Wenn der Antragsgegner nicht (gleich) auf das Remisangebot reagieren möchte, dann kann er es bei fast jeder Bedenkzeit des Antragsstellers immer noch tun. Auch bei nur noch einer Sekunde Restbedenkzeit kann man noch einen (manche schaffen sogar 3 - 5) Zug machen und dann kann immer noch das Remisangebot bei eigener Bedenkzeit angenommen werden.

Gruß Daniel

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Beitrag von Eckart » 12.05.2009, 17:25

hoppepit hat geschrieben:Danke für Eure Antworten.
Fall 3 hätte ich bisher anders gesehen, nämlich das eine Entscheidung über das Remisangebot vorliegen muß, bevor die Uhr wieder gestartet wird.
Naja, man lernt nie aus!
Auch bei einem "normalen" Remisangebot, bei dem - aus welchen Gründen auch immer - die Uhr angehalten wird, z. B. um den Schiedsrichter zu holen, kann die Uhr wieder angestellt werden, bevor der Gegner sich für Annahme oder Ablehnung entschieden hat.
Warum sollte es bei einem durch Artikel 10.2 fingierten Remisangebot anders sein?

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 12.05.2009, 18:11

dfuchs hat geschrieben:Hallo hoppepit,

ich antworte dir hier und nicht im anderen Forum, da hier das Verständnis besser ist.

Wenn der Antragsgegner nicht (gleich) auf das Remisangebot reagieren möchte, dann kann er es bei fast jeder Bedenkzeit des Antragsstellers immer noch tun. Auch bei nur noch einer Sekunde Restbedenkzeit kann man noch einen (manche schaffen sogar 3 - 5) Zug machen und dann kann immer noch das Remisangebot bei eigener Bedenkzeit angenommen werden.

Gruß Daniel
Hallo Daniel,
habe ich ja auch verstanden.
Meine Bedenken rührten halt durch die Zeitangabe in dem im anderen Forum geschilderten Fall von einer Sekunde Restbedenkzeit, mit der 10.2 beantragt wurde.
Das wird schon heftig, wenn der SR dann die Uhr wieder startet!! Da muß man die Hand schnell genug wegziehen, sonst gibts vermutlich blaue Flecken.

Die dortige Behauptung, der SR könne die Uhr auch wieder starten, ohne auf den "Antragsgegner" zu warten, halte ich allerdings für falsch.
Die würde ich erst dann wieder in Gang setzen, wenn beide Spieler am Brett sind.
Gruß, Peter
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Beitrag von Eckart » 12.05.2009, 18:28

hoppepit hat geschrieben: Meine Bedenken rührten halt durch die Zeitangabe in dem im anderen Forum geschilderten Fall von einer Sekunde Restbedenkzeit, mit der 10.2 beantragt wurde.
Das wird schon heftig, wenn der SR dann die Uhr wieder startet!! Da muß man die Hand schnell genug wegziehen, sonst gibts vermutlich blaue Flecken.
Aber warum denn?
Die Uhr wird doch nur dann wieder in Gang gesetzt, wenn der Schiedsrichter dem Antrag nicht sofort stattgibt. Wenn der Antragsteller dann die Zeit überschreitet, ist es doch ganz allein sein "Problem", dass er vorher so viel Zeit verbraucht hat und es nun "heftig" wird.

Oder meinst du, der Gegner ist aus irgendeinem Grund verpflichtet, dem Remisangebot zuzustimmen, damit es nicht zur ZÜ kommt? Das halte ich für völlig abwegig.
hoppepit hat geschrieben: Die dortige Behauptung, der SR könne die Uhr auch wieder starten, ohne auf den "Antragsgegner" zu warten, halte ich allerdings für falsch.
Die würde ich erst dann wieder in Gang setzen, wenn beide Spieler am Brett sind.
Und warum das?
Kann man einen Spieler "ans Brett zwingen"?
Dafür sehe ich in den Regeln keine Handhabe.

