Karenzzeit Null?!

Werner
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Beitrag von Werner » 19.05.2009, 11:33

Ich bin der festen Überzeugung, dass "nach dem Spielbeginn" auch nach der neuen Regel den angesetzten und nicht den tatsächlichen Spielbeginn meint.
Wennn bei Karenzzeit 0 der angesetzte Spielbeginn 10.00 Uhr ist, der tatsächliche Spielbeginn aber z. B. erst 10.05 Uhr, hat, wer zwischen 10.00 Uhr und 10.05 Uhr im Turnierareal erschienen ist, trotzdem schon verloren.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 12:44

Es heißt aber nicht: "im Turnierareal erschienen", sondern "am Schachbrett erscheint". Hiermit ist unzweifelhaft nicht die Toilette oder ein Raucherraum gemeint.
Übrigens reichte auch früher nicht die bloße Anwesenheit wie in einer kommentierte Fassung der FIDE-Regeln nachzlesen ist:
Es reicht nicht, im Turniersaal anwesend zu sein.
Zuletzt geändert von Georg Heinze am 19.05.2009, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.

Werner
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Beitrag von Werner » 19.05.2009, 13:00

Früher genügte die Anwesenheit im Turnierareal, ohne dass man einen Zug ausführt.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 13:16

Das muss aber dann schon vor Markus Keller gewesen sein!
Übrigens hatten wir diese Diskussion schon in einem anderen Thread, so dass ich hier nicht nochmals Ausführungen dazu machen muss.
Es wäre ja wohl auch völlig abwegig, wenn jemand bei angesetztem Spielbeginn 10.00 Uhr in aller Ruhe sich 1 Minute vor 11 in den Rauchrraum setzt (gehört zum Turnierareal!) und dann in aller Ruhe um 11.02 Uhr dem SR sagt, dass er doch anwesend war!

Werner
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Beitrag von Werner » 19.05.2009, 13:54

Aber wenn er um 10.59 Uhr den Schiedsrichter auf dem Klo trifft und sich als anwesend zu erkennen gibt, hat das genügt.

DSB:
Am Brett erschienen ist ein Spieler, der entweder einen Zug ausgeführt oder sich beim Schiedsrichter oder Gegner gemeldet hat.


(Turnierleiterhandbuch des Deutschen Schachbundes von E. Schubart und H. Nöttger, Seite 19)

Eckart
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Beitrag von Eckart » 19.05.2009, 16:51

Einige der hier zuletzt aufgeworfenen Fragen - was bedeutet "Eintreffen am Schachbrett", darf ein Spieler, der rechtzeitig vorher da ist, bei Spielbeginn auf Toilette sein? - wurden in der April-Kolumne an Geurt Gijssen gerichtet

http://www.chesscafe.com/geurt/geurt.htm

ohne dass dieser dazu klare Antworten gibt!

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Beitrag von hoppepit » 19.05.2009, 17:46

Eckart hat geschrieben:...- was bedeutet "Eintreffen am Schachbrett", ...
Genau diese Frage habe ich auf einem SR-Lehrgang dem Ausbilder gestellt. Dieser Prof. Dr. :wink: macht seit Jahren die NSR-Ausbildung.

Seine Antwort: "Mir reicht es, wenn der Spieler im Spielbereich anwesend ist, muß nicht zwingend das Brett sein".
So habe ich es bisher auch gehandhabt.

Aber wenn Geurt Gijssen selbst keine eindeutige Antwort gibt, dürfen wir uns vermutlich einen gewissen "Ermessensspielraum" erlauben?!
Gruß, Peter
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Beitrag von Eckart » 19.05.2009, 18:46

hoppepit hat geschrieben:"Mir reicht es, wenn der Spieler im Spielbereich anwesend ist, muß nicht zwingend das Brett sein".
Na, das ist doch wenigstens mal eine klare Ansage.

Die für die Praxis hoffentlich genügen wird.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 19:15

Ich denke auch, dass die Formulierung "am Schachbrett erscheint" mehr oder weniger bedeutet, dass der Spieler sich im Spielbereich aufhält.
Es dürfte doch letztendlich egal sein, ob er an seinem Schachbrett sitzt, dort steht oder sich alle Spieler an irgendeinem Schachbrett aufhalten. Er muss anwesend sein und sich dem SR zu erkennen geben.
Da bin ich ja froh, dass in der Oberliga Ost und allen Spielebenen des Schachverbandes Sachsen eine Kulanz von 30 min gilt.
Das heißt, man muss nur aufpassen, dass statt nach 1 Stunde eben schon nach 30 Minuten das Blättchen fällt.

