Neue Bundesligabedenkzeit...

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 25.08.2008, 11:39

So liebe ich die Beiträge:
sachlich fundiert, objektiv und mit einem Schuss Humor bzw. Ironie.
Ungewollt passt da auch dieser Satz:
... womit das Stargeld anteilmäßig verbraucht wäre ...
Natürlich bezahlen Starspieler kein Startgeld ... :cry:

Martin
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Beitrag von Martin » 25.08.2008, 12:57

Das mit der verringerten Zugzahl von 40 auf 36 war, wie ich gestern verstanden habe, eine gutgemeinte Maßnahme aufgrund von Bohrgeräuschen im Zuge von Bauarbeiten am Spielort und sollte insofern als eine gewisse Kompensation für die Spieler dienen.
Ansonsten gab es wohl noch des Öfteren, wie mir Beobachter berichteten, im weiteren Verlauf des Turnieres identische Situationen insbesondere auch an den vordersten Brettern, daß also Spieler einen Zug erwiderten, bevor sie zur Notation schritten, obwohl mindestens ein Beteiligter unter fünf Minuten Restbedenkzeit gelangt war. Dagegen wurde aber nicht mehr eingeschritten, so daß dem Vernehmen nach von einer gewissen Einsicht auszugehen ist. Wenn dem so sein sollte, finde ich es jedoch trotzdem unverständlich, daß Uwe Bade nicht auf mich zugekommen ist und zumindest ein Wort des Bedauerns geäußert hat.

Georg Heinze
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Beitrag von Georg Heinze » 25.08.2008, 14:18

Dann wäre eine Veränderung der Bedenkzeit aufgrund besonderer Verhältnisse u.U. auch gerechtfertigt.
Wenn SR Bade ähnliche "Fälle" anders behandelt hat, dann hat er entweder hier das Forum gelesen (sehr unwahrscheinlich) oder er ist noch mal in sich gegangen und hat genauer nachgelesen, welche FIDE-Regel wirklich aktuell ist.
Zu menschlicher Größe hätte es dann aber auch gehört, zumindest das Gespräch mit Martin zu suchen oder sich zu entschuldigen.
Naja, Fehler einsehen usw. ist nicht jedermann gegeben.

Eckart
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Beitrag von Eckart » 25.08.2008, 17:23

Martin hat geschrieben:Ansonsten gab es wohl noch des Öfteren, wie mir Beobachter berichteten, im weiteren Verlauf des Turnieres identische Situationen insbesondere auch an den vordersten Brettern, daß also Spieler einen Zug erwiderten, bevor sie zur Notation schritten, obwohl mindestens ein Beteiligter unter fünf Minuten Restbedenkzeit gelangt war. Dagegen wurde aber nicht mehr eingeschritten, so daß dem Vernehmen nach von einer gewissen Einsicht auszugehen ist.
Hoffentlich ist das der Grund dafür und nicht, dass Titelträger anders behandelt werden als Nichttitelträger.

Klaus
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Beitrag von Klaus » 03.09.2008, 17:05

dfuchs hat geschrieben:Fischer-Modus, man lese einfach in der (aktuellen) BTO:

14. Bedenkzeit, Spieldauer
Die Bedenkzeit beträgt 100 Minuten für die ersten 40 Züge. Nach der ersten Zeitkontrolle erhält jeder Spieler für die verbleibenden Züge 50 Minuten zu seiner vorhandenen Restbedenkzeit hinzugefügt. Ab dem ersten Zug erhält jeder Spieler pro ausgeführtem Zug eine Gutschrift von 30 Sekunden
Ich halte es für unsinnig bei einer festen Zugvorgabe einen Zeitbonus zu geben. Dieser ist meiner Meinung nach nur in der Endspurtphase sinnvoll.

