Strafen

Werner
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Re: Zeitgutschrift

Beitrag von Werner » 28.04.2009, 14:52

[quote="Thomas Rondio"][quote="Martin"]Ist es zwingend, daß [i]ein Schiedsrichter [/i] die Zeitgutschrift vornimmt?[/quote]

Ein ganz klares "JA!" - und das gleich aus drei Gründen:

1. Regel 7 b) lautet "fügt der Schiedsrichter ... zur Bedenkzeit des Gegners hinzu." und nicht "werden ... zur Bedenkzeit des Gegners hinzugefügt".

2. Wenn dem Spieler gestattet werden soll, beim ersten (und zweiten) regelwidrigen Zug den Schiedsrichter außen vor zu lassen, müsste es konsequenterweise auch beim dritten regelwidrigen Zug möglich sein. Das kann nicht funktionieren.

3. Warum sollen wir denjenigen, die meinen, Schiedsrichter wären überflüssig, auch noch selbst die Munition liefern?[/quote]

Martin hatte ausdrücklich eine Regel[b]änderung[/b] vorgeschlagen, so dass die jetzt bestehenden Regeln keine erschöpfende Antwort auf den Vorschlag geben können.

Man stelle sich vor, nachdem einer der Spieler auf der Uhr die Restbedenkzeit verändert hat, kommt es zum Streit darüber, ob das Verstellen der Uhr korrekt erfolgt ist. Einen derartigen Zwist vermeidet man, wenn man das Verstellen der Uhr ausschließlich den Schiedsrichter machen lässt.
Regeländerung wünschenswert? Nein!

hoppepit
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Re: Zeitgutschrift

Beitrag von hoppepit » 28.04.2009, 17:44

Werner hat geschrieben:Man stelle sich vor, nachdem einer der Spieler auf der Uhr die Restbedenkzeit verändert hat, kommt es zum Streit darüber, ob das Verstellen der Uhr korrekt erfolgt ist. Einen derartigen Zwist vermeidet man, wenn man das Verstellen der Uhr ausschließlich den Schiedsrichter machen lässt.
Regeländerung wünschenswert? Nein!
So ist es! Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen!!
Gruß, Peter
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 28.04.2009, 19:46

Die FIDE-Regel ist insoweit eindeutig, was das Einstellen der Uhr durch den SR betrifft.
Ich habe die Fragestellung von Martin allerdings so aufgefasst, was passiert, wenn es ein Spieler dennoch macht?
Da bin ich schon der Meinung, dass auch das zählt, wenn sich beide Spieler einig sind. Hier zählt der Satz: wo kein Kläger, da kein Richter.
Allerdings: ich würde aus den hier genannten Gründen davon abraten.

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Re: Zeitgutschrift

Beitrag von Scharfrichter » 03.05.2009, 19:40

hoppepit hat geschrieben:
Werner hat geschrieben:Man stelle sich vor, nachdem einer der Spieler auf der Uhr die Restbedenkzeit verändert hat, kommt es zum Streit darüber, ob das Verstellen der Uhr korrekt erfolgt ist. Einen derartigen Zwist vermeidet man, wenn man das Verstellen der Uhr ausschließlich den Schiedsrichter machen lässt.
Regeländerung wünschenswert? Nein!
So ist es! Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen!!

Recht hat er !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 03.05.2009, 22:02

Ich denke, wir sind uns einig, dass es der SR machen sollte. Dafür sprechen nicht nur die FIDE-Regeln, sondern auch die hier dargestellten Gründe.
Martin fragte aber, ob es ZWINGEND ist, dass es ein SR macht.
Was auch implementiert, was passiert, wenn es NICHT ein SR macht?

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Beitrag von Martin » 05.05.2009, 03:29

Zunächst einmal vielen Dank für alle Meinungsäußerungen! Grundsätzlich stimme ich auch mit allen überein, daß der Schiedsrichter als neutrale Instanz das machen sollte.