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Beitrag von hoppepit » 19.05.2009, 19:23

Georg Heinze hat geschrieben:Das heißt, man muss nur aufpassen, dass statt nach 1 Stunde eben schon nach 30 Minuten das Blättchen fällt.
Nee, Georg! Mit dem Blättchenfall hat das nichts zu tun!
Oder hast Du das "sinnbildlich" gemeint.
Gruß, Peter
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 19:40

Genau so ist es!
Zunächst wollte ich schreiben: dann fällt der Hammer, aber wir sind ja Schachspieler und keine Handwerker!
Obwohl: Punkt 9 (oder 10) könnte man ja eine SR-Uhr für alle sichtbar entsprechend einstellen. Da ja die offizielle Beginnzeit (und nicht die tasächliche) zählt, wäre das eine Möglichkeit.

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Beitrag von hoppepit » 19.05.2009, 19:56

Georg Heinze hat geschrieben:Obwohl: Punkt 9 (oder 10) könnte man ja eine SR-Uhr für alle sichtbar entsprechend einstellen. Da ja die offizielle Beginnzeit (und nicht die tasächliche) zählt, wäre das eine Möglichkeit.
Diese "offizielle-Zeit-Atomuhr" habe ich immer auf meinem SR-Tisch stehen.
Gruß, Peter
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Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 21:07

Aha, dann ist die Idee doch nicht so neu!

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Beitrag von Stingray » 19.05.2009, 21:37

Vorab: Selbstredend sind Spielsaal, Turniersaal, Spielbereich und "playing venue" ein und dasselbe - ich sollte zukünftig nicht mehr morgens im Büro irgend welche Forenbeiträge tippen... :oops: Zudem hat mich mein Gedächtnis wohl tatsächlich getrügt, was die Veröffentlichungen anbelangt. Eine entsprechende SRK-Weisung habe ich hier nirgends gefunden, aber Regel 19.1 in der neuen Buli-TO ist entsprechend formuliert.

Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema:
Natürlich beziehen sich sämtliche Angaben weiterhin auf den angesetzten Spielbeginn. Aus den FIDE-Regeln konnte diese Formulierung wegen Redundanz aber an dieser Stelle gestrichen werden. Gemäß Regel 6.5 wird zum festgelegten Partiebeginn die Uhr des Anziehenden in Gang gesetzt. Damit beginnt die "Session", wie es im Englischen heißt. Also sind im Kontext der FIDE-Regeln angesetzter und realer Partiebeginn gleich. Ein späterer "realer" Beginn stellt bereits einen Verstoß dar :!:

Dass die Sache mit der Viertelstunde früheren Anwesenheit sich "nur" auf die Mannschaftsaufstellung bezieht, weiß ich auch. Nach meiner Erfahrung reisen die Teams aber zusammen an und schicken keinen Handlanger zur Aufstellungsabgabe vor.

In Dresden mussten die Spieler tatsächlich am Brett sitzen, was wohl an der Weitläufigkeit des Turniersaals lag. Anders hätte man da kaum eine klare und einheitliche Regel formulieren können. Bei einem Mannschaftskampf kann der Schiedsrichter dagegen den kompletten Turniersaal bequem einsehen, so dass es hier keiner schärferen Regelung bedarf. Auch im Kontext der vorzeitigen Einreichung der Mannschaftsaufstellung betrachte ich als Schiri das Team im allgemeinen spätestens dann als eingetroffen, wenn der Mannschaftsführer den Saal betritt (und keine großen Anstalten macht, sich jemand anderem als mir zuzuwenden).

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 19.05.2009, 22:11

Natürlich sind 6.5 und 6.6 a) im Kontext zu sehen.
Was will man aber machen, wenn der als SR fungierende ML die Uhren erst 5 min nach Spielbeginn anstellt, weil z.B. das Spielmaterial noch nicht aufgebaut war? Den SR bestrafen?
Es ist leider so, dass die FIDE-Regeln wohl in erster Linie für int. Turniere und Meisterschaften wie die Bundesliga gemacht sind.
Ansonsten sollte man sich weitestgehend danach richten.
Insbesondere in den unteren Spielklassen interessieren die FIDE-Regeln oftmals nur am Rande. Es wird in erster Linie Schach gespielt. Da wird trotz Handyklngeln weiter gespielt und alles ist gut. Besonders freut man sich, wenn man 5 min vor Spielbeginn anwesend ist und von der Gastgebermannschaft ist niemand zu sehen. Aber es wird trotzdem Schach gespielt!
Was ich sagen will: es gibt die Theorie und es gibt die Praxis. Nicht, dass ich die übliche Praxis gutheißen würde, aber sie ist eben so. Kennt das niemand?
Natürlich kann ich als Gast verlangen, dass die Uhren, unabhängig vom tatsächlichen Spielbeginn, eben schon zu Lasten des Gastgebers laufen.
Man gewinnt dann 5 oder 10 Minuten, Freunde macht man sich damit nicht.
Na gut, Schach spielen muss man ja nicht, um Freunde zu gewinnen.

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