Werner
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Beitrag von Werner » 03.09.2008, 17:46

Ich halte jedwede Form von Bedenkzeitverkürzung für unsinnig, die zu unübersichtlichen Bedenkzeitregelungen, zur Verpflichtung der Schachvereine zur Anschaffung von elektronischen Uhren und Batterien - wovon nur die Uhrenhersteller und die Funktionäre, die daran mitverdienen, profitieren -, zu überflüssigen Streitigkeiten und/ oder zu schlecht gespielten Endspielen führt.

thomas.soergel
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Da ist was dran

Beitrag von thomas.soergel » 03.09.2008, 18:26

Werner hat geschrieben:Ich halte jedwede Form von Bedenkzeitverkürzung für unsinnig, die zu unübersichtlichen Bedenkzeitregelungen, zur Verpflichtung der Schachvereine zur Anschaffung von elektronischen Uhren und Batterien - wovon nur die Uhrenhersteller und die Funktionäre, die daran mitverdienen, profitieren -, zu überflüssigen Streitigkeiten und/ oder zu schlecht gespielten Endspielen führt.
Ich denke zwar nicht, dass Bedenkzeitaddition von 30 sec. /Zug die Qualität der Endspielführung im Vergleich zur "Guillotine" verschlechtert, ganz im Gegenteil. Aber Werner hat Recht, Vereine werden ohne Not gezwungen, elektronische Uhren anzuschaffen, wo es die alten auch noch tun. Zumindest in den unteren Klassen. Und irgendwann wird dann ein Modus beschlossen, den nur ein Uhrenhersteller drauf hat, der zufällig im entsprechenden Gremium sitzt. Wehret den Anfängen, sage ich.
Ich finde zwar die digitalen Uhren auch praktischer, aber je komplizierter der Modus wird, umso schwerwiegender werden dann Bedien- und Einstellfehler durch ungeübte Mannschaftsführer, SR etc..
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dfuchs
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Beitrag von dfuchs » 03.09.2008, 20:02

Wo ist bitte die Verkürzung?

100 Minuten
40 * 30 Sekunden = 20 Minuten
Ergebnis 2h / 40 Züge

50 Minuten
20 * 30 Sekunden = 10 Minuten
Ergebnis 1h / für die nächsten 20 Züge und ab dann hat man für jeden Zug die 30 Sekunden mehr, wobei ansonsten Ende wäre.

Gruß Daniel

Holger Moritz
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Beitrag von Holger Moritz » 04.09.2008, 09:01

Klaus hat geschrieben:Ich halte es für unsinnig bei einer festen Zugvorgabe einen Zeitbonus zu geben. Dieser ist meiner Meinung nach nur in der Endspurtphase sinnvoll.
Das nicht - diese Regelung verhindert die extreme Zeitnot vor dem 40. Zug. Die Spieler sind (bei in der Summe gleicher Zeit) gezwungen, sich zumindest eine halbe Minute pro Zug 'aufzubewahren'. Gut, sie bekommen diese Zeit nur rationiert zugeteilt - ein wenig mehr 'bevormundet' was die Bedenkzeitverteilung angeht. Damit entfällt das völlige Geblitze und - für uns ganz wichtig - der Wegfall der Schreibpflicht. In der Endspurtphase ist es dann bei langen Partien ein echtes 'Mehr'. Ich frag mich nur, was macht ein Spieler, der bei richtigen Langläufern am Ende mal auf Klo muss? Eine 120 Züge-Partie dauert halt eine Stunde mehr und diese wird erfahrungsgemäß oft im Halbminutentakt abgespult. Eine Lösung, die ich schon gesehen habe sind beidseitig freiwillige zweimalige Zugwiederholungen - das ein paar mal und geblitzt - dann kann man vielleicht wirklich auch so spät noch mal kurz verschwinden.
Es kommt vor - bei der EM 2007 gab es eine 219-Züge-Partie, die unsere Zeitpläne als SR richtig gekillt hatte. Saalaufbau ging erst hinterher richtig, gut zwei Stunden später als normalerweise. Das kann auch in der BL passieren - dann gut's Nächtle. Zumindest die Kollegen, die mit ÖPNV zum Einsatz kommen haben dann am Sa-Abend vielleicht ein Problem - ich würde vorschlagen, ab jetzt immer mit einer Hotelübernachtung zu planen. Als Spieler mit Sextanerblase wäre ich da schon viel früher geliefert - hätte aber auch das Endspiel längst verloren und nicht am Ende doch noch einen halben Punkt gerettet :oops:

hoppepit
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Beitrag von hoppepit » 04.09.2008, 12:39

dfuchs hat geschrieben:Wo ist bitte die Verkürzung?
Ich denke, es geht nicht um die Verkürzung, denn es ist ja faktisch keine.
Vielleicht ist der Gedanke der eigenständigen 1. BL eine Entscheidung am Brett zu erzwingen, da 10.2 ausgehebelt ist?!
Gruß, Peter
Unterlagen für Schiedsrichter und Turnierorganisation:
https://www.schachschiri.de
Threema: KPH5UBWT

thomas.soergel
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Nehme ich auch an