Ich melde mich aber noch einmal zu Wort, weil mein eigentliches Ansinnen in der Argumentation vielleicht etwas zu kurz gekommen ist. Ich habe gewisse Bedenken wegen denkbarer Probleme in der praktischen Durchführbarkeit. Deswegen will ich die Situation einmal wie folgt darstellen:

Ich bin jetzt mal ein in hohe Zeitnot geratener Spieler. Die Partiestellung hat sich während der letzten Züge innerhalb von wenigen Minuten bzw. Sekunden unerwartet verschärft und ich bräuchte dringend Zeit zum Nachdenken, mehr als mir noch geblieben ist.
Falls nun die Bedingungen sind wie eingangs geschildert (Schiedsrichter weit weg, großes Turnier usw.), wäre das doch eine prima Gelegenheit für einen regelwidrigen Zug, um ein Anhalten der Uhr zu erreichen. Eigentlich könnte ich sogar darauf bestehen, daß mein Gegner eine Zeitgutschrift bekommt und ihn zwingen, den Schieri aufzusuchen, wenn ich die Regel 7.4 richtig verstehe. Und mein Gegner, der vielleicht auch nur noch zwei oder drei Minuten hat, hätte wegen der Konzentrations- und Rhythmusstörung sogar einiges Interesse an den 2 Minuten Gutschrift, eben nur nicht auf Kosten eines längeren mich begünstigenden "Time-Outs", wie es beim Schieri-Holen zwangsläufig entstehen würde.

Zu bedenken ist: Mein Gegner hatte in den letzten Zügen mit Blick auf meine Uhr vielleicht sogar extra riskant gespielt, weil die besten Antwortzüge in hoher Zeitnot nur schwer zu finden sind. Und nun soll ich nach meinem regelwidrigen Zug in Ruhe alles ansehen dürfen, ohne daß meine Uhr läuft?

Ich dürfte mir sogar eine Wiederholung des Vorganges erlauben. Allerdings habe ich bisher noch nie den Fall dreier regelwidriger Züge erlebt. Auch zwei sind wohl schon extrem selten.

Dies sind die Überlegungen, die mich auf meine Frage brachten. Oder unterliege ich da irgendwo einem Denkfehler?

Wenn der Benachteiligte in der geschilderten Konstellation das Recht hätte, selbst 2 Minuten hinzuzufügen, dann müßte zumindest der Verursacher der Unterbrechung den Schiedsrichter suchen gehen, falls er nicht einverstanden ist, und nicht der "Unschuldige". Das war meine Idee. Kann man mir folgen?

Ideal wäre natürlich ein bereit stehender kompetenter Schiedsrichter, der umgehend eingreifen kann. Aber z.B. auf größeren Open ist das keine Selbstverständlichkeit.

Übrigens ist ein einzelner regelwidriger Zug nach meiner Erfahrung gar nicht so selten in Turnierpartien. Besonders "beliebt" ist z.B. ein übersehenes Schach oder Umwandeln von Bauern ohne Umwandeln. Häufig spielt auch das Thema Zeitnot dabei eine Rolle.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 05.05.2009, 09:44

Martin hat nochmals anhand einleuchtender Beispiele dargestellt, worum es ihm geht.
Ich selbst sehe kein Problem damit, wenn sich die beiden Spieler einig sind.
Insbesondere dann, wenn kein SR in der Nähe ist oder anderweitig beschäftigt.
Wenn dem Gegner allerdings an den 2 Minuten Zeitgutschrift gelegen ist, muss er sich wohl um einen SR bemühen, es sei denn, auch diese 2 Minuten billigt der Gegner zu.
Die FIDE-Regeln stecken den Rahmen ab, innerhalb dessen man sich bewegen sollte.
Im übrigen steht bei 7.4 a) nicht zwingend, dass die Stellung vor dem regelwidrigen Zug beim SR zu reklamieren ist. Normalerweise sehen das die Spieler selbst und können es auch korrigieren. Nur in Fortführung des Regelverstoßes steht unter 7.4 b), dass der SR 2 Minuten Zeitgutschrift an den Gegner gibt.
Bei den meisten Mannschaftskämpfen der unteren Ligen ist ohnehin kein neutraler SR anwesend. Dann müsste man sich an den betr. ML wenden, der die SR-Funktion ausübt. Da einigen sich die Spieler in aller Regel selbst und alles ist gut..

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