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Beitrag von hoppepit » 12.05.2009, 19:24

Eckart hat geschrieben:Oder meinst du, der Gegner ist aus irgendeinem Grund verpflichtet, dem Remisangebot zuzustimmen, damit es nicht zur ZÜ kommt? Das halte ich für völlig abwegig.
Selbstverständlich nicht!
Eckart hat geschrieben:Und warum das?
Kann man einen Spieler "ans Brett zwingen"?
Dafür sehe ich in den Regeln keine Handhabe.
Ich will den Gegner nicht ans Brett zwingen, sehe nur folgende Problematik:
Spieler A beantragt Remis nach 10.2 während Spieler B nicht im Spielsaal ist (Toilette oder was weiß ich). Wenn ich jetzt ohne zu warten, meine Entscheidung aufschiebe (dürfte in den meisten Fällen so sein) und die Uhr wieder starte (evtl. noch 2 Minuten Zeitgutschrift für B) und danach kommt der Spieler erst ans Brett hat er von der ganzen Sache einschließlich dem Remisangebot garnichts mitbekommen.
Angenommen Spieler A entfernt sich nun vom Brett. Klar ist angesichts der geringen Zeit sehr unwahrscheinlich könnte aber vorkommen. Kommt B jetzt zum Brett zurück und macht sofort seinen Zug ist Essig mit Remis annehmen!
Und ich kann schlecht als SR die ganze Zeit am Brett verweilen, bis B zurückkommt um ihn in Kenntnis zu setzen.
Kommt er aber zum Brett zurück und die Uhr ist angehalten, dürfte er von selbst fragen, was denn vorgefallen ist.
Gruß, Peter
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Werner
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Beitrag von Werner » 12.05.2009, 23:12

Da kann ich nur sagen, dass der A ein ziemlicher Depp ist, wenn er sich vom Brett entfernt, nachdem er seinem abwesenden Gegner Remis geboten hat, so dass der Gegner vom Remisgebot überhaupt nichts mitbekommt.

Wie läuft denn das bei einem "gewöhnlichen" Remisangebot?
Spieler A ist am Zug, B geht in den Raucherbereich, auf Toilette oder an die Theke, um sich ein Wasser zu hoilen.
A möchte Remis bieten, er führt auf dem Brett einen Zug aus, und, statt nun ins Leere zu sprechen: "Ich biete Remis", beschränkt er sich darauf, (=) auf seinem Partieformular zu notieren, und setzt die Uhr des Gegners in Gang.
Wenn ihm nun wirklich etwas am Remisangebot liegt, wird er warten, bis der Gegner wieder am Brett ist und diesem dann sagen: "Ich biete remis" oder "Ich habe remis angeboten".
Hingegen wäre A völlig bescheuert, wenn er sich vom Brett entfernt, ohne auf den Gegner zu warten. Dieser wird dann von dem Remisangebot tatsächlich nichts erfahren und statt dessen einen Zug ausführen. Was wäre denn daran so schlimm?
Und wieso soll bei einem Remis aufgrund von Art. 10.2 anders verfahren werden als bei einem "gewöhnlichen" Remisangebot?


Dem ersten Post von dfuchs ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Irgendwelche Konstruktionen, was wäre, wenn der eine Spieler jetzt, der andere später abwesend ist, halte ich für wenig hilfreich.

Art. 9.1 a) ist eindeutig auch auf das "Remisangebot" nach Art. 10.2 anzuwenden.
Und danach steht es einem Spieler UNTER ANDEREM frei, JEDES Remisangebot "durch Berühren einer Figur" abzulehnen oder - auch das ist möglich! - durch ewiges Untätigbleiben schließlich die Zeit zu überschreiten.

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 12.05.2009, 23:44

OK OK, hab's kapiert!
Da habe ich wohl zuviel reininterpretiert.
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