Beitrag von thomas.soergel » 04.09.2008, 13:34

hoppepit hat geschrieben:Ich denke, es geht nicht um die Verkürzung, denn es ist ja faktisch keine. Vielleicht ist der Gedanke der eigenständigen 1. BL eine Entscheidung am Brett zu erzwingen, da 10.2 ausgehebelt ist?!
Das dürfte es wohl sein. Zudem dürfte bei den Geldern, die die Vereine aufwenden müssen, um überhaupt in der 1. Bundesliga spielen zu dürfen, die Anschaffung entsprechender digitaler Uhren eine Marginalie sein.
Abgesehen davon, dass diese Uhren ja lange bereits Pflicht sind.
Insofern betreffen Werners Befürchtungen eher die Vereine in den unteren Klassen, aber bis so ein Modus auch in der Kreisklasse beschlossen wird, wird es wohl noch dauern.
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Klaus Zachmann
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Beitrag von Klaus Zachmann » 04.09.2008, 22:20

Eckart hat geschrieben: Hoffentlich ist das der Grund dafür und nicht, dass Titelträger anders behandelt werden als Nichttitelträger.
Vielleicht wollte der Schiedsrichter vor der Dame nur zeigen was er so drauf hat und hat deshalb so merkwürdig reagiert. Da tut man sich dann auch schwer sich hinterher zu entschuldigen.

Die Autorität bekommt man letztlich nicht geschenkt, sondern wird durch umsichtiges und professionelles Handeln erworben. Auch sollte man die Regeln beherrschen, insbesondere wenn man kein Neuling ist.

Nun ja, man spielt ja auch nicht nur um zu gewinnen, manchmal macht das Schachspielen auch so Spaß.
Mit freundl. Gruß,
Klaus Zachmann

Martin
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Beitrag von Martin » 05.09.2008, 13:41

Klaus Zachmann hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht wollte der Schiedsrichter vor der Dame nur zeigen was er so drauf hat und hat deshalb so merkwürdig reagiert. Da tut man sich dann auch schwer sich hinterher zu entschuldigen.
Das würde ich mal nicht unterstellen. Obwohl die Vorstellung schon interessant ist, daß er im umgedrehten Fall genauso vorgegangen wäre und entsprechend kompromißlos durchgegriffen hätte, nachdem die österreichische Damenmannschaft in der Berichterstattung so nett präsentiert worden war. Aber das Verhalten meiner Gegnerin war am Brett tadellos, so wie sicher auch das meine.

uwebade
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Re: Neue Bundesligabedenkzeit...

Beitrag von uwebade » 12.06.2011, 11:24

Zufällig bin ich auf die an dieser Stelle veröffentlichten Beiträge gestoßen. Auch wenn sie inzwischen 3 Jahre zurückliegen, möchte ich meine Meinung nachstehend äußern.

Im Jahre 2008 wurden die Partien des Opens „Lichtenberger Sommer“ erstmals mit elektronischen Uhren und einer Bedenkzeit nach dem FIDE-Modus gespielt. Eine ausführliche Beschreibung der Uhrenfunktion, der Bedenkzeitregelung einschließlich Schreibpflicht und der Turnierregeln erhielten die Teilnehmer bei der Registrierung in einem Bulletin Nr. 0. Die darin enthaltenen Festlegungen (noch heute auf der Internetseite des SC Friesen Lichtenberg archiviert) orientierten sich an der deutschen Übersetzung der FIDE-Schachregeln, wie sie die Schiedsrichterkommission des DSB in einem Heft veröffentlicht und an ihre Schiedsrichter übergeben hatte. Vor Beginn der ersten beiden Runden wurde u.a. nochmals darauf hingewiesen, dass beim Erreichen einer Restbedenkzeit von fünf Minuten beiden Spielern die Ausführung eines eigenen Zuges erst erlaubt ist, wenn der gegnerische Zug notiert wurde.

In der 6. Runde habe ich Herrn Gebigke aufgefordert seiner Schreibpflicht zu genügen, worauf er lautstark protestierte. Nachdem er meiner Aufforderung nach einem Ende seiner Ausführungen nicht nachkam, erteilte ich ihm eine Verwarnung wegen Störung der Turnierruhe. Als Herr Gebigke seine Anwürfe in lautem Ton fortsetzte und die vereinzelten „Ruhe!“-Rufe anderer Teilnehmer zunahmen, erteilte ich eine zweite Verwarnung und wandte mich vom Brett ab, um zu zeigen, dass ich keine weitere Diskussion wünsche. Anstelle seine Partie fortzusetzen, erhob sich Herr Gebigke und lief mit wenig schönen, aber lauten Worten hinter mir her. Darauf ging ich wieder zu seinem Tisch, stellte die Uhr ab und erkannte nach Artikel 12.8 auf Partieverlust. Da Herr Gebigke weiterhin diskutierte, mußte ich ihn auch noch des Turniersaals verweisen.

Als Zeugen für meine Aussagen benenne ich den Co-Schiedsrichter Martin Sebastian, den Turnierleiter Dr. Klaus Kapr und alle Teilnehmer, die das Geschehen verfolgt haben.

Der Vorgang war für mich mit der Aussprache einer Strafmaßnahme abgeschlossen. Insbesondere habe ich keinen Anteil an dem Verweis, den der Berliner Schachverband wenig später auf Antrag des Landesspielleiters gegen Herrn Gebigke wegen wiederholter Schiedsrichterbeleidigung ausgesprochen hat.

Bei einem direkt folgenden Link zum englischen Originaltext auf der FIDE-Internetseite mußte ich zu meinem Erstaunen und Ärger feststellen, dass sich die Texte des Artikel 8 unterschieden.

Ich möchte abschließend nochmals feststellen, dass der gegen Herrn Gebigke ausgesprochene Partieverlust nach zwei vorangegangenen Verwarnungen wegen Ruhestörung und Weigerung zur Befolgung der Schiedsrichteranweisungen erfolgte. Für die Teilnehmer war die mündlich und schriftlich vor Turnierbeginn vorgetragene Regelung der Schreibpflicht entsprechend des von der DSB-Schiedsrichterkommission herausgegebenen Regelheftes verbindlich. Bei meinem Einsatz in der Jugend-Weltmeisterschaft 2007 waren die Schiedsrichter auf die gleiche Formulierung eingeschworen worden. Dass sich dieser Text im Nachhinein als nicht aktuell erwies, bedaure ich außerordentlich. Noch während des Einsatzes bei der Schacholympiade Dresden 2008 konnte ich zwei deutschsprachige Schiedsrichter auf die differierenden Texte hinweisen und von einer Fehlinterpretation abhalten.

Ich denke, wir haben alle daraus gelernt.

Georg Heinze
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Re: Neue Bundesligabedenkzeit...

Beitrag von Georg Heinze » 14.06.2011, 09:53

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... orientierten sich an der deutschen Übersetzung der FIDE-Schachregeln, wie sie die Schiedsrichterkommission des DSB in einem Heft veröffentlicht und an ihre Schiedsrichter übergeben hatte. 
Dass diese hinsichtlch der Schreibpflicht fehlerhaft war, wissen wir nun.
Interessant, dass die Ausführungen des SR Uwe Bade doch erheblich von dem abweichen, was Martin hierzu ausgeführt hat.
Andererseits aber auch verständlich, dass man als SR eine andere Sicht hat als der Betroffene.
Als Unbeteiligter lässt sich dazu schwer ein Urteil bilden und wie in vielen Fällen liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen.
Was mir auffällt: Offensichtlich waren doch mit dem Turnierleiter und den Co-SR mindestens 2 weitere ausgebildete SR dabei, so dass sich ohne weiteres hätte ein Turniergericht bilden lassen.
Wenn dieses vielleicht auch die Auffassung von Uwe Bade gestützt und bestätigt hätte, wäre er damit nicht allein mit seiner Entscheidung gewesen.
Aber aus irgendwelchen Gründen scheint das mitunter nicht mehr immer üblich zu sein.
Selbst bei der DEM ist das -obwohl vorgeschrienen- unterblieben, so dass der die Meisterschaft leitende SR, Bundesturnierdirektor Ralph Alt, zugleich Protestinstanz war.
Naja, Sachen gibt´s.

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